Es ist erstaunlich, was sich an lexikalischem Wissen über höhere Bildungseinrichtungen zusammentragen lässt. Siegfried Schieweck-Mauk beweist, wie weit sein wissenschaftliches und geschichtliches Radar reicht. Berücksichtigt wurde der ganze deutsche Sprachraum. Die Leser sind auf eine tour d’Horizon durch das gesamte kulturelle Europa eingeladen.
Alle Gebiete, die einmal einen deutschen Herrscher hatten – in vielen Fällen handelt es sich um Kaiser aus dem Habsburgerhaus – sind von Siegfried Schieweck-Mauk in sein Werk aufgenommen worden. Er setzt als Kriterium dafür die politischen Verhältnisse, als die betreffende Hochschule oder Einrichtung gegründet wurde und in Betrieb war. Das ist weiterführnd gedacht, denn so lassen sich neben den deutschen und österreichischen Städten, in denen eine höhere Bildung vermittelt wurde, auch Städte im heutigen Osteuropa und in Italien berücksichtigen. Beispielhaft genannt sei Padua, das im Buch übrigens unmittelbar auf Paderborn folgt.
Womit wir bei der Struktur sind – sie ist alphabetisch. Das Buch ist im übrigen als Lexikon aufgebaut. Im Vorwort beschreibt der Autor seine Vorgehensweise bei der Erarbeitung, und gleich zu Beginn findet sich auch ein Abkürzungsverzeichnis. Nach einer Liste der behandelten Orte findet sich ein „Verzeichnis der verwendeten Literatur“, „Internet-Quellen“, alphabetisch geordnet, sowie ein Ortsregister. Speziell Letzteres ermöglicht einen guten Überblick – sehr praktisch. Insgesamt darf man Siegfried Schieweck-Mauk eine gelungene Arbeit bescheinigen, die leichte Zugriffe auf Hochschulorte und deren Einzelheiten ermöglicht.
Unter den einzelnen Orten findet sich praktisch alles, was an Universitäten, Hochschulen und sonstigen Ausbildungstätten durch die Jahrhunderte existierte, so auch Bergbauschulen, Kunsthochschulen, Bauakademien und sogar Hebammen-Bildungsanstalten. Wichtig ist außerdem, dass der Autor zu jeder einzelnen Institution Literaturhinweise und Internetquellen angibt, womit der Zugang zu den einzelnen Institutionen weitere Forschungsmöglichkeiten eröffnet wird. Wichtig ist außerdem, dass heute nicht mehr bestehende oder in anderen Institutionen aufgegangene Einrichtungen ebenfalls berücksichtigt sind, denn auch diese haben oft bedeutende Spuren hinterlassen.
Dass neben staatlichen Einrichtungen auch die Vielzahl privater, oft wirtschaftlich orientierter Hochschulen Berücksichtigung findet, unterstreicht den Wert der Arbeit des Verfassers. Nicht jedem Leser dürfte bekannt sein, dass das Ingenieurbildungswesen ebenso wie das chirurgische und tiermedizinische Bildungswesen militärische Wurzeln haben, während andere Bereiche wie Pharmazie und Pädagogik erst später „akademisiert“ wurden – war doch der Apothekerberuf noch im 19. Jahrhundert ein reiner Lehrberuf. Als Beispiel sei hier Friedrich Willhelm Anton Sertürner (1789 – 1841) genannt, der in Paderborn das Morphium entdeckte, während er in der damaligen Hofapotheke ausgebildet wurde.
Mit Morphium hat es indessen nichts zu tun, dass das Paderborner Stadtarchiv das „Institut für Deutsche Studentengeschichte“ beherbergt, und das seit vielen Jahren. Hervorgegangen ist das Institut aus dem „Archivverein der Markomannia Würzburg“, genauso wie die durchaus bekanntere „Gemeinschaft für Deutsche Studentengeschichte e.V.“, kurz GDS. Diese GDS, insbesondere bei Studentenhistorikern eine feste Größe, publiziert den „Studentenkurier“ und eine breite Palette an weiterem Schriftgut. Seit einigen Jahren erscheint auch die Buchreihe „Schriften des Instituts für Deutsche Studentengeschichte“, von der jetzt drei Bände vorliegen, die äußerlich gleich gestaltet sind, was den Wiedererkennungswert fördert. Der erste Band war das umfangreiche „Studentenwörterbuch“, das aus vier Teilbänden besteht und jetzt in fünfter Auflage vorliegt. Im letzten Jahr sind zwei weitere Bände erschienen, der erste von ihnen ist hier besprochen.
Klaus Zacharias
Siegfried Schieweck-Mauk, Hochschulen, Universitäten, Akademien und ihre Vorläuferanstalten im deutschen Sprachraum, Marl 2023, Schriften des Instituts für Deutsche Studentengeschichte, Band 2, geb., 600 S., 38 Euro, ISBN 978-3-948502-15-7.