Das „Album Schmiedeberg“ enthält eine einzigartige Sammlung 167 lebensechter Aquarelle aus den 1830er Jahren aus Königsberg. Dargestellt sind Studenten, ihre Namen finden wir in den Akten der frühen Königsberger Corpslandsmannschaften Littuania I, Scotia, Baltia I – und natürlich Masovia, die heute noch über einen Aktivenbetrieb verfügt. Dieser Band ist übrigens auch ein wundervolles Geschenk für alle Kunstinteressierten über den Dunstkreis der Königsberger Verbindungen hinaus, er zeigt die studentischen Protagonisten einer geistigen Welt, für die Immanuel Kant prägend war – auch eine ganze Generation nach seinem Tod im Jahre 1804. Das „Album Schmiedeberg“ wird nur wenige Wochen lang für 10 Euro durch den Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung, kurz VfcG, hier und auf Tagungen zum Kauf angeboten.
Wilhelm Schmiedebergs Blätter der Erinnerung sind im Jahre 2013 erschienen, verlegt wurden sie vom VfcG. Zwischen 1835 und 1839 entstanden 167 Originale. Sie sind sie kein herkömmliches Stammbuch, kein Album amicorum, sondern ein vom ursprünglichen Besitzer wohl für sich selbst, künstlerisch äußerst hochwertig gestaltetes Porträtalbum. Aus einer Auktion, in deren Katalog dieses einzigartige Stück damals unverhofft aufschien, konnte es mithilfe großherziger Sponsoren in einem durchaus hitzigen Bieterwettkampf erworben werden. Der VfcG hatte die Federführung und übernahm auch die bildliche Dokumentation in wissenschaftlicher Qualität. Der Auktionspreis war 2013 bedeutend. Umso schöner ist es, daß der VfcG die alten Königsberger Korporierten Kant’scher Prägung zu günstigem Preis in einer einmaligen Aktion für jederman erschwinglich macht.
Dieses von Hand gestaltete Buch ist ein bedeutender Beitrag zur studentischen Memorialkultur an der Albertus-Universität. Doch weit mehr als das stellt dieses Buch ein studentisches „Wer ist Wer“ dar, das mit der Frühzeit der Königsberger Verbindungen zusammenfällt. Durch diesen Zufall treten uns lebensnahe Portraits einer ganzen Reihe handelnder Personen der damaligen Jahre plastisch vor Augen, denn Wilhelm Schmiedeberg verfügte als Portraitmaler über Talent. Mitglieder von Littuania I, Scotia, Baltia I und natürlich die heute noch über einen Aktivenbetrieb verfügende Masovia sind im Bild verewigt. Für Studentenhistoriker – und zumal solche, die am Königsberg des Immanuel Kant Interesse zeigen – ist dies ein Jahrhundertfund.
Das „Album Schmiedeberg“, so wird es unter den Studentenhistorikern kurz genannt, wurde bei der Verlagsdruckerei Schmidt digitalisiert und vom VfcG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochschulkunde und anderen Instituten der Universität Würzburg ediert. Mit 364 Seiten, fast 200 Abbildungen, einer Bibliographie von 18 Seiten zur Königsberger Kunst- und Personengeschichte geht seine Bedeutung weit über die Grenzen der Studentengeschichte hinaus. Aus kunst- und kulturhistorischer Sicht sind vor allem die 167 farbfrischen Aquarelle von einzigartiger Bedeutung. Anhand dieser Portraits wird die in der Realität untergegangene Zeit der Academia Albertina in Königsberg, die auf Kant um 1830 bereits aufbaute, die ihn rezipierte, die einen eigenen philosophisches Königsberger Universitäts- und Stadtklima geschaffen hatte – anhand dieser Portraits also wird diese Welt auf geistiger Ebene lebendig gehalten. Damit ist dieses Album ein wichtiges Bindeglied, um in Potsdam, Hamburg und anderswo den kategorischen Impuls der Vernunft, der von Kant ausging, in die akademische Weite heutiger Tage weiterzutragen.
Hümmer, Hans Peter / Neubert, Michaela (Bearb.), Wilhelm Schmiedebergs Blätter der Erinnerung (1835 – 1839). Ein Beitrag zur studentischen Memorialkultur an der Albertus-Universität Königsberg, Hrsg.: Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg und der Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde, Würzburg / Neustadt an der Aisch 2013, ISBN 978-3-87707-872-3, jetzt einmalig und für kurze Zeit: 10 Euro.