678. Das ist die Zahl der österreichischen CVer, MKVer, KÖLer, KVer und der anderweitig katholisch Korporierten, die aktiv Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten oder von diesem verfolgt wurden, mit Haft oder schlimmer. Der Österreichische Verein für Studentengeschichte hat eine zweite, erweiterte Auflage seines wichtigen Werkes „Farbe tragen, Farbe bekennen“ herausgebracht.
678, und da sind jene noch gar nicht erfasst, die „mildere“ Formen der Verfolgung erdulden mussten, wie Entlassung, Zwangspensionierung, Berufsverbot, Gauverweis, Bespitzelung. 678 Korporierte, die sich – oft unter Einsatz ihres Lebens – im Widerstand engagierten, die oft über Jahre in Arrestzellen, in Gestapo-Gefängnisse oder in KZs inhaftiert oder gar ermordet wurden.
Vor sieben Jahren ist der Band „Farben tragen, Farbe bekennen – Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung“ vom Österreichischen Verein für Studentengeschichte unter Peter Krause (Rt-D) herausgegeben worden. Er enthält profunde Analysen der Entwicklungen von 1938 bis 1945, insbesondere im Zusammenhang mit den Verbindungen und Verbänden, aus der Feder ausgewiesener Experten. Vor allem aber brachte er die Biografien von 543 K/Cartellern, mit detaillierten Angaben zu deren Leben, Verbindungszugehörigkeit, Widerstandstätigkeit und konkreter Verfolgung durch den Nationalsozialismus.
Angeregt durch diese Publikation haben viele Verbindungen und Familien ihre Geschichte durchforstet und zahlreiche weitere einschlägige Viten zu Tage gefördert. Der jetzt vorgelegte, von Manfred Kuhl (F-B) akribisch zusammengestellte Ergänzungsband enthält 135 „neue“ Opfer sowie etliche Ergänzungen zu vielen, die schon im ersten Band enthalten waren. Mit großer Sicherheit werden über die nunmehr Erfassten hinaus noch weitere Widerständler und Verfolgte aus den katholischen Verbänden entdeckt werden. Dieses Werk ist damit um wichtige Biographien ergänzt, aber noch nicht voellendet.
Dem über 400 Seiten starken Teil mit den neuen und den vervollständigten Lebensläufen folgt ein aktualisiertes Verzeichnis der in den einzelnen KZs inhaftierten katholisch Korporierten. In Buchenwald waren es beispielsweise 23, in Flossenbürg 24, in Auschwitz sechs, in Mauthausen 18, und in Dachau 119 K/Cartellbrüder. Die ebenfalls aktualisierte und in der Neubearbeitung noch informativere Auflistung der Opfer nach Verbindungen zeigt, dass es keine einzige der damals schon existierenden ÖCV-Korporation gibt, die nicht mindestens eine Handvoll Widerständler und Verfolgte aufweist. Bei größeren Verbindungen waren sogar bis zu 60, 80 oder gar 100, die von den Natinalsozialisten drangsaliert, inhaftiert und vielfach ermordet wurden. Auch 39 deutsche CV-Verbindungen sind hier angeführt, die Opfer mit Österreich-Bezug hatten.
Ein wichtiges Buch. Ein Werk, das – zusammen mit dem ersten Band, den es ergänzt – im Bücherschrank keines katholisch Korporierten fehlen sollte. Ein aktuelles Pendant für den Bereich des deutschen CV wäre höchst wünschenswert! Gerhard Jandl
„Farbe tragen – Farbe bekennen“, 2. Auflage, ist für 25 Euro unter oevfstg@aon.at bestellbar.
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