Neue, einzigartige Webseite: Korporierte in Österreich im Widerstand gegen Hitler

Für den 10. März 2023 hatte Wolfgang Sobotka, Präsident des Österreichischen Nationalrates, Wien, zusammen mit dem Österreichischen Verein für Studentengeschichte zu einer Ehrung der katholischen Korporierten im Widerstand gegen Hitler ins Wiener Palais Epstein geladen. Dafür gab es einen konkreten Grund. Bundespolitik und Studentenhistoriker stellten gemeinsam eine, neue, bisher so noch nie gesehene Webseite vor, in der das Format der „digitalen Stolpersteine“ mit dem Gedenken an die Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Besetzung Österreichs von 1938 bis 1945 kombiniert ist. Unter www.niemalswieder.at/ findet vorbildliche Erinnerungsarbeit statt!

Das Österreichsche Parlament auf einer Briefmarke aus dem Jahre 1969

Eine höchst interessante Gruppe von Kooperationsartnern kümmert sich in Österreich um die Aufarbeitung des NS-Unrechts im Lande, Details dazu finden Sie hier. Zur Präsentation der neuen Seite gab es große Anerkennung von höchster Stelle, eben von Wolfgang Sobotka, dem Präsidenten des Österreichischen Nationalrates, der die deutlich meh als 800 katholischen Korporierten würdigte, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpften oder zum Opfer des NS-Terrors wurden. Dies alles sozusagen am Vorabend des 85. Jahrestages der Einmarsches der Wehrmacht nach ganz Österreich auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers.

Um die Aufarbeitung des NS-Unrechts bemüht: der Verein Modern Society

Der Empfang durch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ist eine sichtbare Bestätigung für die Korporierten, die sich heute mehr denn je unermüdlich um die Würdigung der katholischen Widerstandskämpfer, aber auch aller anderen, bemühen. Die Rahmenveranstaltung wurde nicht durch einen großen Vortrag geprägt, entfaltete keinen Prunk; vielmehr gab es zwei Diskussionsforen, in denen nachgedacht und reflektiert wurde. In der einen Runde gaben Politiker und Wissenschafter kurze Statements ab, im zweiten die Verbandsspitzen aller katholischen Korporationsverbände. Eine bemerkenswerte Aufteilung, beeindruckend in ihrer Bescheidenheit.

Die Webseite ist ein berührendes Memento für die Opfer von Gewalt in einer sozialistischen Diktatur, im Nationalsozialismus. Jeder, der einst litt, wird hier mit einem eigenen digitalen Stolperstein geehrt, und eine Übersichtskarte navigiert die Betrachter zu seiner jeweiligen Verbindung. Mit großer Anerkennung, aber auch mit Wehmut angesichts der Lage im eigenen Land blicken die deutschen Studen-tenhistoriker zu ihren Partnern in felix Austria hinüber. Eine solche Initiative hat die höchste Achtung aller staatlichen Repräsentanten mehr als verdient.

Navigation, neuester Stand: Auf der neuen Webseite wird anhand der interaktiven Übersicht deutlich, wie flächendeckend der Widerstand von Korporierten gegen den Nationalsozialismus, vorwiegend von katholischer Seite, ausgeprägt war.

Das Referenzwerk zur neuen Webseite www.niemalswieder.at/

Referenzwerk: Das Martyrologium der katholischen Korporierten Österreichs, in zweiter und wesentlich erweiterter Ausgabe herausgegeben von ÖVfStG.

678. Das ist die Zahl der österreichischen CVer, MKVer, KÖLer, KVer und der anderen katholisch Korporierten, die Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten oder von Hitlers Schergen verfolgt wurden. Der Österreichische Verein für Studen-tengeschichte (ÖVfStG) hat eine zweite, erweiterte Auflage seines wichtigen Werkes „Farbe tragen, Farbe bekennen“ herausgebracht. In diesem Werk sind jene noch nicht erfasst, die indirekte Formen der Verfolgung erdulden mussten – tägliche Bespitzelung, oft verbunden mit Entlassung, Berufsverbot, Zwangspensionierung, Vertreibung. 678 Korporierte, die sich – oft unter Einsatz ihres Lebens – im Widerstand engagierten, die oft über Jahre in Arrestzellen, in Gestapo-Gefängnisse oder in KZs inhaftiert oder gar ermordet wurden. Peter Krause hat den Band herausgegeben, er präsentiert profunde Analysen der Entwicklungen von 1938 bis 1945 aus der Feder ausgewiesener Experten. Dem über 400 Seiten starken Teil mit den Lebensläufen folgt ein Verzeichnis der in den einzelnen KZs inhaftierten katholisch Korporierten. In Buchenwald waren es 23, in Flossenbürg 24, in Auschwitz sechs, in Mauthausen 18, in Dachau sogar 119! Hier unsere ausführliche Rezension.

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