Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz, 4. Dezember 1942. Gestapo-Beamte treten einen Häftling aus Niedertracht brutal zu Tode. Das Opfer ist einer der großen, begnadeten Librettisten und Liedtexter des 20. Jahrhunderts, Fritz Löhner-Beda. „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren“ – dieser Schlager, von ihm getextet, lockt bis heute Scharen von Touristen aus aller Welt nach Heidelberg.
Der große Kenner studentischen Liedgutes, Professor Raimund Lang, hielt auf der gemeinsamen Tagung von HfJS und AKSt einen vielbeachteten Vortrag über Fritz Löhner-Beda, der Mitglied der ältesten jüdischen Studentenverbindung war, der Kadimah Wien. Dieser Vortrag wurde auf der Tagung des ÖCV über jüdische Korporierte in Wien am 26. November 2022 aufgenommen und aktualisiert von ihm präsentiert. Auf unserer Bildmontage ist Fritz Löhner-Beda zusammen mit einem Filmplakat von 1952 zu sehen, denn sein Schlagertext wurde titelgebend für Theaterstücke und gleich drei Verfilmungen.
Hier kann der Vortrag von Professor Lang direkt angehört werden.
Heidelberg, 20. November 2021, gemeinsame Tagung von AKSt und HfJS
Professor Lang sprach über Leben und Gesamtwerk Fritz Löhner-Bedas. Der Vortrag ist mehr als hörenswert, denn Professor Lang hatte eine höchst eindrucksvolle Auswahl von Tondokumenten parat. Am 13. März 2021 wurde Löhner-Beda, der der ältesten jüdischen Verbindung, der A.V. Kadimah Wien, angehört hatte, bereits durch einen Vortrag von Professor Lang zu Ehren gebracht. Das war zugleich eine Premiere für den AKSt, denn mit diesem Vortrag wurde die digitale Bühne der ständigen Abrufbarkeit der wichtigsten Inhalte betreten. Das war angesichts der damals vorherrschenden Unruhe aufgrund eines Virus vonnöten, brachte dem AKSt andererseits aber auch einen nötigen Wandel hin zum digitalen Sichtbarkeit, die in Zukunft eine ständige Ergänzung zu den Tagungsbänden darstellen soll.
Fritz Löhner-Beda, dieser höchst begabte und produktive Librettist und Schriftsteller, ist der nicht nur der Texter von „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren“, sondern auch unzähliger weiterer Schlager sowie bedeutender Bühnenwerke wie „Die lustige Witwe“, „Friederike“ und „Das Land des Lächelns“. Es ist erschütternd, zu erfahren, wie dieser literatische Taktgeber einer ganzen Epoche in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald verschleppt wurde. Und schließlich nach Auschwitz. Wie er dort 1942 mit kalter Grausamkeit ermordet wurde.
Der Hochschulrabbiner der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HfJS), Shaul Friberg, trat nach der ersten Konferenz vom März 2021 an den AKSt heran und regte an, daß diese Tagung im November als Veranstaltung der Universität wiederholt werden möge. Dieser Bitte hat der AKSt nur allzu gerne entsprochen. Die erweiterte Neuauflage der Tagung „Jüdische Korporierte, jüdische Korporationen“ fand vom 19. bis 21. November 2021 in den Räumlichkeiten der HfJS statt.
Aus Gründen des Urheberrechts müßten Sie bitte das letzte Tonbeispiel, auf das sich Professor Lang in seinem Vortrag bezieht, selbst bei Youtube anclicken, Das geht hier. Im Folgenden ist aber auch der Text des betreffenden Liedes, der natürlich von Fritz Löhner-Beda stammt, annotiert. Die historische Couleurkarte weist ebenfalls diesen Text auf:
Heute Nacht, noch vor dem ersten Hahnenschrei,
Klang ein Lied berauschend an mein Ohr,
Zog ein Schwarm mit hellem Sang und Klang vorbei,
Ich sprang auf und eilte vor das Tor.
Und da kamen sie gezogen, bunte Mützen, buntes Band
Und es klang in den Tag
So wie Lerchenschlag
Durchs erwachende, lachende Land:
(Refrain) In der Pfalz blühen uns’re Reben,
In der Pfalz blüh’n die Mägdelein!
Wer sein Herz dort zum Pfand gegeben,
Löst es nie und nimmer ein!
In der Pfalz möcht ich ewig leben,
Denn dort wohnt die Liebste mein!
Es lebe die Jugend, es lebe die Liebe,
Es lebe der perlende schäumende Wein!
Es lebe die Jugend, es lebe die Liebe,
Es lebe mein goldenes Mädchen am Rhein!
Ging voran ein Bursch wie eine Tanne schlank,
Blau das Aug‘ und sonnenblond das Haar,
Und ich fühlt‘, als noch das Lied von ferne klang,
Daß auch ich einmal ein Bursche war,
Daß auch ich das Band getragen mit der frohen Kumpanei,
Und mein Herz schlug im Nu
Still den Takt dazu
In den singenden, klingenden Mai:
(Refrain) In der Pfalz blühen uns’re Reben, usw.
Über Fritz Löhner-Beda hat Hubert von Goisern ein Lied geschrieben, das unter die Haut geht. Wir empfehlen folgenden Link: https://www.youtube.com/watch?v=iqJJDwYzSYo
Hubert von Goisern: Freunde … (das Leben ist lebenswert). Der AKSt ist nicht Inhaber der Rechte.
Quellenvermerk zum Beitragsbild: Karl Winkler / Wikimedia commons; Collage: Sebastian Sigler
Mit großem Interesse habe ich die Gedenkveranstaltung und den Vortrag von Fbr. Lang verfolgt. Vielen Dank! Wann kann man auch die übrigen Vorträge in dieser Weise abrufen?
Peter Kaupp Z!
Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller Jena
Lieber Herr Dr. Kaupp,
ich freue mich sehr über Ihre Anerkennung. Die Vorträge werden nach und nach über die Webseite abrufbar gemacht, und zwar jeweils in eigenen Arikeln. Hierbei bitte ich um etwas Geduld, denn das alles machen wir ehrenamtlich in unserer Freizeit – drum hier auch ein Dank an unseren unermüdlichen Mann im Schaltraum, den Uttenreuther Sven Gebhard. Außer dem Vortrag von Professor Lang ist bereits ein weiteres Thema derart aufbereitet: das Leben des Heidelberger Badenen Luwig Marum. Hier ist der Link: https://studentenhistoriker.eu/?p=1487
Mit bestem Dank und ebensolchen Grüßen
Ihr Sigler, Leiter AKSt
(am 5. Mai 2021 ergänzt)
Lieber Giselher (Prof. Raimund Lang), werter Martin Laubmann vom C! Thuringia zu Heidelberg, lieber Sigler als Vorsitzender des AKSt!
Euch allen sende ich ein grosses Dankeschön für die Referate mit Bildern und Tonbeispielen, die ich vorgestern, am 29. April 2021, abends via zoom verfolgen und geniessen durfte. Faszinierend das Lebensbild von Fritz Löhner-Beda, das Giselher hervorragend dargestellt hat und mich als Freund des Operettengenres besonders interessierte. Da ich das Wintersemester 1967-1968 als Verkehrsgast der Turnerschaft Ghibellinia auf deren wunderbarem Haus am Karlsplatz 8 in Heidelberg verbringen durfte, waren die Ausführungen von Martin Laubmann hochinteressant. Ich erfuhr erstmals, dass die T! Ghibellinia ebenfalls an den verwirrlichen Verstrickungen des Hauses des C! Thuringia beteiligt war. Herzlich, Christof Frey, AH der Zofingia Basel