Tödlicher Trinkwassermangel: christlicher Korporierter fordert Abhilfe mit Augenmaß

Paul Rübig, österreichischer Politiker, Mitglied der ÖCV-Verbindungen Frankonia Linz, Agentorata Strassburg und Rivalpina Alpbach, ehemaliger Abgeordneter im EU-Parlament, hat sich mit einem der wirklich wichtigen Umweltthemen beschäftigt: dem Mangel an Trinkwasser und der Rolle des Wassers bei der Bereitstellung regenerativer Ideen. Herausgekommen ist ein hochbrisantes, brennend aktuelles Buch.

Wasser ist ein elementares Grundbedürfnis, doch der Bedarf wächst erheblich schneller als die Weltbevölkerung. Ein fehlender Zugang zu frischem Wasser ist bereits jetzt die Todesursache für viele Menschen, millionenfach droht der Tod für Mensch und Tier. Zugleich ist das Wasser ein wichtiger Träger regenerativer Energien. Wie könnte angesichts dieser doppelten Bedeutung ein zukunftssicheres Wassermanagement aussehen? Lösungsansätze liefert „Emergency Preparedness“, ein neues Buch, das im Trauner Verlag erschienen ist. Herausgeber sind Paul Rübig und Achim Kaspar.

Mehr als einer Milliarde Menschen weltweit ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser versperrt. Krankheiten und Tod sind die Folge. Dürre durch sich wandelnde Klimabedingungen ist dabei die eine Seite des Problems, die andere – kaum weniger schlimm – ist von den Menschen selbst verursacht: Vier Fünftel des Abwassers, so rechnen die Herausgeber Rübig und Kaspar vor, werden unbehandelt in die Umwelt geleitet. Dieses Buch warnt schonungslos vor den Folgen, denn die Lücke zwischen dem weltweiten Angebot an frischem Wasser und der Nachfrage wird sich bis 2030 voraussichtlich auf 40 Prozent der Gesamtmenge belaufen, wenn keine neue Technik eingesetzt wird, wenn – das vor allem! – kein Umdenken stattfindet.

Ökologische Hypermoral

Nicht weniger spannend ist die Frage der erneuerbaren Energien, speziell in Deutschland derzeit ein Thema, das ganz groß in Mode ist – über die reale, an sich schon große Problematik nochmals weit hinaus. Rübig und Kaspar berichten, dass die weltweite Stromerzeugung im Jahr 2020, die etwa 26.800 TWh betrug, nur zu etwa 28 Prozent aus regenerativen Ressourcen erzeugt wurde. Und nicht etwa Wind oder Sonne waren hier die Hauptquellen, nein, der größte Teil – 58 % – der weltweiten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen entfiel auf Wasserkraft, es waren exakt 4.347 TWh. Das wirft ein Schlaglicht auf die Größe der Aufgaben, die bei der erneuerbaren Energie auf die Menschheit warten, und zwar ganz unabhängig davon, ob in Berlin ein Bundeswirtschaftsminister sich selbst – und eher kontraproduktiv – mit dem Titel des „Klimaministers“ behängt.

Paul Rübig, selbst Österreicher, vertrat die ÖVP im EU-Parlament, er war Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses sowie des Verwaltungsrats des Europäischen Instituts für Technologie. Mit Blick auf die aktuelle Lage beschreibt er seine Motivation, dieses Buch gerade jetzt herauszugeben: „Wir müssen uns bewusst machen, dass der Zugang zu sicherem Trinkwasser und fachgerechter Abwasserentsorgung für Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist. Aber wir können lernen, es besser zu machen.“

Nicht jede Öko-Maßnahme ist gesellschaftlich vertretbar

Rübigs Ausführungen gehen bis in das gerade hier höchst wichtige Gebiet der Philosophie: „In der sich schnell verändernden Welt von heute sehen wir mehr und mehr, dass die Wissenschaft ihre Grenzen hat. Nicht alle technologischen Entwicklungen, so vielversprechend sie auch sein morgen, werden von allen uneingeschränkt begrüßt. Nicht alle davon sind gut für die Gesellschaft insgesamt; nicht alle sind gut für den einzelnen Menschen.“ Das sind starke Worte in Richtung der Parteien, die sich als „ökologisch“ apostrophieren, und ÖVP-Mann Rübig weiß offensichtlich genau, wovon er spricht.

Die Herausgeber haben eine in kurze Abschnitte unterteilte, eingängige Textform gewählt, um ihre Nachricht klar verständlich zu machen. Dies ist ein Fachbuch – keine Belletristik; farbige Markierungen sorgen zusätzlich für Orientierung. Dabei haben die Ausführungen an sich eigentlich schon genug Brisanz: Nach ihrer Meinung sollte eine verantwortungsvolle Politikgestaltung nicht nur von der Wissenschaft gelenkt werden. Sie müsse vielmehr die möglichen Auswirkungen neuer Entwicklungen auf die Gesellschaft berücksichtigen. Rübig ist dabei durchaus optimistisch: „Vorausschauende Methoden erlauben es uns, wissenschaftliche Beweise mit dem gesellschaftlichen Kontext in Einklang zu bringen. Ich freue mich, dass vorausschauende Methoden für die Politikanalyse in den europäischen Institutionen zunehmend Beachtung finden. Mit zunehmendem Bewusstsein für die Hoffnungen und Ängste der Burger haben wir uns von einer evidenzbasierten Politik zu einer vorausschauenden Politik gewandelt, die – meiner Ansicht nach – die Politik menschlicher macht.“

Was besser wäre als grünlinke Öko-Hysterie

Auch der Klimawandel und der steigende Wettbewerb um die Ressource Wasser werden intensiv thematisiert. Achim Kaspar erläutert: „Wir müssen es schaffen, mit all unseren Ressourcen bestmöglich im Sinne der ‚Sustainable Development Goals’ umzugehen. Das Gebot der Stunde gilt dabei im Besonderen für sämtliche Themenstellungen rund um den Begriff des Wassers.“ Dazu fordert er eine Ausweitung der internationalen Zusammenarbeit und der Unterstutzung beim Aufbau der Kapazitäten in Entwicklungsländern bei Tätigkeiten und Programmen im Zusammenhang mit der Wasser- und Sanitärversorgung, einschließlich Technologien zur Wassergewinnung, Entsalzung, Wassereffizienz, Abwasserbehandlung, Recycling und Wiederverwertung.

Die Ideen, was technisch zu geschehen hat, sind gegeben. Paul Rübig fordert nun die Europäische Union auf, dringend – bis 2030 – einen Plan auszuarbeiten, um die Souveränität des EU-Binnenmarkts in Bezug auf die Energieerzeugungsanlagen, die Lebensmittel- und Wasserproduktion sowie die Gewinnung der erforderlichen Rohstoffe erheblich zu stärken und für Autonomie bei den benötigten Technologien zu sorgen: „Die Resilienz der Energiesysteme gegenüber natürlichen, politischen oder sonstigen Bedrohungen sollte bei allen energiepolitischen Maßnahmen kontinuierlich verbessert werden.“

Das schön und solide eingebundene, höchst übersichtlich gestaltete Buch „Emergency Preparedness“ – zu Deutsch „Notfallvorsorge“ – bietet zentrale Antworten für die wichtige und höchst aktuelle Diskussion über nachhaltiges Wassermanagement. Es ist ab sofort sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache im Handel sowie online auf www.trauner.at erhältlich.

Sebastian Sigler

Diese Rezension erschien zuerst in der Netzzeitung Tabula Rasa.

Paul Rübig, Achim Kaspar (Hrsg.), Emergency Preparedness, 256 Seiten, geb., ISBN 978-3-99151-077-2, 39,80 Euro.

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