Mahnmal für den Bamberger Widerstand: Stauffenberg und zwei Korporierte

Seit 2016 steht im Zentrum Bambergs, im zentral neben dem E.T.A.-Hoffmann-Theater gelgenenen Harmonie-Garten, ein besonderes Denkmal. Es erinnert an alle mutigen Männer und Frauen, die sich in der Bischofsstadt dem brauen Terror entgegenstellten. Drei Stelen, jeweils auf einer großen, braunen Porphyrplatte, stehen dort, auf jeder von ihnen eine Büste. Dargestellt sind der jüdische Waffenstudent Willy Aron, stellvertretend für den sozialistischen und sozialdemokratischen Widerstand, der KVer Hans Wölfel, stellvertretend für den christlichen Widerstand sowie Claus Schenk Graf von Stauffenberg, stellvertretend für den konservativ-militärischen Widerstand. Wer waren diese drei?

Gedenkbüste für Willy Aron im Bamberger Mahnmal. Bild: Sigler

Willy Aron war Mitglied der Wirceburgia Würzburg im Burschenbunds-Convent, kurz B.C., und er war Sozialdemokrat. Schon als Jusitzreferendar hatte er sich als mutiger Strafverteidiger von Sozialdemokraten, die in Konflikt mit Nationalsozialisten geraten waren, einen Namen gemacht. Er wurde bereits im Mai 1933 auf brutale Weise im Konzentrationslager Dachau ermordet; er war das erste Opfer aus der Stadt Bamberg, das der Nationalsozialismus forderte.

Hans Wölfel war Mitglied der K.St.V. Ottonia München und K.St.V. Rheno-Frankonia Würzburg. Er war von Beruf Rechtsanwalt und engagierte sich in der Katholischen Aktion. Während der Zeit des Nationalsozialismus vertrat er Angeklagte, die vor Sondergerichten wegen angeblicher staatsgefährdender Umtriebe angeklagt worden waren. Nach politischer Denunziation kam er in Gestapo-Haft, er wurde am 3. Juli 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.

Gedenkplatte für den Grafen Stauffenberg im Bamberger Mahnmal. Bild: Sigler

Graf Stauffenberg ist natürlich der mit Abstand prominenteste unter den Dargestellten. Trotzdem sei es erwähnt – er gehörte dem 17. Bayerischen Reiter-Regiments in Bamberg an. Er war einer der zentralen Mitverschwörer des 20. Juli 1944, und obwohl er durch Kriegsverletzungen sehr eingeschränkt war, übernahm er in der Stunde höchster Not – Verhaftung drohte unmittelbar – die Aufgabe, den Tyrannenmord doch noch zu versuchen. Geistig war Stauffenberg durch den Bund Deutscher Neupfadfinder, Teil der bündischen Jugend wie zum Beispiel auch die Weiße Rose, geprägt. Später gehörte er zum Kreis um den Dichter Stefan George. Nach dem missglückten Attentat in der Wolfsschanze wurde er in der Nacht zum 21. Juli 1944 von Vertretern des NS-systems stand„recht“lich erschossen.

In seiner Einfachheit und scheinbaren Vorläufigkeit beeindruckend: Mahnmal für den gesamten Bamberger Widerstand gegen den Nationalsozialismus; im Vordergrund die Büste Hans Wölfels. Bild: Ewald Schraudolph

„Charakterinseln in der braunen Flut“ – so verstanden sich die regionalen Widerstandseinheiten der linksliberal orientierten Robinsohn-Strassmann-Gruppe, zu der übrigens der Bamberger Jurist und spätere Bundesjustizminister Thomas Dehler gehörte. Dehler war auch Mitgründer der Südmark-Monachia München im Burschenbunds-Convent. Die Robinsohn-Strassmann-Gruppe, deren Name sich übrigens erst nach dem Ende des NS-Terrors herausbildete, hatte es sich schon bald nach 1933 vornehmlich zur Aufgabe gemacht, das Ausland auf bestehenden Widerstand in der deutschen Gesellschaft hinzuweisen und politische Überlegungen für eine Regierung nach Hitler vorzubereiten.

Auf das übertragene Bild der „braunen Flut“ hat der örtliche Bildhauer Albert Ultsch bei seiner Konzeption für das Mahnmal des Bamberger Widerstands zurückgegriffen, als er braune Steinplatten als Grundlagen wählte. Und wer etwas genauer hinschaut, sieht eine vierte und eine fünfte braune Porphyrplatte, so wie die Standflächen der Büsten. Beide Platten sind leer. Eine ragt in den angrenzenden Gehweg, fordert die Besucher des Mahnmals dazu heraus, nach ihrem jeweiligen eigenen Standpunkt zu fragen.

Viele Hintergründe zum Mahnmal: der neue Band der Willy-Aron-Gesellschaft

Ein zunächst geplanter Standort auf dem Gelände der Bamberger Universität ließ sich, nicht zuletzt wegen kontroverser Debatten um die geplante Konzeption, für dieses wichtige Mahnmal nicht realisieren. Dem Oberbürgermeister ist es zu verdanken, dass erfreulich schnell ein Alternativstandort auf städtischem Grund gefunden werden konnte. Nun hat die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V., Initiatorin des Mahnmals, zusammen mit der Katholische Erwachsenenbildung in der Stadt Bamberg im Dezember 2023 einen zweisprachigen Band herausgebracht hat, in dem Geschichte, Konzeption, künstlerische Gestaltung, den historischen Hintergrund wie die aktuelle Bedeutung des Mahnmals ausführlich nachzeichnet werden. Der Band ist über den Buchhandel zu beziehen.

Axel Bernd Kunze

KEB in der Stadt Bamberg, Willy-Aron-Gesellschaft: Von der Erinnerung zur Verantwortung. Demokratie und Menschlichkeit leben. Das Mahnmal für Widerstand und Zivilcourage in Bamberg; Form Memory to Responsibility. To live democracy and humanity. The memorial to resistance and civil courage in Bamberg, Heinrichs-Verlag 2023, Softcover 104 S., deutsch / englischer Text, ISBN 978-3-89889-246-9, 15 Euro.

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