Progreß, Reform, Religion? Zu den Anfängen des Bonner Wingolf

Der Bonner Wingolf trägt das älteste Gründungsdatum der Wingolfsverbindungen. Seine Entstehungsgeschichte ist turbulent, und sie ist eng mit einer religiös geprägten Reformbewegung im Vorfeld der 1848er-Revolution verbunden, deren Prinzipien Sittlichkeit, Geselligkeit und Wissenschaftlichkeit waren. Über den Bonner Wingolf berichtete Robert Giesecke anläßlich der 78. deutschen Studentenhistorikertagung, sein Aufsatz ist in unserem Tagungsband 2018 abgedruckt.

Wappen des Bonner Wingolf

Über die Anfänge des Bonner Wingolf, der ältesten Wingolfs­verbindung, und des Wingolfsbundes gibt es zwar viele Annah­men, aber kritische und detaillierte Untersuchungen liegen bislang kaum vor. Durch neue Funde im Archiv des Bonner Wingolfs ergibt sich die aktuelle Möglichkeit, die Geschichte dieser Verbindung aufzuarbeiten und sowohl korporations- als auch zeitgeschicht­lich einzuordnen.[1] Als erster Schritt wurden 2016 anlässlich des 175. Stiftungsfestes Dokumente zur der Gründungsphase, die von 1841 bis 1849 reicht,[2] veröffentlicht. Aufgrund der ge­ringen Zeitspanne zwischen Auffindung und Publikationstermin ent­schieden die Herausgeber damals, keine streng wissenschaftliche Ausgabe der Archivfunde vorzunehmen.[3] Dem soll hier Abhilfe geschaffen werden; die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die genannte Quel­lenedition.

Frühere Veröffentlichungen über die Geschichte des Bonner Wingolfs müssen im Licht der Archivfunde bewertet werden.[4] In der 1998 veröffentlichten „Geschichte des Win­golfsbundes“ findet sich die Hypothese: „Die ursprüngliche Wurzel des Wingolfs ist Erlangen.“[5] Die Stiftung der Erlanger Uttenruthia im Jahre 1836 wird dabei als entscheidendes Datum angenommen, eine nötige Verortung der dieser Verbindung in den Kontext christlich-bur­schenschaftlicher Bestrebungen wird aber nicht vorge­nommen.[6] Das ist ein Mangel.

Kneipsaal des Bonner Wingolf. Photographie aus einer Postkartensereie, um 1920.

Eine weitere Hypothese aus der Wingolfsgeschichte von 1998 lautet: „In Halle zeigte sich der Wingolf zum erstenmal fest umrissen“,[7] das würde heißen, als eine klar erkennbar christ­liche Studentenverbindung. Auch das kann so nicht stehen­bleiben, denn die Definition dessen, was das Ziel, was der Weg dorthin sein sollte, entwickelte sich erst später aus Richtungsstreitigkeiten zwischen den verschiedenen Wingolfsver­bindungen.[8] Das definitorische Problem zeigt sich exemplarisch bei der Katego­risierung des 1841 gegründeten Hallenser christlichen Vereins beziehungsweise des Tugendbundes als ursprünglich wingolfitisch. War er das? Naheliegender ist, dass sich zwei Verbindungen, und zwar einerseits Hallenser Wingolf und andererseits die Burschenschaft auf dem Pflug, aus einem vorher bereits bestehenden Verein heraus gründeten.[9] In Bonn dagegen gab es im Sommersemester 1841 die sogenannte Jüngere Theologenkneipe, die als direkter Vorläufer der Wingolfsverbindung gelten kann, wie später gezeigt wird.

Die Grundlagen des Wingolf

Ein eindrückliches Beispiel für eine interpretatorisch aufge­ladene Geschichtsdeutung ist die seit der Weimarer Republik üblich gewordene Deutung der Farben des Wingolfbundes. Unstrittig ist, dass die Farben „Schwarz-Weiß-Gold“ auf den am 19. Dezember 1841 gestifteten Bonner Wingolf zurückgehen. In der 1914 veröffentlichten Selbstdarstellung des Bonner Wingolfs wird noch zurückhaltend formuliert „vielleicht eine An­lehnung an die alten deutschen Farben schwarz-rot-gold, zugleich aber auch eine deutliche Ablehnung der in jenen Farben liegenden burschenschaftlichen Beziehungen“.[10] Die Argumentation „zu­gleich – vielleicht aber“ zeigt ideologisch motivierte Absetzun­gen an.

Der Rekurs auf eine politische Auslegung führte schließlich zu einer fiktionalen Interpretation der Verbindungsfarben. Tradi­tionsbildend wur­de die Behauptung, dass die Farben des Bonner Wingolf auf einen Vorschlag Ernst Moritz Arndts zurückgingen, der sie angeblich vom Frei­herrn vom Stein „als dessen offiziellen Vorschlag für die deutschen Nationalfarben kannte“.[11] Diese politisch-symbolische Deutung wurde 1927 von Dammermann in den Wingolfsblättern publiziert.[12] Er räumt selbst ein, dass seine Herleitung über vom Stein und Arndt zum Wingolf allein sei­ner Phantasie entspringt. Aber Dammermanns Intention ist eine tagespolitische. Wenn die Wingolfsfarben auf eine Kombina­tion von preußischen und habsburgischen Farben zurückgingen, dann hätte der Wingolf „seine Farben als Lehen vom Reich“.[13] Mittels dieser politischen Farbenlehre sollte der Wingolf nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg im nationalen Wettbewerb mit Burschenschaft und VDST gleichziehen.

Die Findung des Couleurs ist nach der Überlieferung, die im Bonner Wingolf gepflegt wird, weit weniger spektakulär, als das später, mutmaßlich mit politischer Intention, hineininterpretiert wurde. Der Stifter Engelbert schreibt jedenfalls rück­blickend auf den 11. März 1842: „Die Schläger wurden zum Abschiedskommers ange­schafft, ich denke mit einer schwarz-weißen Schärpe. Als das Wappen zustande kam, fand sich das Gold dazu.“[14] Das Wappen ist auf einem Pfeifenkopf er­halten. Ein goldenes Kreuz dominiert. Als studen­tische Symbole finden sich gekreuzte Schläger und ein schwarzes Barett.[15] Bereits für das folgende Jahr vermerkt Grashof in seinen Lebenserinnerun­gen unter dem Datum vom 11. Februar 1843, dass die Farben auf Tabaksbeuteln Ver­wen­dung fanden.[16]

Eine Zeichnung, datiert auf den 2. August 1844, zeigt den Stifter Schöler in altdeutscher Tracht, schwarzem Barett mit Landwehrkreuz, aber noch mit einer schwarz-weißen Schärpe.[17] Das älteste erhaltene Couleurband des Bonner Wingolf datiert schließlich auf den 14. März 1846,[18] „je halb schwarz-weiß und die übrige Hälfte gold“,[19] es gehört damit zu den ältesten Exemplaren, denn vermutlich wurde die Couleur im WS 1845/46 eingeführt.[20] Die Annahme des ehe­maligen Archivars des Wingolfsbundes Otto Imgart (1888 – 1945), in dieser Kombina­tion die Farben Hohen­staufens zu sehen, korrespondiert zeitlich mit der Inter­pretation Dammermanns.

Die dargelegte Entwicklungsgeschichte der Farben wider­spricht dieser Interpretation. Ich vermute, dass sich das Gold auf den religiösen Bezug der Verbindung bezieht. Die Ausdeutung von Schwarz-Weiß muss vorerst offenbleiben,[21] auch wenn Bezü­ge zu den preußischen Farben naheliegen. Diese Interpretation ist zeitgeschichtlich anschlussfähig. Die politische Interpretation mit Reichs- beziehungsweise Hohenstaufen­farben spiegelt ande­re Interessen.

Bonn als erste gesicherte Gründung
Im Archiv des Bonner Wingolf befindet sich ein Bild mit der handschriftlichen Notiz: „Die Jüngere Theologenkneipe des Sommersemester 1841“, die die Anfänge des ältesten Wingolf zeigen soll. Dasselbe Bild kennen die Bonner Geustphalen. Nach Lesart des Corps Guestphalia handelt es sich bei dieser Darstellung um die Guestphanlenkneipe. Eine Wertung, welche Lesart die richtige sei, kann hier nicht gegeben werden.

Es zählt zu den nicht hinterfragten Gewissheiten, dass Er­langen und Halle die Wiegen des Wingolfs sind. Aber vielleicht war alles vielfältiger als angenommen. Ein Ansatz wäre, viel häufiger die weltanschauliche Situati­on zu berücksichtigen, die verschiedene Typen religiös geprägter Verbindun­gen an den je­weiligen Hochschulorten hervorbrachte. Doch was wissen wir über den Urwingolf in Bonn? Einigkeit besteht darüber, dass er aus einer im WS 1839 entstandenen Theologenkneipe hervor­ging,[22] also nicht aus einem Erbauungs­kränz­chen. In Bonn gab es damals keine anderen Verbindungen als die Corps. Waren Theo­logen also bei einem oder unterschiedlichen örltichen Corps aktiv? Oder waren einerseits die Theologen- und andererseits die Schweizerkneipe Vergesellschaftungsorte, also korporierte Vedichtungsräume neuer Prägung?[23] Das ist mit der derzeitigen Quellen- und Ak­tenlage nicht zu entscheiden. Im Folgenden skizziere ich daher die Entwicklung des Bonner Win­golfs von 1841 bis 1849 nach jetzi­gem Kenntnisstand. In der Spät­phase der genannten Zeit­spanne ist der Bonner Wingolf dabei, wie gezeigt werden wird, als Burschenschaft anzusehen.

Im Sommersemester 1841 zählte die sogenannte Jüngere Theologenkneipe 20 Mitglieder.[24] Durch Ortswechsel waren zum WS 1841/42 nur noch vier verblieben: Christian Bickenbach als Präses, daneben Zickwolff, Brockhaus und Schöler. Doch im Oktober 1841 kamen „die beiden Mitglieder des religi­ösen Vereins zu Halle, Engelbert und Topp“ nach Bonn. Sie traten der Jüngeren Theologenkneipe bei „und regten in den Mitgliedern dieselben Ideen an, auf die der erwähnte Verein zu Halle beruht“.[25] Außerdem traten zwei Studenten aus Berlin – Reinhardt und Jungk – mit der Kneipe in Kon­takt, ohne jedoch selbst beizutreten.

Zwischen Richard Engelbert und Otto Reinhardt gab es alsbald ei­nen Disput über das Wesen eines künftigen Vereins.[26] Reinhardt schreibt: „Engelbert schien in einen Erbauungsverein, ich in einen Ideenstaat uns zu führen.“ [27] Es wurde jedoch eine Verstän­digung erreicht.[28] Der Unterschied zu Halle war dadurch ge­setzt. Über den Aus­schluss des Duells konnte zudem eine Verständigung er­zielt wer­den.[29] Um den undogmatischen Kompromiß über die religiöse Tendenz des Vereins besser einordnen zu können, ist die an der Bonner Evangelisch-Theologi­schen Fakultät herr­schende soge­nannte Vermittlungs­theologie zu be­rücksichtigen. Ihr führender Repräsentant war Karl Imma­nuel Nietzsch.[30] Da­mit war in Bonn ein anderes Milieu als im pietistisch geprägten Halle gesetzt, das dort durch  Friedrich August Tholuck re­präsentiert wurde.[31]

Gehörte zur ersten Generation des Bonner Wingolfs: Friedrich v. Bodelschwingh, der Gründer Bethels, hier auf einer Briefmarke von 1951: Bund Nr. 144.

Bickenbach und Zickwolff, Engelbert und Topp sowie Rein­hardt und Jungk fassten im November den Beschluss einer Ver­einsgründung. Schöler und Brockhaus traten hinzu. Am Freitag, den 17. Dezember wurde entschieden, den Verein nicht als Fort­setzung der Theologen­kneipe, sondern als Neugründung zu ver­stehen.[32] Die Stiftung des Bonner Wingolf erfolgte deshalb erst am 19. Dezember 1841.

Am 30. November 1841 wurde auf Anregung Schölers und Jungks[33] der Name Wingolf und vermutlich auch der Wahlspruch „fromm, fröhlich, frisch und frei“[34] angenommen. In Anlehnung an dieses Motto dichtete Schöler am 1. Juni 1842 das Rezeptionslied, das mit folgender Zeile beginnt: „Dir öffnet sich jetzt unsre Brust zu treuem Bruderleben.“[35] Zuvor war am 28. Ja­nuar 1842 ein religiöses Gedicht Schölers als Bundes­lied ange­nommen worden: „Wir haben uns so schön gefunden zu echter deutscher Jünglingslust.“[36]

Der erste Vereinsabend war am 7. Januar 1842. Reinhardt wurde zum Präses gewählt, Schöler wurde zum Fuchsmajor bestimmt.[37] Maßgeblich durch Reinhardt wurde eine „neue Ord­nung und gesetzliche Bestimmungen“ für den Verein verfasst, der „durch einen nahen Freund mit der Verfassung der Lands­mannschaften etwas bekannt gemacht“ worden war.[38] Damit dürfte stud. iur. August Schmidt, aktiv beim Corps Rhenania, gemeint sein: „Wir entwarfen einen Biercomment, wurden uns klar über unser Verhältnis zu den Korps, die sich auf noble Weise gegen uns benahmen, wobei ich der Freundschaft Schmidts, der mir manchen guten Rat erteilte, und Friedliebs (Senior des Corps Rhenania, RG), der (sich) als Ehrenmann (…) uns zu vertreten nicht scheute, gewiß war.“ [39] Mit Albrecht Schöler konnte der Verein zudem eine charismatische Persönlichkeit gewinnen. Er war es auch, der den Vereins­namen und den Wahl­spruch mit­brachte, und zwar von dem um 1838 in Koblenz von ihm mitbe­gründeten gymnasialen Freundeskreis „Euterpia“.[40] Mitglied die­ses Freundes­kreises – aber keineswegs des Bon­ner Wingolfs – war unter anderem der spätere Sozialreformer und Mit­begrün­der der Genossenschaftsbanken, Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Im Folgenden sollen die Beziehungen nach Erlangen oder den anderen Brudervereinen nicht detailliert erörtert werden. Nur soviel sei angemerkt: Explizite Kontakte nach Erlangen ergaben sich vermutlich erst im WS 1842/43, als ein dem Hallenser Verein angehörender Uttenreuther nach Bonn kam.[41] Aus dem Bundes­buch des Wingolf ergibt sich, dass es im August 1843 einen Besuch in Erlangen anlässlich des dortigen Universitäts­jubiläums gegeben haben muss.[42] Auch die Beziehungen zu einer deut­schen Theologenkneipe in Utrecht[43] und Schweizer Zofin­gern seien hier nur kursorisch erwähnt.[44] Die geordnete Bonner Welt aus Corps und Win­golf endete indessen mit der Stiftung der Burschenschaft Fridericia am 11. Febru­ar 1843. Im März 1844 gründete sich eine Burschenschaft Teutonia. Aus der Fridericia ging außerdem im Juli 1844 die Alemannia und im De­zember 1845 die Frankonia hervor. Zu alledem hatte der Friderizi­a­ner Becker im WS 1843/44 aus Heidelberg die Ideen des Progreß nach Bonn gebracht. Unruhe war zu erwarten.

Turbulente Findungsphase

Noch im November 1843 gelang es dem Wingolf, die Kon­fessions- und Fakultätsgrenzen zu überschreiten. Zugleich ver­suchte er die univer­sitäre Anerkennung zu gewinnen. Der dazu eingesetzte Verfassungs­ausschuss legte im Sommer-Semester 1844 einen Entwurf vor. Die Be­zeichnung „frei“ des Wahlspruchs wurde auf das deutsche Vaterland gedeutet.[45] Die sogenannte Schleswig-Holstein-Frage – also der Konflikt um die Zugehörig­keit des Herzogtums Schleswigs zum Königreich Dänemark – bildet hier vermutlich den politischen Hintergrund. Beim Win­golf, aber auch bei der Fridericia, waren damals etliche Schles­wig-Holsteiner aktiv geworden.[46]

Vermutlich im Juli 1844 wurde schließlich der Verbindungs­name in Germania geändert. Seit August 1844 wurde er offen gebraucht. Sowohl Albrecht Schöler als auch August Grashof schreiben, dass mit dem Namenswechsel kein ideologisches Mo­ment verbunden war.[47] Auch die Historiographie der Fridericia stimmt damit überein.[48]

Wurde die Stiftung der Fridericia anfänglich begrüßt „und dies ist für uns, die wir ja ein edleres Studentenleben anstreben, gewiss auch ein freudiges Ereignis“,[49] so trat bald Ernüchterung ein. Am 12. Juni 1844, sah sich der Präses des Wingolfs, Adolf Loh­mann, genötigt, den Unterschied sowohl zu den Corps[50] als auch zur Fridericia zu betonen: „Die Tendenz der Fridericia ist im we­sentlichen auf die Politik gerichtet, diejenige unseres Vereins da­gegen hat mit der Politik direkt nichts zu schaffen.“[51] Weitere Gespräche mit den Friderizianern im August 1844 über ein nähe­res Verhältnis verliefen ergebnislos.[52]

78. deutsche Studentenhistorikertagung, 2018: Begrüßungsabend im Kneipsaal des Bonner Wingolf; am Rednerpult der Autor dieses Beitrags, Robert U. Giesecke. Bild: Sigler

Zeitgleich war Anfang August 1844 durch die Saxo-Rhena­nia,[53] die Teutonia und die Burschenschaften Fridericia und Ale­mannia[54] ein All­gemeiner Convent (AC) gegründet worden.[55] Als nächsten Schritt wurde im Sommer-Semester 1845 durch Frideri­cia, Alemannia und Teutonia eine allgemeine Studentenschaft – eine „Allgemeinheit“ – konstituiert.[56] Der sich nunmehr Germa­nia nennende Wingolf trat dieser Allgemeinheit bei.[57] Die Ein­setzung von Ehrengerichten und die ablehnende Haltung gegen­über dem Duellwesen verführen in dieser Sache zu der Annah­me, dass die burschenschaftlichen Verbindungen sich der Ger­mania annäher­ten.[58] Tatsächlich verlor die Germania ganz im Ge­genteil ihre bisherige exklusive Stellung,[59] auch wurde der Zusammen­halt der Verbindung geschwächt.

Die anfängliche Hoffnung der Germania, dass ihre Ableh­nung des Duells allgemeine Anerkennung finden würde, war nicht gänzlich irreal, traf sie doch auf das Wohlwollen der Uni­versitätsbehörden.[60] Auch kam ihnen vorübergehend die Zeit­stimmung entgegen. Klassisch formuliert in einer 1845 publizier­ten Schrift über den Aufenthalt der Prinzen Albert von Sachsen-Coburg in Bonn: „It is very pleasing that the laudable example thus set by these moral unions is now producing a almost saluto­ry effect on the six militant corporations“.[61]

Die Situation der Germania wurde zusehends durch Ambi­valenzen geprägt. Am 25. Oktober 1845 versuchte der damalige Präses Grashof, an die burschenschaftliche Idee anzuknüpfen – bei gleichzeitiger Abgrenzung: „Aber sind wir denn mit der Sitt­lichkeit oder etwa schon mit der Wissenschaftlichkeit auf der Spitze un­serer Eigentümlichkeit angelangt? Unmöglich! Denn was hätten wir sonst vor allen Burschenschaften voraus.“[62] Gras­hoff schrieb weiter: „Er­innern wir uns unseres Wahlspruches alter Burschen­schaft, in welcher wir ja überhaupt unsern histo­rischen Anknüp­fungs­punkt haben und mit der wir uns eins füh­len, so lange und so weit sie eben nicht aus der Bahn gebrochen, – erinnern wir uns unseres Wahlspruches, der außer froher Geselligkeit, frischer Wissenschaftlich­keit und freier Sittlichkeit noch ein Viertes und grade dieses Vierte an die Spitze jener drei Prinzipien aufweist: das ‚Fromm’.“[63] Zugleich engagierte sich Grashof für die Ger­mania in der Allgemeinheit.[64]

Zum Sommersemester 1846 verließ Grashof Bonn. Hatten er und Schöler[65] durch ihre Persönlichkeiten den Zusam­menhalt der Ver­bindung geprägt,[66] so gab es fürderhin keine überragende Leitungsper­sönlichkeit mehr. Zudem fanden in der Allgemein­heit zeitweise religions- und gesellschaftskritische Strömungen Ausdruck, die das christliche Prinzip der Germania gefährdeten. Bereits im März 1845 zeigte sich Schöler über „de(n) Communis­mus, der jetzt auch in Bonn in seiner Geburt liegt“,[67] beunruhigt. Es muss hier offenbleiben, worauf er anspielt.

Vielleicht meinte er das Wirken von Heinrich Becker aus Heidelberg, der seit dem WS 1843/44 bei der Fridericia die Grün­dung der Allgemein­heit vorantrieb.[68] Grundsätzlich kann von ei­ner Zeitstimmung gespro­chen werden, die durch Friedrich En­gels wie folgt beschrieben wurde: „Man mag sich hindrehen und hinwenden, wohin man will, überall stolpert man über Kom­munisten.“[69] Feuerbachscher Atheismus[70] und vormarxscher So­zialismus[71] bewegten die angehenden Akademiker. Namentlich der aus Heidelberg herü­bergekommene Karl Blind erregte er­heb­liches Aufsehen.[72]

Im Sommer-Semester 1846 wandte sich der Chronist der Germania gegen „burschikos-sozialistische Bestrebungen“ und fragte: „Wer gibt uns bei der weitverbreiteten Basis jener Ele­mente Garantie, daß die hiesige Studentenschaft sich nicht mehr dem Standpunkte der Heidel­berger naht und daß unser Stand­punkt innerhalb der Kommilitonen auch in dieser Richtung wie­der ein isolierter und angegriffener sein wird, weil wir das reli­giös-christliche Prinzip auch neben und in dem freien und poli­tisch freisinnigen Streben behaupten und bekennen wollen?“[73] Die eigene Zeit wurde offenkundig als krisenhaft wahrgenom­men. Beun­ruhigt schreibt der Verfasser: „Naturalismus und De­ismus (…)gefährlich stellen sich diese Elemente in unseren Ta­gen dar, wo sie, zum Teil in Atheismus und vollendetem Unglau­ben fortentwickelt, in den Kern der Bildung der Massen (…) dringen.“ Er drückt seine Sorge darüber aus, „daß der Atheismus immer mehr um sich greife und damit in Verbin­dung ein ätzen­der Menschenhaß und daß man sich anschicke in diesem Lager zu einem propagandistischem Feldzuge, der die ganze Masse des untersten Volkes wie kommunistisch zu materiellem Besitze, so philoso­phisch zu geistiger Gleichbildung mit den höheren Ständen heranziehen soll, indem er jedes religiöse Gefühl ver­flüchtigt, jede Aussicht auf ein anderes Leben, jeden Trost und jede Hoffnung der Armen und Mühseli­gen untergräbt, um sie zu zwingen, auch an diesem Leben zu verzweifeln und niederzu­werfen, was besteht, damit ein besseres aufgebaut werde!“[74]

Der Duktus des Gemeinten ist nicht immer verständlich, aber der Verfasser sieht eine revolutionäre Gefährdung. Die sozi­ale Stellung der niederen Schichten ist zu heben. Das Anliegen der Germania, „ein vom Christentum durchdrungenes Studen­tentum“, solle im späteren Berufs­leben entsprechend in ein sozi­al engagiertes Christentum verwandelt werden.[75]

Als die Allgemeinheit im Sommer-Semester 1846 zur Blüte gelangte, diskutierte die Germania über den Austritt. Der wurde aber nicht vollzogen, da sie von zwei anderen Verbindungen zu einer engeren Zu­sammenarbeit eingeladen wurde. „Mit diesem neu geschlossenen Bunde sind wir denn äußerlich vollkommen aus der einen Seite der Opposition nämlich gegen die Burschen­schaften, herausgetreten und eine innere völ­lige Aussöhnung, ohne daß wir Wesentliches von unserem Stand­punkte aufge­ben.“[76]

Die Einschätzung sollte sich als Irrtum erweisen. In der Ge­schichte der Alemannia heißt es: „Am 2. November 1846 hatte Alemannia auf Vor­schlag von d´Avis beschlossen, auf den An­trag der Franconia einen ge­meinschaftlichen Kommers der drei Burschenschaften zu halten, nur einzugehen, wenn zu demsel­ben auch Germania eingeladen würde. In der Tat hat am 14. No­vember ein Kommers der vier Verbindungen mit Landes­vater stattgefunden.“ [77] Während Alemannia die Ideen des Pro­gress ablegte, schlossen sich Fridericia, Frankonia und Germania im Dezember 1846 zu einer burschenschaftlichen Vereinigung zu­sammen,[78] die weiterhin den Progress-Ideen nachhing. Dazu ge­hörte die Ablehnung des Duells. Aufgrund innerer Unstimmig­keiten löste sich diese Vereini­gung am 30. April 1847 bereits wieder auf.

Wenig später hatte sich das Blatt abermals gewendet. Im Novem­ber 1847 findet sich der Hinweis, dass die „vier vereinig­ten Bur­schen­schaften Alemannia, Arminia, Franconia und Germa­nia“ einen gemeinsamen Antrittskom­mers feierten.[79] Bemerkens­wert daran ist, dass sich die Germania hier erstmals selbst als Burschenschaft bezeich­net hat.[80] Das muss erhebliche Kon­flikte mit sich gebracht haben, denn in der un­mittelbaren Folge verlor die Verbindung rapide an Zusammen­halt. Äußerliches Zeichen dafür ist das Bundesbuch: Es wurde seit dem WS 1846/47 nur spora­disch geführt. Die letzten Mitteilungen enden mit dem 18. März 1848 und wurden am 9. Juli 1849 nachge­tragen.[81] Zuvor wird in diesem Buch berichtet, dass ein Antrag, die von dem Bundestag im Februar 1848 angenommen Natio­nalfarben Schwarz-Rot-Gold als Verbin­dungsfarben zu überneh­men, abge­lehnt worden sei.[82] Die Auflösung der Verbindung im August 1849 wird dann schon nicht mehr mitgeteilt.

Mit der Neustiftung des Bonner Wingolfs im Jahr 1856 be­ginnt dann ein anderes Kapitel. Doch immerhin haben auch die Mitglieder dieser Verbindung den Wingolf von 1841 und die nachfolgende Germania als ihre Ursprungsverbindung aner­kannt und sich als deren legitime Nachfolger gesehen. Das ist die Grundlage dafür, dass heute der Bonner Wingolf das Grün­dungsdatum des 19. Dezember 1841 tragen kann.[83]


[1]       Die Wertung Harald Lönneckers, „(e)ine wissenschaftlichem Anspruch ge­nü­gende Gesamtgeschichte des Wingolfsbundes steht noch aus“, trifft auch für die Einzelverbindungen zu, in: Harald Lönnecker, Max Flemmings Ge­schichte der Verbindung Pflug-Halle 1841 – 1860, Manuskript Halle 1944. Ein Bei­trag zur Geschichte einer christlichen Burschenschaft, Koblenz 2016, S. 21, Anm. 42.

[2]       Giesecke, Robert Ulrich / Trautner, Martin, Aus den Anfängen des Wingolf (1841 – 1849), Bonn 2016, Selbstverlag.

[3]      Es wurde pragmatisch entschieden, die Texte so mit Anmerkungen zu verse­hen, dass dem interessierten Leser eine Orientierung möglich ist.

[4]      Keller, Hans, Geschichte des Bonner Wingolfs, in: Waitz, Hans (Hrsg.), Ge­schichte der Wingolfsverbindungen, Darmstadt 1914, S. 69 – 132; Imgart, Otto, Der Urwingolf am Rhein in den 30er und 40er Jahren, Wolfratshausen 1927; Verband Alter Wingolfiten (Hrsg.), Wingolfsblätter 60, Folge 9, 15. September 1931, S. 385 – 414.

[5]       Verband Alter Wingolfiten (Hrsg.), Geschichte des Wingolfs 1830 – 1994, 5. vollständig neu bearbeitete und fortgeführte Auflage, Hannover 1998, S. 54. In Fortführung von Waitz, Hans, Geschichte des Wingolfbundes, 2. Auflage, 1904, Darmstadt 1904, S. 51, „muß Erlangen der Geburtsort des Wingolfs genannt werden“. Wie Waitz auch der Jenaer Kirchenhistoriker Karl von Hase (1800 – 1890), „dass der Wingolf sich von Erlangen, seiner eigentlichen Geburtsstätte aus ‚den unpietistischen Zug im Leben bewahrt habe’“, in: Waitz, Hans, Geschichte des Wingolfsbundes, S. 41.

[6]      Anders noch bei Waitz, Hans, Geschichte des Wingolfsbundes, S. 27 – 35. Wegweisend der Hin­weis Harald Lönneckers: „In den 1840er Jahren waren die Grenzen zwischen Burschenschaft und Wingolf oft fließend“, mit zahl­reichen Belegen, in: Lön­necker, Harald, Max Flemmings „Geschichte …“, S. 21, siehe auch Lönnecker, Harald, „Demut und Stolz, … Glaube und Kampfessinn“. Die konfessionell ge­bundenen Studentenverbindungen – protestantische, katholi­sche und jüdische, in: Schwinges, Rainer Christoph (Hrsg.), Universität, Reli­gion und Kirchen, Basel 2011, S. 479 – 540.

[7]     Verband Alter Wingolfiten, Geschichte des Wingolfs 1830 – 1994, S. 55.

[8]     Waitz, Geschichte des Wingolfsbundes, S. 221 – 296, 365 – 369 u. ö. Deutlich zeigt sich die Problematik darin, dass sich der Wingolfsbund 1877 auflöste. In den Statuten des sich wieder gründenden Wingolf­bundes hieß es 1880: „Auf ein Bundesprinzip wird verzichtet. Die zur Zeit bestehenden Prinzipi­en der einzelnen Verbindungen werden als im Bunde berechtigt anerkannt“. Waitz, Geschichte, S. 268. Daraus resultierte die bis heute gültige Kompro­missformel: „Alle Verbindungen erkennen – über ih­rem eigenen Prinzip – das Prinzip des Wingolfsbundes. ‚Di Henos Pan­ta‘ an.“ Übersetzung: „Durch einen (Christus) alles.“, Philipper 4, 13, vgl.: Geschäftsstelle des Wingolf (Hrsg.), Vademecum Wingolfiticum, Hannover 201225, S. 12.

[9]      Hallenser Wingolf, 1844, und Burschenschaft auf dem Pflug, heute: Bur­schenschaft der Pflüger. Vgl.: Lönnecker, Harald, Max Flemmings „Geschichte der Verbindung Pflug-Halle …“, S. 71 – 90.

[10]       Waitz, Hans, Geschichte der Wingolfsverbindungen, S. 106. Die einzige nach­weisbare Diskussion über Schwarz-Rot-Gold findet sich als Folge der fran­zösischen Februarrevolution 1848. Am 9. März 1848 hatte der Bundestag in Frankfurt am Main Schwarz-Rot-Gold zu Farben des Deutschen Bundes be­stimmt. Daraus folgte der Antrag eines Farbenwechsels. Vgl. dazu: Gie­secke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 268 f.: „Der Bundestag hatte sich noch einmal aufgerafft und wenigstens die deutschen Farben gutmütigst an­zuerkennen geruht. Kein Wunder, daß unser Nohl in der ersten Freude die Verbindung bestimmen wollte, ihre Farben mit den deutschen zu vertau­schen, wenigstens zur Farben des Verbindungsbandes schwarz-rot-golden zu wählen. Freilich drang sein Plan nicht durch.“

[11]      Verband Alter Wingolfiten, Geschichte des Wingolfs 1830 – 1994, S. 56.

[12]      Dammermann, Bernhard, Woher hat der Wingolf seine Farben?, in: Verband Alter Wingolfiten, Wingolfsblätter 1927, S. 482 – 485.

[13]     Dammermann, Woher hat der Wingolf seine Farben, S. 285.

[14]     Verband Alter Wingolfiten, Wingolfsblätter 1901, Nr. 20, S. 169 f.

15]     Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 211 – 213, ebd., S. 277; Engelbert, Richard, Wingolfsblätter 1901, Nr. 22, S. 193 f.

[16]     Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 333.

[xvii]    Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 201; „Man ließ sich nicht nehmen, mich noch einmal als Präses zu sehen. Daher ward ich den stehenden drei Char­gierten als Vierter beigefügt (…) Barett mit Silber, Kreuz- und Feder­busch auf dem Haupt, in weißen Stulpen und Schärpe, die Lenden umgürtet mit dem Festschläger, im knappen Schnür-Sämtling mit herausgeschlage­nem Kragen.“ Ebd., S. 309.

[18]   Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 216 f.

[19]     Verband Alter Wingolfiten, Wingolfsblätter 1911, Nr. 11, S. 114.

[20]     Imgart, Otto, Urwingolf, S. 14, schreibt: Syrée „ist neben Kirchhoff die Ein­führung des schwarz-weiß-goldenen Bandes zu verdanken, zu dem man zuerst Cerevis (silberne Eichenblätter auf schwarzen Samt gestickt mit gol­denem Rand), später schwarze Schirmmütze mit weiß-goldenen Streifen trug. Die Farben wählte man in Anlehnung an die Hohenstaufen­far­ben.“ Leider fehlen jegliche Quellenangaben; Imgart vermutet ebd., S. 14, dass das Band erstmals zum Stiftungsfest am 19. Dezember 1845 getragen wurde. Das Tragen von Cerevis wird im Bundesbuch bereits am 22. Juni 1844 erwähnt, Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf,S. 115.

[21]     Bezüge auf die preußischen Staatsfarben oder aber das Bonner Stadtwap­pen, aber auch eine Interpretation der Farben als Symbole für Tugendhaftig­keit oder eine Kombination der Motive sind möglich.

[22]    Imgart, Urwingolf, S. 3; siehe auch den Tagebucheintrag Schölers vom 28. Januar 1842, Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf,S. 272 – 274.

[23]   Vgl.: Beilage Historiographie des Bonner Wingolf, in:Verband Alter Wingolfiten, Wingolfsblätter 4 (1875), S. 3. Am 21. Juli 1875 „(sahen wir) 8 alte Herren bei uns (…), die vor 68 Semestern in Bonn studiert und die ersten leisen Anfän­ge zu einem Vorvereine des Vereins gebildet haben, aus dem 1841 unser Bonner Wingolf hervorgegangen, die Mitglieder der damals sogenannten Schweizerkneipe“.

[24]   Die Evangelisch Theologische Fakultät hatte 1841 ungefähr 90 Studenten. Vgl. Seebode, Gottfried, Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik, Bd. 32, Leipzig 1841, S. 456.

[25]    Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 48. Erste Gedanken zu einer Vereinsgründung waren von Bickenbach formuliert worden. Rein­hardt sagt: „(A)ls ich ferner einen Aufsatz Bickenbachs, des Präses genannter Kneipe, gelesen, auf Grund dessen sie ihre Verhandlungen gepflogen“, Gies­ecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 66.

[26]   Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 65.

[27]   Ebd.

[28]  Ebd., S. 66: „(E)s solle überhaupt nur eine wahre, ernste religiös-sittliche Ge­sinnung die Grundlage sein, es sollen Heiterkeit, Geselligkeit und Stu­dentenwesen, Wissenschaft und Kunst ihr Recht haben.“

[29]   Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 49. Jungk und Rein­hardt wa­ren in der Duellfrage unschlüssig gewesen, ebd., S. 66.

[30]    Zu Nietzsch: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), 4. Auflage, Bd.6, Sp.346, Tübingen 2003.

[31]     Zu Tholuck: RGG, 4.Aufl., Bd. 8, Sp. 365f, Tübingen 2005.

[32]   Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 66 f.

[33] Imgart, Urwingolf, S. 6.

[34] In anderer Reihenfolge auch als Burschenschafter-Motto verwandt: vgl. die satirische Novelle „Ernst“ von Heinrich Becker: „Die Burschenschaften leb­ten frisch, fromm, fröhlich, frei und keusch. (…) Sie trugen gewöhnlich alt­deutsche Röcke und Baretts von schwarzem Sammet, schlugen den Hemd­kragen heraus (…)“, vgl. Oppermann, Otto, Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn, Bonn 1925, S. 209; zum „herausgeschlagenen Kragen“: vgl. auch das Bild Albrecht Schölers, August 1844, siehe Anm. 17.

[35]  Unter anderem in: Liederbuch des Wingolf, 4. Auflage, Nr. 92, Leipzig 1893.

[36]  „Der Fels, den wir uns auserwählt, es ist der große Christengott“, siehe Gie­secke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 275; „(V)on meinem sel. Vater in sein Commersbuch eigenhändig (…) mit dem Datum Bonn, den 28. Janu­ar 1842 eingeschrieben“, vgl. Verein der Alten Wingolfiten, Wingolfsblät­ter 1892, Nr. 5, S. 27; siehe auch: Sarges, Wilhelm (Hrsg.), Aus dem Win­golf. Zweiter Teil. Blütenlese, Halle 1891, S. 19.

[37]  Ebd. S. 275.

[38]  Ebd., S. 70 f.

[39]   Ebd., S. 71, auch S. 68: „Wir nahmen den allgemeinen Studentencomment vor, mußten ihn aber modifizieren.“ In der Bonner-Rhenanen-Zeitung, 42 (1. April 1931), Nr. 88, S. 19, findet sich der Hinweis: „Wir finden (…) als weite­re Mitglieder des Wingolfs den Bonner Hanseaten O. v. Heinemann und den Rhenanen O. Luck.“ In dem Gesamtverzeichnis des Wingolfs beide mit der Aktivitätszahl Bonn 1843. Was hier Doppelmitgliedschaft tatsächlich bedeu­tet, muss offenbleiben. Die Liste der Mitglieder des Bonner Wingolfs von 1841 bis 1849 geht auf den Bundesarchivar des Wingolfs Otto Imgart zurück und hat ihre Tücken.

[40]  „Der Verkehr war ein edler, sittlich reiner, doch nach der Turnerregel Frisch, fröhlich und frei.“ Vgl. Klein, Michael, Leben, Werk und Nachwirkung des Ge­nossenschaftsgründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 – 1888). Dargestellt im Zusammenhang mit dem deutschen sozialen Protestantismus, Köln 1999, S. 21. Siehe auch: Ders., Bankier der Barmherzigkeit: Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Neu­kirchen-Vluyn 1999, S. 16 – 22; zur Namensgebung des Wingolf: Keller, Hans, Geschichte des Bonner Wingolfs „Gymnasiastenverein ‚Euterpia‘ zu Koblenz (auch von Schöler in Anlehnung an Klopstocks Odenzyklus schon ‚Wingolf‘ genannt)“, S. 69 f.; „Hier in des Wingolfs lichten Hallen unter dem Flügel der Freud umarmen“, Schlußsatz des 1. Liedes von Joh. Gottlieb Klopstocks Gedicht „Win­golf“, 1767, in: Pawel, Jaro, Friedr. Gottl. Klopstocks Wingolf. Kritische Ausgabe nebst Commentar, Wien 1882, S. 11; eine Darstel­lung der Euterpia liegt bis­lang nicht vor. Durch einen Euterpier, Heinrich Bungeroth, war Schöler am 15. Mai 1841 in die Theologenkneipe ein­geführt wor­den, vgl. dazu Tagebuch Schölers, in: Giesecke / Traut­ner, Aus den Anfän­gen des Wingolf, S. 272. Heinrich Bungeroth wird 1868 Eh­renmitglied des Bonner Wingolfs. Auch der Euterpier Julius Baedecker tritt 1841 bei. Der Euterpier Otto Friedrich wird 1844 in Bonn aktiv (zuvor Con­cordia Utrecht 1841), vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 318 – 321; „Ich glaube, daß es euch in Utrecht viel schwerer fallen wird (…)“, Beitritt Bonn am 23. Mai 1844, vgl. ebd., S. 106. Zum Freundeskreis der Euterpier gehörten auch Heinrich (Vereins­name Bommler) und Karl Bungeroth, Fried­rich Wil­helm Raiffeisen (Vereins­name Miles), Friedrich Otto (Vereins­name Rhein). Bungeroth senior leitete die Ev. Schule in Koblenz, Raiffeisen und Schöler wohnten bei ihm, vgl.: Klein, Bankier, S. 15. Mit Raiffeisen und Hein­rich Bunge­roth blieb Schöler zeitlebens verbunden.

[41]     Mohn, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 62. Im Juli 1844 verlässt Mohn Bonn; ebd., S. 118.

[42]     Mohn, Reinhardt und Grashof, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 96 und 98, ebd., S. 294 und 296.

[43]    Zum Beispiel Friedrich Otto Utr 1841, Bo 1844, Karl Matthias Utr 1841, Bonn 1844, Casimir Cremers Utr 1841, Bonn 1845; Gesamtverzeichnis des Win­golfs, Lichtenberg 1991; siehe auch: Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Win­golf, S. 133, 150, 157 und öfter, auch S. 319.

[44]    Finsler, Diethelm G., Der Schweizerische Zofingerverein 1819 – 1969, Bern 1969, S. 200; vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 62 und S. 296. Zu den Beziehungen zwischen Zofingia und Uttenruthia siehe: Gries, Ernst August, Aufbau christlichen Studententums! Bewahrung christlichen Stu­dententums!, Ge­kürzter Nachdruck eines Referats, Studentenhistorikerta­gung Ostern 1935, in: Die Schwarzburg 2014, Heft 2, S. 13.

[xlv]     Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 101. Auch: Zum Stif­tungsfest am 19. Dezember 1843 wurde das Deutschlandlied des Hoffmann von Fallersleben gesungen, ebd., S. 78.

[46]    Siehe auch: Kommers am 2. August 1844, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 123.

[47]   Schöler 1856 rückblickend an den Bonner Wingolf: „Die Umwandelung des Namens ist bloß äußerlich und soviel ich weiß, (…) lediglich darum, weil man meinte, Germania sei nach außen verstehbarer und schließe doch Win­golf in sich.“ Grashof in seinen Erinnerungen: „(…) wurde mit vielen anderen dem Namen Wingolf gen. Masc. nie besonders hold und man ging me präside auf die weibliche Germania über als Collegin ihrer Bonner Schwesterverbindungen“, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 348 und S. 330.

[48]   „Diese Germania war eigentlich nur eine Fortsetzung oder Umgestaltung des (…) Wingolf.“, Hessel, Karl / Siller, Paul, Geschichte der Burschenschaft Fri­dericia in Bonn 1843 – 1847. Festgabe zur Feier des 50jährigen Stiftungsfestes der Burschenschaft Alemannia zu Bonn, Bonn 1894, S. 23.

[49]    Giesecke/Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 292; durch Prof. Bleek, Rektor im WS 1844/44, war im November 1843 eine Annäherung an die Fridericia empfohlen worden, vgl.: ebd., S. 298.

[50]       Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 108 f.: „Die Corps ha­ben in den Statuten das Prinzip der Sittlichkeit und Wissenschaftlichkeit ausgesprochen. Ob sie es redlich mit demselben meinen …“

[51]       12. Juni 1844, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 109; Ablehnung der Politik als Verbindungsprinzip auch am 19. April.1845: „Der Politik können wir keine besondere, irgendwie bevorzugte Stellung einräu­men“, ebd., S. 148.

[52]      „Des Nachmittags zogen viele Germanen mit Friderizianern zusammen her­aus nach Roisdorf, um auf gesellige Weise ein näheres Verhältnis der Verbin­dungen zu beginnen. Nicht sehr viel wurde gewonnen“, Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 311.

[53]     Eine Vereinigung aus den Corps Rhenania und Saxonia. „Die Rhenania löste sich gegen Ende des Monates Juli im Sommersemester 1844 auf und ver­band sich mit der Verbindung Saxonia zu einer Verbindung Saxo-Rhena­nia“, Gerhardt, Hans, Hundert Jahre Bonner Corps. Frankfurt am Main 1926, S. 136 – 140, hier insbes. S. 136.

[54]     Am 18. Juli 1844 gestiftet. Trennung von der Fridericia. Vgl. Oppermann, Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn, S. 146 ff.

[55]      Die Satzung des Allgemeinen Convents (AC) vom 3. August 1844, vgl. Oppermann, Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn, S. 150

[56]     Oppermann, Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn, S. 155.

[57]     Vgl.:  Giesecke / Trautner,  Aus  den  Anfängen  des  Wingolf,  S. 254 – 256;  ebd., S. 336 f.

[58]    „Schon im vorigen Semester trat der Verein der vom A.C. in Anregung ge­brachten Idee einer allgemeinen Studentenschaft als ein Faktor zur Realisie­rung dieser Idee bei, indem er durch Absendung von Deputierten (…) (trotzdem, RG) nicht auf eine baldige Annäherung der burschenschaftlichen Verbindungen an uns schließen läßt.“, Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 230 f.; auch: „(…) die Hineinführung unserer Vereinsprinzi­pien zur Herrschaft in der Allgemeinheit“, ebd., S. 257.

[59]     „Die bisherige exclusive Stellung schwand, ohne daß wir selbst von unse­rem Standpunkt gewichen wären und uns accomodiert hätten. Die anderen Verbindungen traten uns äußerlich näher. (…) Gemeinsam traten wir in das neue gelobte Land: die Allgemeinheit.“, so rückblickend, Datierung unsi­cher, eventuell im Sommer-Semester 1846, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 246.

[60]      Gutachten Arndts und Fr. W. Ritschls zu einer Ordnung des Studentenle­bens 1842, und Kommissionsgutachten 1843, vgl. Oppermann, Die Burschen­schaft Alemannia zu Bonn, S. 132, auch: S. 172 f.

[61]     „Corporations acting upon the new system, under which duelling is either positively forbidden or unanimously censured and condemned.“; genannt werden Teutonic, Burschenschaft, Tugendbund (= Wingolf / Germania) und Rheno-Saxon; vgl. A member of the middle temple, The University of Bonn: It’s rise, progress and present state with a concise account of the college life of his royal highness prince Albert of Saxe Coburg and Gotha, London 1845, S. 81 – 91. Das Buch wurde am 25. September 1844 abgeschlossen.; auch: Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 346.

[62]     Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 167. Die Berufung auf die Urburschenschaft auch auf dem Wingolfskonzil Pfingsten 1848 durch den Hallenser Wingolf: „Wingolf du bist die Burschenschaft, die im Sande der Zeit verloren ging und nun klar und stark wieder ans Tageslicht getreten ist.“ Aus dem Wingolf, Als Manuscript gedruckt, Halle 1853, S. 176.

[63]    Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 168.

[64]    Gemeinsam mit Friedrich Kirchhoff, Fridericia (Vorsitzender der Allgemein­heit und Sprecher der Fridericia sowie Vetter des Germanen Fr. Christian Kirchhoff), und Trimborn, Alemannia, war er „mit Abfassung eines Ehren­codex beauftragt, der aber nicht fertig wurde“. Vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 336 f.

[65]     Schöler war Leibbursch von Grashof. Beide wohnten in einer gemeinsamen Bude auf der Achternstraße, vgl. Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 331, 300 f., 312.

[66]    Giesecke/Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 250: „Als nun zu Beginn des vorigen Winter-Semesters (1845/46, RG) Grashof, (…) wiederum das Präsidium antrat, konnte das, was unter Timur (Schöler, RG) nur bis zum Parteiausdruck geführt worden war, Gesamtausdruck der Verbindung werden nämlich ein einheitliches, gemütreiches Freundschaftsleben, durch­drungen und geordnet von den allgemeinen Normen der Sittlichkeit und Wissenschaftlichkeit“.

[67]   Giesecke/Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 316.

[68]   Vgl. Oppermann, Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn, S. 143 – 145, hier insbesondere S. 149.

[69]    Marx, Karl / Engels, Friedrich, Marx-Engels-Werke, Band 27, Berlin 1956 – 1989, S. 7; vgl. auch ebd. S. 16 und 20. Briefe Januar 1842 bis Dezember 1851.

[70]     Feuerbach, Ludwig, Das Wesen des Christentums, Leipzig 1841.

[71]    Vgl. von Stein, Lorenz, Der Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frank­reich, 1842, 2. Aufl. 1847, ND Bonn 1971.

[72]   Oppermann, Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn, S. 163 f.: „Die jungen Weltenstürmer (…) gedachten unsere im Grunde sehr harmlose Sektion als erste Treppenstufe zu einer allgemeinen deutschen Republik zu benut­zen.“ Giesecke / Traut­ner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 336: „Auch hatten wir damals an der Coblenzerstraße ein richtiges Communi­sten-Cönobium von 7 Köpfen resp. Wechseln, die ein ganzes Häuschen gemiethet hatten und ihre Wechsel in einen Topf warfen.“

[73]   Ebd., S. 259.

[74]   Ebd., S. 258 f.

[75]   Ebd., S. 259.

[76]   Ebd., S. 257 f. Die Namen der Burschenschaften werden nicht genannt.

[77]  Oppermann, Geschichte der Burschenschaft Alemannia zu Bonn, S. 168.

[78] Ebd., S. 168 f. Im Gründungsvertrag steht ausdrücklich: „Es ist zwischen den Bonner bur­schenschaftlichen Verbindungen Fride­ricia, Germania und Frankonia (…).“ Am 15. Januar 1847 gemeinschaftlicher Austritt aus der Allgemeinheit, ebd. S. 169 – 171.

[79]   Ebd., S. 173; Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 267.

[80]   Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 267.

[81]   Beginn der Revolution in Berlin.

[82]  Giesecke / Trautner, Aus den Anfängen des Wingolf, S. 268: Gemeint ist die Bundesversammlung des Deutschen Bundes zu Frankfurt am Main, genannt Bundestag.

[83] Anonymus, Aus dem Wingolf, Marburg 1860, S. 55 f.

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