Sieben Jahre, acht Tagungen, neun Bilder – die Studentenhistoriker 2015 – 2022

Der AKSt veranstaltet wissenschaftliche Tagungen. Deren Ergebnisse sind in denzu jeder Tagung erscheinenden Bänden nachzulesen. Und doch gibt es immer auch diese Schlüsselmomente des glücklichen Zusammentreffens von Freundschaft und Wissenschaft, die sich einprägen. Um solche Momente soll es hier gehen – neun Bilder von Studentenhistorikertagungen, von 2015 bis 2022.

Dieser Beitrag ist eine Art optischer Auszug aus einem Textbeitrag, der im neuen Tagungsband des AKSt erschienen ist, rechtzeitig zur 83. deutschen Studentenhistorikertagung, 6. – bis 8. Oktober 2023, Rostock. Sie können ihn hier ordern, eine einfache Mail reicht. Der Preis liegt inflationsbedingt bei 25 Euro, wobei die Kosten damit immer noch nicht gedeckt sind. Aber der AKSt ist nie gewinnorientiert, sondern immer nur um den Erhalt von Tradition und Wissen bemüht.

Bonn, 2015
Um wenige Tage zu spät: die Studentenhistoriker Mitte Oktober 2015 vor dem Gasthaus „Zur Lindenwirtin Aennchen“ im sich eminent stark wandelnden Bonner Stadteil Godesberg, wo fürderhin die Studentenkultur insgesamt keinen Platz mehr haben dürfte.

Beunruhigte Studentenhistoriker stehen vor dem verriegelten Gasthaus „Zur Lindenwirtin Aennchen“, das wenige Tage zuvor ohne jede Ankündigung die Pforten geschlossen hatte. Bald sickerte durch, der Wirt sei pleite. Man hoffte auf baldige Wiedereröffnung, blieb optimistisch, besuchte noch das Aennchen-Grab auf dem Godesberger Friedhof, tagte im übrigen bei Alemannia Bonn auf dem Schänzchen direkt am Rhein, genoss dort den schönsten Siebengebirgsblick. Die 75. deutsche Studentenhistorikertagung war insgesamt ein großer Erfolg, die Hoffnung auf die Rettung des legendären Gasthauses erfüllte sich indes leider nicht. Heute ist das Haus übermalt und entleert, das Ambiente unwiederbringlich zerstört.

Basel, 2016

Besonderes Gasthaus in korporierten Händen: der Basler „Löwenzorn“.

Ein Blick in den Tagungssaal des Gasthauses „Löwenzorn“ in Basel. Hier fand die 8. euro-päische Studentenhistorikertagung statt; beeindruckt zeigten sich die Historiker. Auch dieses Bild ist bereits historisch, zeigt es doch rechts im Vordergrund Herbert Fritz vom OeVfStG. Für den AKSt stellte Jürgen Herrlein seine maßstabgebende Studie über die Corpsstudentenund ihren Umgang mit den seinerzeit euphemistische als „Arier-paragraphen“ bemäntelten antisemitischen Ausgrenzungen der jüdischen Mitglieder im KSCV dar. Den Freunden und Partnern von der SVSt gelang eine glanzvolle Tagung!

Halle, 2017

Frohe Gesichter in Halle an der Saale, denn die dortige Residenz, die Kustodie der Universität sowie die Häuser des Wingolfs, der Palaiomarchia sowie der Fridericiana boten einen wahrfaft glanzvollen Rahmen.

Gruppenbilder sagen sehr viel über die Stimmung aus, die auf einer Tagung herrscht. Wahrlich frohgemut präsentierte sich eine kleine Schar zur Besichtigung der Moritzburg und ihrer Kapelle, die einst als Universitätskirche diente. Umfangreich und vielseitig war das Vortragsprogramm, rund 90 Teilnehmer hatten den Weg in die im besten Sinne aus Ruinen auferstandene, ehrwürdige Universitätsstadt gefunden.

Bonn, 2018

Die Schweizer Delegation der Studentenhistoriker im Festsaal des Museum Koenig: Dr. Robert Develey, Dr. Paul Ehinger, Dr. Christof Frey.

Die CV-Akademie bot durch großzügige finanzielle Förderung dem AKSt aus Anlaß des 200jährigen Bestehens der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn einen so glanzvollen wie traditionsreichen Rahmen für die 78. dt. Studentenhistoriker-tagung: das Muesum Koenig, in dem 1948 die Parlamentarische Versammlung tagte. Zu danken ist dafür Prof. Dr. Michael Klein, dem Geschäftsführer der CV-Akademie. Im großen Hörsaal dem Museums stand bei der Festvorlesung von Prof. Dr. Wolfgang Wippermann die höchst kontroverse Frage im Mittelpunkt, ob Karl Marx Corpsstudent war – oder nicht. Einen Rekordbesuch ver-zeichente der AKSt am Sonntag bei einem Vortrag im Universitätsarchiv. Dr. Thomas Becker konnte die dort gehüteten Zimelien rund 125 Interessierten vorstellen.

Jena, 2019

Eine denkwürdige Führung durch die Salana, also der Jenschen Universität. Prof. Dr. Joachim Bauer, ganz links im Bild, zusammen mit den Teilnehmern der 79 deutschen Studentenhistorikertagung unter dem berühmten Bild von Frank Hodler mit dem Auszug der Lützower gegen Napoleon. Für den Freischärler, der sich unten mittig den Uniformrock anzieht, stellte sich im übigen der spätere Widerstandkämpfer gegen Hitler, Wilhelm Eucken Saxoniae Kiel, als Modell zur Verfügung.

Alles, was eine wundervolle, runde, glanzvolle Studentenhistorikertagung bieten kann, gelang in Jena. Eine würdige Begrüßung in der legendären Grünen Tanne, eine höchst ertragreiche Tagung bei Thuringia, die große Führung durch die universität, die wohl keiner, der dabei war, je vergessen wird. Der glanzvolle Abend bei Saxonia auf dem Sachsenburg, kaum weniger eindrücklich. Am Sonntag eine Besichtigung der studentischen Memorabilia in der Göhre, dem Stadtmuseum, und zu guter Letzt ein Schnefter auf die Rudelsburg. Welch ein Glanz! Ein herrliches Wandeln im Licht der untergehenden Sonne, am Vorabend der Krisenzeiten.

Wien, 2020 / 2021

Keinesfalls vergessen werden soll die 9. europäische Studentenhistorikertagung, die im Jahrere 2020 ausfallen mußte und auch 2021 nur virtuell stattfinden konnte. Die Corona-Krise hat damit unsere Freunde vom Österreichischen Verein für Studentengeschichte voll getroffen. Wir haben das gleichfalls zutiefst bedauert, auch, weil uns die aufführung einer echten Wiener Bieroper auf diese Weise entging. Über die gleichwohl sehr versiert durchgeführte Veranstaltung haben wir ausführlich berichtet.

Heidelberg, März und November 2021

Ein denkwürdiger Moment. Erstmals seit der Shoah gedenkt ein Rabbiner auf deutschem Boden den jüdischen Korporierten, die vertrieben, entrechtet, ermordet wurden. So geschehen am 14. März 2021 in der Großen Kneipe des Corps Suevia Heidelberg, die von 1945 bis 1955 Synagoge war, und in der wegen verständlicher, aber scharfer Corona-Restriktionen nur zehn Personen anwesend sein durften.

Eine Studentenhistorikertagung rein virtuell? Zumindest in der Theorie war’s genau so, denn die Zeiten waren ernst. Und Rücksicht zu nehmen ist noble Pflicht. Bei allem wurde aber nicht vergessen, was unsere Aufgabe ist: Tagungen abhalten, publizieren, Themen setzen, Erinnerungen wachhalten. Genau dies gelang in Heidelberg in der Tagung von 13. und 14. März 2021, die unter dem Generalthema „Jüdische Korporierte, jüdische Verbindungen“ stand, auf ganz besondere Weise. Denn dieses Thema ist wichtig. Das sah auch der Rabbiner der Hochschule für Jüdische Studien, HfJS, und erbat eine Wiederholung dieser Tagung im Novamber 2021 in den Räumen seiner Universität. So geschah es.

18. November 2021: Generalversammlung der Teilnehmer der gemeinsamen Tagung von AKSt und HfJS in der Großen Kneipe des Corps Suevia Heidelberg. Hochschulrabbiner der HfJS Shaul Friberg in der ersten Reihe, Mitte, mit schwedischer Studentenmütze, der Rektor der HfJS, Prof. Dr. Werner Arnold, zwei Plätze rechts von ihm.
Freundliche Begrüßung, gute Arbeitsatmosphäre: Hochschulrabbiner Shaul Friberg 8re.) und Tagungsleiter Sebastian Sigler in der HfJS

Im Januar 2022 wurde das Thema dann abgerundet mit einer Tagung der SVSt in Basel, die nochmals wichtige Erkenntnisse den jüdischen Korporierten und den jüdischen Verbindungen brachte. Ebenfalls eine sehr wichtige und weiterführende Veranstaltung, die Maßstäbe setzte. Nicht zuletzt öffnete das Jüdische Museum der Schweiz den Studentenhistorikern seine Pforten. Noch nie zuvor öffentlich gezeigte, jüdische Studentika hier wurden den Studentenhistorikern erstmals zugänglich.

Den vorläufigen Schlußpunkt setzt der Wiener Regionalverband des ÖCV mit einer Tagung, im november 2022, die wiederum speziell diesem Thema gewidmet und im übrigen sowwohl ausgezeichnet besetzt als auch gut besucht war. Durch den Auftritt prominenter Vertreter der Wiener Kultusgemeinde war hier nochmals eine besondere Relevanz zu spüren, und viel konnte auf einen guten Weg in die Zukunft gebracht werden. Trotzdem bleibt speziell auf diesem Themengebiet noch immer eine Menge zu tun.

Würzburg, 2022

Fast zu schön, um wahr zu sein! Eine runde, schöne, ertragreiche und glanzvolle Tagung. Es war die 82. des AKSt, und sie fand statt in Würzburg. Der Tagungsband ist derzeit in Druck, und er sei Interessierten sehr ans Herz gelegt. Wie schön es war, ist in unserem aktuellen Bericht zu lesen!

82. deutsche Studentenhistorikertagung, Würzburg 2022. Versammlung der Teilnehmer auf der Freitreppe des Huttenschlösschens, das den Würzburger Rhenanen seit dem späten 19. Jahrhundert als Corpshaus dient.

Schreibe einen Kommentar