Samstagabend in der „Lore“: eine casimirianische Couleur-Institution

Samstagabend, wenn der Stundenzeiger der Kirchturmuhr von St. Moritz auf 6 Uhr steht, betreten einige Herren die „Loreley“, Herrngasse 14, in Coburg. Wer genau? Etwa ein halbes Dutzend Alter Herren, oft auch mehr, und überhaupt jeder und gerne auch aktive Casimirianer. Seit wann? Seit dem WS 1920/21. Und bis wann? Oh, auch heute noch – und nach wie vor am Sonnabend.

Im oberfränkischen Coburg am Samstagabend also, wenn St. Moritz auf 6 Uhr schlägt, trafen sie sich in der „Loreley“. Wo genau? Im Gastzimmer links vom Eingang, am letzten in einer Reihe von drei Tischen an der Fensterfront, die durch leichte hölzerne Zwischenwände separiert sind. Etwa ein halbes Dutzend Alter Herren, oft auch mehr, und auch aktive Casimirianer. Letzteres traf zum Beispiel für die Verfasser dieser Miszelle zu, von denen sich Plitz in seiner Burschenzeit 1968/69 oft und Flitz zwischen 1978 und 1990 sehr oft in der Lore zur angesagten Zeit sehen ließen; davon unten noch mehr. Warum genau? Weil sie, wie vor und nach ihnen andere, verspürten, dass das Engagement von Aktiven die commentgemäße Gegenwart der Couleur garantierte – dass aber das traditionsreiche Herz ihrer 1861 gestifteten Schülerverbindung stark in solchen Altherrenkreisen schlug und weiter schlagen würde, solange die korporative Freundschaft im Lebensbund in Verbundenheit zum Gymnasium Casimirianum und darüber hinaus zur Heimatstadt – samt Königsberg in Bayern – die schwarz-gold-grüne Quintessenz bleibt.

Die Gastwirtschaft „Zur Fischerei“ und ihr Biergarten in der Webergasse 11. Hier wurde die Altherren-Organisation der Casimiriana 1919 gegründet und ihr erster Stammtisch etabliert.

Es gehört zu den tradierten casimirianischen Memorabilien, dass diese „Sonnabend-Runde“, wie sie sich selber lange Zeit nannte, von den Dioskuren Hermann Eckstein v. Gicht und Gustav Faber v. Tschell im Anschluss an ihre Aktivenzeit 1918/20 im WS 1920/21 ins Leben gerufen worden war.[1] Tatsächlich zählten beide seit dem 8. April 1920 zu den Mitgliedern der im Vorjahr am 16. Juni frischgebackenen Altherren-Organisation. Sie unterhielt von Anfang an zweimal im Monat eine „offizielle Zusammenkunft […] in Coburg in der Fischerei“. Dieses Coulerinstitut kam allerdings nicht so recht in Schwung; trotz des lauschigen Biergartens der Gastwirtschaft: „Es fanden sich selten mehr als zwei AHAH, oft weniger ein“.[2] Vielleicht lag das letztlich an der auch im bildungsbürgerlichen Milieu nur allzu spürbaren Misere der Inflationsjahre 1918/23? Von einem anderen Stammtisch und der Lore war in den Protokollen und Jahresberichten bis zum Ende der 1920er Jahre nicht die Rede – bis 1933/34 endlich ein Schlaglicht auf „den schon seit vielen Jahren [!] bestehenden Sonnabend-Stammtisch des A.H.V.“ in Coburgs renommierter Gaststätte fiel.[3]

Ab 1948 hielt v.a. Tschell die Runde bis zu seinem Tod 1981 durch stete Präsenz – unterbrochen nur von unvermeidbaren Familienfeiern – am Laufen, mit ihm ein festgefügter Kreis von Bundesbrüdern, die nach dem Abitur in Coburg geblieben oder dorthin auf Berufswegen zurückgekehrt waren. Von Tschell einmal abgesehen, besuchten diese Alten Herren allenfalls noch die Hochfeste im Casi-Jahr, den Weihnachts-, Königsberg- oder Bekränzungskommers.[4] Den Couleurveranstaltungen der Aktivitates, die da kamen und gingen, blieben sie eher fern, zeigten sich aber über das Treiben von Burschen und Füchsen, die schulischen Entwicklungen des Casimirianums oder die lokalpolitischen Aufreger im Herzogtum meist gut informiert. Übrigens auch über die Ergebnisse der samstäglichen Fussballspiele der verschiedenen Ligamatadoren und natürlich des örtlichen VfB, denn in den 1960er Jahren war es Usus geworden, dass die Sonnabend-Runde zu Beginn ihres löblichen Tuns den Rapport des Lore-Oberkellners über die jeweils erzielten oder kassierten Tore des Tages vernahm. Dann wurde geklönt. Dazu klapperten die Zinndeckel der wechselseitig dedizierten Couleurkrüge,[5] erklangen Weingläser, qualmte das gedrehte, gesponnene oder gestopfte Kraut. Natürlich trug man Band. Damen waren stets willkommen; beispielsweise Else Langbein, erst Wirtstochter, dann selber Wirtin der Cortendorfer Bierstube (Co-Bie sive CoBi) in der Steingasse 13, dem konstanten Winterlager des aktiven Bundes von 1916 bis 1961.[6] Gesungen wurde nicht, doch erklang zuweilen ein kräftig intoniertes „Pereat Tristitia!“ durch den Raum, dass es den anderen Gästen „durch jede Nerve“ bebte.

In Coburg weiß jeder, was sie bedeutet: die „Loreley“. Auf dieser Couleurkarte von 1968 wurde sie sogar mit dem vom Stammtisch öfters zitierten Ausruf aus dem „Gaudeamus“ gewissermaßen zum Klingen gebracht (vgl. Anm. 8).

Einen wichtigen Teil des wöchentlichen Rundenrituals bildete die Unterzeichnung der Couleurkarten, die Tschell als AHV-Geschäftsführer Woche für Woche, jahraus jahrein, als Geburtstagsgruß an die Bundesbrüder besorgte.[7] Dabei konnte es immer wieder passieren, dass eine solche Karte mit einer originellen Bleistiftzeichnung von Arno Müller v. Mull angereichert war, die dieser zwischen 1962 und 1968 ad personam oder auf Vorrat angefertigt hatte.[8] Auf (fast) nichts konnte und kann sich ein Casimirianer mehr verlassen, als auf die FCv!-Glückwünsche zu seinem Wiegenfest. Um 21 Uhr war Zapfenstreich. So kam jeder beizeiten nicht unziemlich bezecht nach Hause – und durfte sieben Tage später wiederkommen.

Schon in den 1930er Jahren war der Ort der Handlung immer schwarz-gold-grüner ausstaffiert worden. An der rückwärtigen Raumwand der seit 1934 so genannten „Casimiriana-Ecke“ hingen Fotografien traditionsbezeichnender Bilder, so etwa Bekränzung 1855, Ernst Meusel und Emil Bahmann 1862/63, einige frühe Jahrgangsaufnahmen.[9] Natürlich durften auch der „Alte Heiner“ und Johann Caspar Goethe nicht fehlen.[10] Ein Wandteller rundete zusammen „mit zwei neuen Bildern aus der ältesten Geschichte des Gymnasiums“ das Ensemble bis 1937/38 ab.[11] Auch der damalige Lore-Pächter Franz Neundorf ließ sich nicht lumpen und dedizierte seinen Stammgästen ein zierlich besticktes Tischbanner.[12] Das Sahnehäubchen stiftete 1935 die Hofbrauhaus AG Coburg, der damals die Lore gehörte, nämlich „eine schöne schmiedeeiserne Lampe mit dem Casimirianerzirkel und der Silhouette des Herzogs Johann Casimir“.[13]

Der Leuchter in der Lore. Links ist der Unterkörper „Konrad Rüger“-Figur zu erkennen, dahinter der sitzende Kumpan, rechts nur die Schmalseite der Herzog Johann Casimir-Figur. An der von hier aus rechten Wand befanden sich die traditionsbezeichnenden Bilder mit Motiven rund um das Gymnasium Casimirianum; vgl. Anm. 9 – 11 und 14.

Da schauen wir genauer hin![14] Das prachtvolle Stück bestand aus einem kugelförmigen Beleuchtungskörper, der an einer Kette von der Decke herunterhing, mittig über einem wiederum an drei Ketten etwas tiefer hängenden gehämmerten Metallreifen. An ihm waren drei rundgebogene Leuchterarme angenietet, von denen jeder eine glaskugelbeschirmte Glühbirne trug. Auf dem Reifen standen drei kleine buntbemalte Flachfiguren: Herzog Johann Casimir nach der von Veit Dümpel gestalteten Statue am Altbau des Gymnasiums; ein Landsknechtstyp, der als „Konstabler Konrad Rüger“ durchging. Er war das Maskottchen der Hofbrauhaus AG und so auch auf der Fassade, der Vorderfront der Lore aufgemalt;[15] dazu ein (nicht mehr näher bestimmbarer) sitzender Kumpan. Zu diesen Motiven gesellte sich ein handgeschmiedetes, unter dem Reifen an einem Kettchen mittig angehängtes FCv! „In hoc circulo vincemus!“ Das alles klingt nach harmlos-gemütlicher Couleurromantik im Rahmen der Altherren-Organisation – ereignete sich aber, als diese längst, am 23. August 1933, unter die nationalsozialistischen Gleichschaltungstendenzen des an die Stelle des AHV-Vorsitzenden gerückten „Verbandsführers“ Wilhelm Franz Dehler geraten war und die Aktivitas kurz vor ihrer zwangsweisen Auflösung stand.[16]

: Der Lore-Stammtisch im Leuchterglanz, ca. 1937/38 (vgl. Anm. 13 und 14).

In diesen Jahren des Unheils wuchs der „Sonnabend-Runde“ in der weiteren Entwicklung der Casimiriana eine zentrale Funktion zu. Sie blieb fest terminiertes und gut besuchtes Couleurinstitut ebenso der treugebliebenen Alten Herren wie jener Schüler, die nun nach dem Abitur ohne vorheriges Aktivsein in den am 5. April 1937 neu formierten „Verband Alter Casimirianer“ eintreten konnten. [17] Unter dessen Vorzeichen war auch in Coburg die korporative Geselligkeitspflege und sogar das gelegentliche öffentliche Bandtragen umso mehr möglich, als eine Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 1938 zwar das allgemeine Verbot der Schülerverbindungen bekräftigt, aber gleichzeitig ausdrücklich festgestellt hatte, daß die Vereinigungen ehemaliger Schüler dagegen sehr erwünscht sind.“[18] Alt und Jung trafen sich also weiter beim Stammtisch, zum Schulstiftungsfest oder in Königsberg i.B;[19] Jung darüber hinaus auch zu internen Kneipen.[20]

Zum Jahresende waren der Besuch des seit 1928 vom AHV veranstalteten und längst zum jour fixe gewordenen Frühschoppens an einem Weihnachtsfeiertag oder des Weihnachtstänzchens angesagt (oder beider Termine, wenn die Kräfte reichten).[21] Diese zwei Veranstaltungen wurden nach 1935 nicht zuletzt von den Casimirianern gerne besucht, die zur Wehrmacht eingezogen worden waren. Daher setzte man 1938 mit Rücksicht auf deren Urlaubszeiten erstmals einen Umtrunk am 26. Dezember 1938 und einen zweiten am 3. Januar 1939 an.[22] Nach Kriegsausbruch blieb die wöchentliche Lore-Runde die Coburger Anlaufstelle für heimkehrende Frontsoldaten: „Auch an dem jeden Sonnabend in der ‚Lore‘ stattfindenden Abend in der Casimirianerecke der ‚Lore‘ trifft sich immer eine kleinere oder größere Runde von Bundesbrüdern, die durch Berichte der Fronturlauber, die einige Stunden ihres Urlaubs für diesen Abend freimachen können, verschönt wird.“[23] Frappiert an diesem Satz nur eine missglückte Wortwahl – oder vielmehr der darin anklingende verbale Anschluss an eine Kriegspropaganda, die damals ebenso landläufig war, wie sie heute unverständlich ist? Ein ähnlicher Duktus bestimmte die informativen Vernetzung, um die sich 1940/41 ein hektografiertes Mitteilungsblatt bemühte, das von 1942 bis 1944 durch einen jungen AH in Berlin unter dem Titel „Casimiriana. Sprachrohr aller Casimirianer der Front und Heimat“ fortgeschrieben wurde[24] – sei es in Abstimmung mit, sei es in Konkurrenz zum offiziellen Organ des VAC;[25] jedenfalls geduldet von Dehler, der mittlerweile wieder als „Vorsitzer“ firmierte,[26] und vom Direktor des Casimirianums Dr. Motschmann durch Gruß- und Dankadressen unterstützt.[27]

In ein „Sprachrohr“ eingeklebtes Foto von einem Weihnachtsfrühschoppen in der Lore, wahrscheinlich am 26. Dezember 1942. In der vorderen Sitzreihe zweiter von rechts Oberstudiendirektor Dr. Wilhelm Motschmann (vgl. Anm. 27).

Zum letzten Mal fand ein Weihnachtsfrühschoppen wohl am 26. Dezember 1943 statt.[28] Die im NS-Staat äußerlich zwar gleich-, innerlich aber in ihrem bundesbrüderlichen Anliegen eben nicht ausgeschaltete Verbindung auf diese Weise jenseits der Worte wahrscheinlich zu einem starken emotionalen Fluchtpunkt gerade der jüngeren vom Gymnasium abgegangenen Klassengemeinschaften in immer trostloseren Kriegszeiten geworden.

Ob und wie es mit der Sonnabend-Runde in der Lore bis zum Ende der Diktaturkatastrophe sowie in den folgenden Jahren weiterging, ist nicht dokumentiert. Wahrscheinlich traf man sich schon 1945/46 peu à peu wieder, sehr wahrscheinlich incognito, von „wegen der Auflösung aller Vereine und Verbände durch die amerikanische Militärregierung“.[29] Die offizielle Neubelebung datierte nach der Währungsreform im Sommer 1948 (also noch vor der Wiederaufnahme der Geschäfte des VAC am 11. November d. J.), denn die „Ferien- und Herbstzeit des vergangenen Jahres [1948] brachte den am Casimirianer-Tisch in der ‚Loreley‘ allsonnabendlich versammelten Casimirianern regen Besuch auswärtiger Bundesbrüder, die sich recht wohl im Kreise ihrer Kommilitonen fühlten und durch ihre Berichte regen Gedankenaustausch verursachten.“[30] Wurde dabei neuen Gedanken die Bahn gebrochen, hatte sich am Ort der Handlung kaum etwas verändert. Die Szene wurde weiter vom Motivleuchter beschienen und die Bilder hingen weiter an den Wänden.[31]

Ein von der Aktivitas den Alten Herren gestiftetes neues Tischbanner mit eingesticktem Zirkel kam 1957 dazu, das nun nicht nur am Sonnabend, sondern auch dann aufgestellt wurde, wenn die casimirianischen Kegelbrüder in der Lore zusammenkamen.[32] Sie hatten ihren Club am 26. März 1950 ins Leben gerufen und ihm, humanistischer Bildung eingedenk, den Namen „Bonum Lignum“ gegeben.[33] Boli rekrutierte sich aus jüngeren VAC- bzw. (seit 1954 wieder[34]) AHV-Mitgliedern und bildete von Anfang an neben dem Stammtisch die zweite tragende, weil permanent existente Coburger Freundesgruppe innerhalb der Schülerverbindung. Dazu Tschell im Jahresbericht 1951:[35] „Den eigentlichen Zusammenhalt unseres Bundes bilden die Kegelabende und die Sonnabend-Runde. Bei beiden geselligen Bestrebungen der Alten Casimirianer herrscht jeweils der Geist, in den wir bereits in unserem Casimirianum, dem Gymnasium Academicum, hineingewachsen sind. Er wird bewiesen in dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, das die ältesten Semester mit dem jüngsten Jahrgang nach kurzem Beisammensein in bundesbrüderlicher Freundschaft verbindet. Möge dieser Geist weiterblühen und recht bald Fuß fassen bei den jüngsten Commilitonen, den beiden Oberklassen des Casimirianums selbst, in einer Form, die der jetzigen Zeit und der guten Tradition unserer Sache gerecht wird und die das Band zwischen aktiven und ehemaligen Schülern immer enger werden läßt.“

Auf dieser Basis gelang die Wiedergründung der Aktivitas in der CoBi am 28. Februar 1953; diesen für das Vivat-Crescat-Floreat! der gesamten Verbindung lebenswichtigen Geist haben die Tschellisten am Samstagabend in der Lore auch in den 1960/70er Jahren erfolgreich gegen diverse Neuerungsneigungen und die ständigen (daher ernster zu nehmenden) Verlockungen der Fernsehgeräte hochgehalten. Der Stammtisch blieb zentrales Couleurinstitut für ältere einheimische oder auswärtige Bundesbrüder, nicht zuletzt auch aus der allmählich Rentnern Reisefreiheit gebenden DDR – und war darüber hinaus auch für Jungspunde attraktiv. So suchte beispielsweise aB Plitz 1968/69 die Runde oft auf, um zur Wiederbelebung eines engeren Kontakts zwischen Aktiven und Alten Herren beizutragen.[36] Er hat nie vergessen, wie selbstverständlich damals ein vom Schicksal hart getroffener Bundesbruder in den Kreis integriert war. Im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs 1916 in der Casimiriana aktiv, wurde er nach dem Abitur 1917 sofort an die Westfront gezogen und dort sehr schwer verwundet, war infolgedessen noch nach 50 Jahren motorisch eingeschränkt, nur mühsam sprechfähig, doch jeden Samstagabend in der Lore dabei. Da begriff man, was Lebensbund bedeuten konnte – und was lebenslang ertragene Kriegsversehrtheit hieß.

Genauso erkannte zehn Jahre später Flitz, wie intensiv diese Runde das Verständnis für gepflegte Bundesbrüderlichkeit und die Eigenart der Casimiriana als Ergebnis geprägt gelebter Tradition im Wandel der Zeiten vermittelte. Und lernte am Stammtisch nebenbei, dass es zur Gründerzeit der Fratres Casimiriani in den 1860er Jahren in Coburg eine Freuden- und eine Totengasse gab, und wie diese zu ihren Namen gekommen waren. Das rubrizierte wahrscheinlich unter burschikoser Heimatkunde.

Als sich nach Tschells Tod 1981 die Sonnabend-Runde nur noch sporadisch traf und schließlich auflöste, war es folgerichtig Flitz, der sie ab 1985 mit dem alten Recken Werner Ungelenk v. Dorn wieder flott machte,[37] jeden zweiten Samstag im Monat, natürlich in der Lore, bis diese im September 1990 schließen musste.[38] Man verlegte in den Gerberhof und zweimal im Jahr, April und Oktober, gar nach Königsberg. Diese doppeltsituierte Variante erlahmte zwischen 2003/05 und 2010, am Residenzort ebenso wie in der Exklave.[39] Das wiederum animierte ein schwarz-gold-grünes Triumvirat, das ehrwürdige Couleurinstitut ab März 2011 zu reanimieren und einmal pro Monat mit einer recht konstant gebliebenen Freundesgruppe von ca. sechs bis zwölf Bundesbrüdern, samt einer etwa gleichgroßen Ersatzreserve im Alter zwischen 30 und 80 Jahren, in wechselnden Coburger Lokalen lebendig zu halten.[40]

Zunächst trafen sich die durstigen Casimirianer in der Kultkneipe „Hungry Highlander“ in der Steingasse 11 (also an der alten CoBi, jetzt Trattoria Dal Passatore, haarscharf vorbei). Dann tagte man lange Zeit im Traditionslokal „Zum Goldenen Hirschen“ alias „Beim Roten Igel“, 2022/23 im „Henneberger Haus“ und neuerdings in Schmittner’s Gaststätte.[41] Der nun schon zwölf Jahre lang gepflegte und lediglich 2020/21 aus Lockdowngründen erst für zwei, dann für sieben Monate unterbrochene Zusammenhalt dieses Stammtisches wird durch ein more consueto illustriertes Gästebuch dokumentiert, dessen Eintragungen seine mittlerweile über 140 Zusammenkünfte nicht nur erinnerungskulturell strukturieren, sondern auch in eine Linie mit jener legendären Runde am Samstagabend in der Lore stellen.[42] Wer (unter-) schreibt, der bleibt: Zur Nachahmung empfohlen! Denn siehe da, solch lobenswertes Engagement gab es[43] und gibt es nicht nur in Coburg, sondern auch andernorts,[44] womöglich regelmäßig, sonst „n. V.“: derzeit in Mittelfranken (Erlangen), Oberbayern (München), Zentralpreußen (Berlin) und, wie man staunend vernimmt, überall in der Welt, wo drei Bundesbrüder im Zeichen des Zirkels versammelt sind.[45]

Jeder weiß, wie in Coronanöten ein Online-Format ausprobiert wurde, dass in der Diaspora Anklang fand und vom rührigen AHV-Vorsitzenden, einem Stammtisch-Experten, von Zeit zu Zeit wieder hochgeladen wird.[46] Und ebenso weiß jeder, dass diese Freundesrunden Erlebnisorte sui generis für Einigendes und Bindendes waren und sind – wo, um schwarz-gold-grüne „harte Kerne“ gruppiert, unsere Casimiriana offiziös lebt, wächst und gedeiht – viriliter constanterque, derzeit mit der Kraft von mehr als zwei Herzen. Möge auch das ihr Weiterblühen in bewährter Weise befördern.

Norbert Enser v. Flitz FCv! AH & Jürgen Kloosterhuis v. Plitz FCv! AH


*    Für freundlich gegebene Hilfen und Informationen ist verbindlich zu danken: Archivamtfrau Birgit Hufnagel / Staatsarchiv Coburg, Stellvertr. Bibl.Leiterin Isolde Kalter / Landesbibliothek Coburg und Stadtheimatpfleger Dr. Christian Boseckert, sowie einigen Bundesbrüdern. – In den folgenden Anmerkungen bezieht sich Sigle „Tab“ auf die Tabula Fratrum Casimirianae Societatis, in AHV der Casimiriana zu Coburg e.V. (Hrsg.), Casimirianum – Casimiriana (wie Anm. 4), S. 339 – 445; Sigle „JB“ [Jahreszahl] auf Altherren-Verband der Casimiriana Coburg e.V. bzw. Verband Alter Casimirianer Coburg: Bericht über das Jahr [x], Coburg [x+1]; Siglen MVP, VSP und PN auf die Protokolle der Mitgliederversammlungen bzw. Vorstandssitzungen sowie Protokollnotizen in StACo, SV! Casimiriana (Dep.), Nr. 16.

[1]      Hermann Eckstein: Cas. 2. März 1918, BN v. Gicht, später Staatsbankinspektor in Coburg, † 1. Februar 1945 in russischer Kriegsgefangenschaft; Tab. 451. Gustav Faber: Cas. 2. März 1918, BN v. Tschell, später Kaufmann in Coburg, † 25. Juni 1981; Tab 449. Vgl. Artikel: In Memoriam AH Gustav Faber v. Tschell FCv!, in: JB 2011, S. 44 – 50, bes. S. 46; sowie Artikel: Dr. Rudolf Brückner v. Waf FCv! (1893 – 1962), in: JB 2017, S. 12 – 17, bes. S. 12.

[2]     Vgl. MVP 8. April 1920; dazu zit. PN zum Verlauf des WS 1919/20. Die „Fischerei“ und ihr Biergarten (vgl. Abb. 1) befand sich bis in die 1950er Jahre in der Webergasse 11; an ihrer Stelle steht heute der Neubau, in dem sich die Glaserei Fischer befindet. Als weitere Altherren-Veranstaltungen sind „Unterhaltungsabende“, Tänzchen oder Frühschoppen belegt, die meist im Coburger „Gesellschaftshaus“ am Ernstplatz stattfanden (1873 errichtet, 1955 abgebrochen; auf dem Grundstück heute das AOK-Gebäude).

[3]    Vgl. JB 1933/34, S. 5. Der genaue Starttermin in der Lore (1924ff ?) könnte in den Chroniken der Casimiriana noch weiter recherchiert werden, die für 1912 – 1922, 1923 – 1927 und 1922 – 1932 vorliegen; StACo, SV! Casimiriana (Dep.), Nr. 19, Nr. 29 und Nr. 56.

[4]    Zur Feier des Königsbergkommerses vor dem Himmelfahrtstag fährt die Casimiriana noch heute in die unterfränkische Kleinstadt, die von 1826 bis 1918 zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha gehörte. Der Bekränzungskommers rundet für die Verbindung einen traditionsreichen Ritus ab, bei dem im Umkreis des Stiftungstags des Gymnasiums die Statue des Schulgründers Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564 – 1633) von Schülerinnen und Schülern mit Eichenlaub geschmückt wird. Vgl. Jürgen Kloosterhuis: Burschikose Gymnasiasten. Quellen zur Schuldisziplin und Schülerverbindung am Coburger Gymnasium Casimirianum im 19. Jahrhundert, in AHV der Casimiriana zu Coburg e.V. (Hrsg.): Casimirianum – Casimiriana. Festgabe der Schülerverbindung Casimiriana zu Coburg zum 400. Schul-Stiftungsfest des Gymnasiums Casimirianum zu Coburg. Herausgegeben vom Altherrenverband der Casimiriana zu Coburg e. V., Coburg 2005, S. 5 – 338, bes. S. 26 – 31; sowie Norbert Enser (Bearb.): Cantus Fratrum Casimirianae. Liedersammlung der Schülerverbindung Casimiriana und des Gymnasiums Casimirianum Coburg, Essen 2019, bes. S. 51 – 55 (Königsberglieder), S. 5 – 67 (Bekränzungslieder).

[5]     Vgl. Artikel: Ein wiedervereintes Paar von Krügen, in: JB 2022, S. 17. Diese Krüge waren mit handgemalten Vollwappen geschmückt. Neben den zwischen Bundesbrüdern getauschten Gemäßen gab es drei laut Deckelrandgravur vom AHV 1959 gestiftete Exemplare für das Präsidium der Aktivitas.

[6]    Abgesehen von der Unterbrechung 1935/53. Die CoBi wurde seit ca. 1911 vom ehemals herzoglichen Bediensteten Adolf Langbein betrieben, der 1929 schon in jungen Jahren verstarb; vgl. JB 1928/29, S. 9. Danach übernahmen seine Ehefrau Lydia Langbein († 1963) und ihre Tochter Else († 1959) die Gastwirtschaft: „Nachbarn, Handwerksmeister, herzogliche Beamte, Akademiker, vor allem die alten und jungen Casimirianer waren ihre Stammgäste“; zit. JB 1961, S. 19; dazu JB 1959, S. 2; JB 1963, S. 6.

[7]    Nach Berechnungen im JB 1980, S. 3, schrieb Tschell von 1951 bis 1981 ca. 15.000 Karten und hat dafür (bei einem Ansatz von ca. fünf Minuten pro Karte) 75.000 Minuten = 1.250 Stunden = 52 Tage seiner Lebenszeit eingesetzt. Seine Nachfolger im AHV-Geschäftsführeramt stemmten und stemmen bis heute vergleichbare Lasten. Seit 1981 wurde es üblich, die Geburtstagsgrußkarten mit einem jährlich neu ausgewählten „Sinnspruch einer bedeutsamen Persönlichkeit“ zu begaben, „aus dem Munde ‚alter Griechen und Römer‘“, aber auch in deutscher, französischer oder englischer Sprache; zit. a.a.O. Dabei nicht zu vergessen die von der Aktivitas seit 1959 eigenständig versandten Geburtstagsgrüße; vgl. JB 1959, S. 4.

[8]   Arno Müller, Doppelbändermann Ernesto-Albertinae et (Ehrenbandverleihung durch den AHV 1. Juli 1961), BN v. Mull, † 26. Dezember 1968; Tab S. 341; JB 1961, S. 3. „Mit überlegener Begabung verschönte er die an unsere Bundesbrüder hinausgehenden Geburtstagsgrüße. Er verwandte viel Mühe auf die teils berufsbezogenen, heimatlichen oder humorvollen Zeichnungen, so daß manches Geburtstagskind auf den nächsten Einfall unseres Mull gespannt war“; zit. JB 1968, S. 6; dazu Artikel: Kunstfertige Geburtstagsgrüße vom alten Stammtisch, in: JB 2020, S. 28f. Eine weitere Probe seines Talents gibt Abb. 2: eine Couleurkartenzeichnung von 1967, die passenderweise die Lore zeigt. Im Erdgeschoss links ist das Fenster geöffnet, hinter dem die Sonnabend-Runde tagte; dazu im Bildhintergrund der Nordturm der Doppelturmfassade von St. Moritz.

[9]    Vgl. dazu (nach freundlicher familiärer Mitteilung) Tschells Kalendernotiz „31. 3. 34: FCv! Ecke in der Loreley eingeweiht“; die Bilder-Benennung nach JB 1933/34, S. 5; JB 1935/36, S. 5. Meusel und Bahmann studierten 1862/63 bereits in Jena, wo sie der B! Arminia auf dem Burgkeller beitraten.

[10]     Die Bilder publiziert z.B. bei August Gruner: Das Gymnasium Casimirianum in Coburg 1605 – 1930, Coburg 1930, Bildseite 4 (Bekränzung 1855), Bildseite 11 (Geheimer Regierungs- und Oberschulrat Dr. Heinrich Beck); Rudolf Brückner: Casimiriana 1861 – 1961. Hundert Jahre einer Schülerverbindung. Hrsg. vom AHV der Casimiriana Coburg e.V., Coburg 1961, Tafel IV vor S. 59 (ältestes Jahrgangsbild 1863; für weitere Jahrgangsbilder 1864 – 1869 vgl. StACo, SV! Casimiriana (Dep.), Nr. 641 – 645, 486, 723, 727, 728 und 750); Norbert Enser: Die Geschichte der Casimiriana und das Leben der Aktivitas einst und jetzt, in Altherren-Verband der Casimiriana Coburg e.V. (Hrsg.): 125 Jahre Casimiriana, Coburg 1986, S. 5 – 67, Abb. S. 17 (Meusel); Gymnasium Casimirianum Coburg (Hrsg.), Joachim Goslar und Wolfgang Tasler [Bearb.]: Musarum Sedes 1605 – 2005. Festschrift zum 400jährigen Bestehen des Gymnasiums Casimirianum Coburg, Coburg 2005, S. 295 (Goethe).

[11]    Vgl. JB 1936/37, S. 6. Zwei Gymnasiums-Bilder: zit. JB 1938/39, S. 7. Es handelte sich wahrscheinlich um Repros von [1.] Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg, Kupferstich von Peter Isselburg, Illustration in der Coburgischen Kirchenordnung, 1626 (Exemplar z.B. in der Landesbibliothek Coburg, Cas A 1730); [2.] „Perspectivischer Aufriss des illustris Gymnasii Academici zu Coburg“, Kupferstich von T. H. Titzmann, 1724 (z.B. Bildbeilage zur Festschrift zur Feier des dreihundertjährigen Bestehens des Gymnasium Casimirianum in Coburg 1605 – 1905. Mitteilungen aus der Geschichte des Gymnasiums von Schulrat Dr. [Heinrich] Beck, Coburg o.J.

[12]    Vgl. JB 1933/34, S. 5; dazu JB 1934/35, S. 9 („Bannerweihe“ am 1. Mai 1935).

[13]   Zit. JB 1935/36, S. 5. Hinter dem Hofbrauhaus stand damals bereits die Münchner Paulaner Brauerei, die 1933/34 die Coburger Aktienmehrheit erworben hatte; vgl. [Elfie Roßteutscher]: Herrngasse … eine Zeitreise, Coburg 2013, S. 87. Der Leuchter war zusammen mit vier weiteren „schmied[e]eiserne[n] altdeutsche[n] Beleuchtungskörpern“ von der Schlosserei Fa. Heinrich Weckel für zusammen 347 RM angefertigt und am 11. November 1935 berechnet worden; vgl. Aufstellung der Hofbrauhaus AG Coburg über die zwischen 1933 und 1940 ausgeführten Arbeiten, Neuanschaffungen usw. im Anwesen „Loreley“; dat. Coburg, 8. Januar 1940; StACo, Hofbrauhaus Coburg, vorl. Nr. 676.

[14]   Zur Leuchterbeschreibung vgl. Abb. 3; dazu persönliche Erinnerungen von Plitz und Flitz. Auf Abb. 3 auch neben den bereits genannten Bildern (unten von links: Meusel, Beck, Johann Casimir, Goethe; oben rechts angeschnitten: Bekränzung 1855) noch zwei weitere Repros zu sehen, nämlich [1.] untere Reihe rechts: Foto der „Ehrentafel der im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Casimiriana“, 1922 (z.B. auch in StACo, SV! Casimiriana (Dep.), Nr. 646); [2.] obere Reihe links: Bekränzungsfeier, Radierung von Otto Wiegk, 1905 (entsprechende Exemplare z.B. in Privatbesitz).

[15]    Konstabler (Artillerist) Rüger, ein „Coburger Volksheld in der Zeit des 30jährige Krieges, dessen wohlgezielte Kanonenkugel dem abergläubischen Wallenstein die Lust nach der Veste Coburg verdorben hat“; zit. Biogramm von Ulrich Göpfert, www.stadtgeschichte-coburg.de, Bearb.Stand 28. Mai 2010.

[16]   Diese zwangsweise Auflösung geschah am 3. Dezember 1935. Zu Wilhelm Franz Dehler: 1888 geboren in Coburg, Cas. 10. April 1906, BN Schnauzz; ab 1920 in Coburger Bezirksamt- und Stadtverwaltungsfunktionen; zunächst DNVP-, 1932 NSDAP-Mitglied und 1941 SS-Standartenführer; ab 1933 Vorsitzender der Coburger Landesstiftung, ab 1938 im Bayerischen Innenministerium, ab 1942 als Präsident der Bayerischen Museen- und Schlösserverwaltung tätig; 1945 amtsenthoben, bis 1948 interniert, † 1970; vgl. Tab 292 und JB 1969, S. 7; dazu v.a. Joachim Lilla: [Artikel] Wilhelm Franz Dehler, in ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-) Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945 (online-Datenbank „Verwaltungshandbuch bavarikon“); sowie [Christian Boseckert:] Franz Dehler (1888 – 1970), in: Coburger Geschichtsblätter 28 (2020), S. 79 – 81 (mit s/w Bild in Uniform). – Dehlers Ernennung zum „Führer des Altherren-Verbandes der Casimiriana und damit auch Führer der aktiven Casimiriana“ erfolgte „in Vollzug der Gleichschaltungsvorschriften“ am Tag nach einer Vorstandssitzung am 22. August 1933; zit. entsprechendes Rundschreiben vom 22. November 1933. Er kannte die Amtsgeschäfte des AHV, der ihn bereits von 1922 bis 1925 zum 2. Vorsitzenden gewählt hatte; vgl. MVP vom 20. April 1922 bzw. 25. April 1925.

[17]  Der neue Name war schon 1919 für die Altherren-Organisation kreiert, aber 1921 durch „Altherrenverband der Casimiriana“ abgelöst worden; vgl. Protokoll der Gründungsversammlung am 16. Juni 1919 bzw. VSP vom 18. April 1921. – Zwischen 1938 und 1942 folgten 109 Bundesbrüder einer „Einladung zum Eintritt in die Casimiriana trotz deren Auflösung“, o.D.; Tab. 680 – 788; dazu StACo, SV! Casimiriana (Dep.), Nr. 777. Da die 1981 vorgelegte Facharbeit von Tillmann Geyer über die Casimiriana in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur bis 1935 reicht, muss die Verbindungsgeschichte bis 1948/53 noch differenzierter aufgearbeitet werden.

[18]  Zit. JB 1938/39, S. 7. Das öffentliche Schülermützentragen war in Coburg durch einen am 21. November 1935 gefassten Beschluss der Direktoren der drei Oberschulen (Gymnasium, Oberrealschule, Aufbauschule) abgeschafft worden, „um dadurch ihre Verbundenheit mit den erwerbstätigen Kameraden der Jugend Adolf Hitlers zum Ausdruck zu bringen“; zit. JB 1935/36, S. 2.

[19]   Vgl. Gruppenfoto von der 50. Casimirianerfahrt nach Königsberg, 1937; JB 1937/38, nach S. 8. Es zeigt 28 Personen (Alte Herren, ihre Damen und Gäste), darunter Verbandsführer Dehler und Oberstudiendirektor Dr. Motschmann; die Casimirianer, soweit sichtbar, alle mit Band.

 [20]    Vgl. entsprechend das im JB 2022, S. 16, veröffentlichte Gruppenfoto. Es zeigt wahrscheinlich 15 kneipende Gymnasiasten des Abiturjahrgangs 1939, von dessen 27 Schülern 25 am 16. März 1939 in den VAC aufgenommen worden waren (und damit das Band erhalten hatten); vgl. JB 1938/39, S. 5.

[21]   Vgl. erstmals JB 1928/29, zit. S. 11: „Bierabend“ am 4. Weihnachtsfeiertag 1928 im Jägerzimmer der Lore, „aus Anlaß der Anwesenheit der Studenten“, „besonders von den jüngeren Semestern zahlreich besucht“.

[22]  Vgl. JB 1938/39, S. 7.

[23]  Zit. JB 1941/42, S. 5; der letzte der älteren Jahresberichtsserie, die mit dem JB 1948/49 im April 1950 neu fortgeführt wurde; vgl. Anm. 29.

[24]  Ein „Sprachrohr“-Heft bestand meist aus vier bis sechs Seiten DIN A 5. Pro Monat sollten zwei Hefte erscheinen, was sich kriegsbedingt (Papiermangel, Bombenschäden) nicht durchhalten ließ. Erhalten sind: 2. Jg. (1942/33) 21 Hefte, 3. Jg. (1943/44) 11 Hefte; 4. Jg. (1944) 2 Hefte. Das „Sprachrohr“ verstummte mit dem 4. Jg. Nr. 6 im Oktober 1944. Die durch Zahlungen der „Sprachrohr“-Bezieher finanzierte Auflage stieg von 1941/42 nur 25 auf 1942/43 immerhin 80 Exemplare; vgl. „Sprachrohr“ 2. Jg. (1942/43) Nr. 15 vom 16. März 1943, S. 1. Berichtet wurde meist, bei welchen Truppenteilen die einzelnen Bundesbrüder standen, von Einsätzen und Auszeichnungen, Verwundung oder Soldatentod; vgl. Studiendirektor i.R. Manfred Keßler: Rede zur Totenehrung [am 18. Juli 2019], in JB 2019, S. 17 – 21, bes. S. 19.

[25]  Auch die Jahresberichte brachten unter der Rubrik „Unsere Soldaten schreiben uns“ Mitteilungen von den Casimirianern an den Fronten; erstmals im JB 1939/40, S. 14 – 16 (mit Informationen über 72 Bundesbrüder); zuletzt im JB 1941/42, S. 7f. (desgl. 115 Bundesbrüder). Die insoweit zeitnahere Berichterstattung des „Sprachrohrs“ wurde dabei nicht und so auch in der späteren Bundesgeschichtsschreibung nie erwähnt.

[26]  Vgl. JB 1938/39, S. 5 (Änderung der Titulatur „Verbandsführer“ in „Vorsitzer“); dazu a.a.O., S. 7 (Dehler nach seiner Berufung ins Bayerische Innenministerium 1938 bereit, das Vorsitzeramt weiter auszuüben); sowie JB 1940/41, S. 5 (desgl.); JB 1941/42, S. 4 (desgl.).

[27] Dr. Wilhelm Motschmann: 1879 geb.; 1934 Oberstudiendirektor des Casimirianums, erhielt am 20. April 1943 das Treudienst-Ehrenzeichen in Gold für 40jährige Dienste, im November 1945 amtsentlassen, † 7. April 1959 in Markt Stammbach bei Hof; vgl. „Sprachrohr“ 2. Jg. (1942/43) Nr. 2 vom 15. Mai 1943, S. 1; desgl. 3. Jg. (1943/44) Nr. 1/2 vom 11. Juli 1943, S. 9; JB 1959, S. 2; Walter Reissinger, Chronik, in Musarum Sedes (wie Anm. 10), S. 17 – 31, bes. S. 30. – Dr. Motschmann erschien seinen Schülern, die ihn „Disciplinaios“ titulierten, zunächst als strammer NS-PG, der es gleichwohl verstand, „unter Beachtung und auch Umgehung der neuen politischen Spielregeln den Geist des Humanismus zu wahren und die Tradition unserer […] Schule unangetastet über die Vorkriegsjahre und durch die Kriegszeit zu bringen“ zit. Gerhard Albert: Singen war in der Aula, Coburg o.J., S. 43. Zu seinen „Sprachrohr“-Adressen vgl. 2. Jg. (1942/43) Nr. 13 vom 5. Februar 1943, S. 1; desgl. 3. Jg. (1943/44) Nr. 3/4 vom 21. August 1943, S. 3; 4. Jg. (1944) Nr. 1 Anfang Juli 1944, S. 1.

[28]          Vgl. „Sprachrohr“ 3. Jg. (1943/44) Nr. 13/14 im Januar 1944, S. 6.

[29]  Zit. eine undatierte Tschell-Notiz betr. die Lücke in der Jahresberichterstattung zwischen 1943 und 1948.

[30]  Zit. JB 1948/49, S. 5.

[31]  Einen Neuzugang bildete das von Arno Müller v. Mull (wie Anm. 8) gemalte und zum Dank für das ihm verliehene Ehrenband dedizierte Aquarell „Rundblick vom Turm des Casimirianums“; vgl. JB 1961, S. 9.

[32] Vgl. JB 1957, S. 5.

[33]          Vgl. Artikel: Der Kegelklub, in: JB 1950, S. 8. Zehn Jahre später brachte ein „Holzbruder“ den Boli-Wert für das Bundesleben auf den Punkt:  „Was für den Mann die Ehefrau / ist ‚Boli‘ für den AHV“; zit. JB 1960, S. 6.

[34]          Als bis heute gültiger Name wurde „Altherren-Verband des Casimiriana“ e.V. auf der ao. MV am 31. März 1954 beschlossen; vgl. JB 1954, S. 3.

[35] Zit. JB 1951, S. 6.

[36]          Vgl. JB 1968, S. 4.

[37]         Werner Ungelenk: Cas. 25. März 1926, BN v. Dorn, später Journalist in Coburg, † 14. Oktober 1987; Tab 549; JB 1987, S. 3.

[38]      Vgl. [Roßteutscher,] Herrngasse (wie Anm. 13), S. 90. Flitz konnte damals das Tischbanner und die Couleurkrüge retten. Als die Lore nach Umbauten 1995 wieder aufmachte, erinnerte an die ehemalige Casimiriana-Ecke nur noch eine Repro des Kupferstichs vom Gymnasium 1724 (wie Anm. 11); vgl. a.a.O. S. 93. Der Leuchter und die anderen Bilder waren bereits im Dunkeln der Coburger Kneipenkrise verschwunden, die auch die Lore durchlitt.

[39]          Stammtischausflüge nach Königsberg fanden seitdem immerhin noch sporadisch statt, 2013, 2018 und sogar als „kneipähnliche Veranstaltung“ 2021 in der Schlossberg-Gaststätte; vgl. JB 2013, S. 16f.; JB 2018, S. 37; JB 2021, S. 28f. Dort ist mittlerweile auch die „Coburger Ecke“ zu finden, die am 7. November 1966 ursprünglich im Königsberger Gasthof „Zum Goldenen Löwen“ eingerichtet worden war. Zur Ausstattung übergab der AHV ein von Arno Müller v. Mull gestiftetes Aquarell (Blick vom Casimirianum die Gymnasiumsgasse entlang zum Moritzkirchplatz); vgl. JB 1966, S. 3f., S. 16.

[40]    Das Startdatum belegt der bereits 6. AHV-Stammtisch am 25. August 2011; vgl. Artikel: AHV-Stammtisch – neu und doch nicht neu, in: JB 2012, S. 36 – 37.

[41]    Vgl. Artikel: Mit „Tiko“ und speziellen Gewürzen. Traditionslokal hat wieder geöffnet, in: Coburger Tageblatt vom 31. 1. 2023, Nachdruck in: JB 2022, S. 28.

[42]   Das Gästebuch wurde im April 1988 noch vom Lore-Stammtisch angelegt und seitdem fortgeführt. Eine Illustration zeigt die Stammtisch-Anabasis durch die Coburger Kneipen bis 2013.

[43]  Auswärtige Stammtische existierten bereits in den 1920/30er Jahren. In Berlin wollten Casimirianer 1922 sogar eine AHV-Zweigstelle gründen; vgl. PN vom 20. Januar 1922. Daraus wurde immerhin ein „Coburger Stammtisch“, an dem ab 1925 Casimirianer und Ernestiner gemeinsam tagten. Eine pur schwarz-gold-grüne Münchener Runde ist 1932 belegt, da beide Stammtische damals zur Faschingszeit aus Coburg je zweipfündige Schmätzchen-Pakete zugeschickt erhielten – was bei den Empfängern […] große Freude hervorrief“; zit. JB [1931/32 und 1932/33], S. 6. Vgl. a.a.O. S. 9; dazu JB 1935/36, S. 3. Pflegt die Traditionen!

[44]  Der Casimirianer-Stammtisch in München wurde 1952 wiederbelebt; vgl. JB 1952, S. 9, und JB 1960, S. 3. Etwa zehn Jahre später tagte man dort zweimal im Monat im „Augustiner“, in Nürnberg einmal im Monat im „Hubmann-Stübchen“ und in Erlangen jede Woche im Gasthof Römming; vgl. JB 1961, S. 20.

[45]   So verkündete es jedenfalls der JB 2006, S. 47: Casimiriana-Stammtisch „weltweit: nach Vereinbarung – bei Anwesenheit von mindestens drei bierehrlichen Bundesbrüdern“. Das Wandern ist Erlanger Lust; vgl. JB 2018, S. 24f. (Hamburgfahrt 3./5. August 2018); JB 2019, S. 70 (Wandertag, 12. Oktober 2019); JB 2021, S. 17 (Königsbergausflug, 9. Oktober 2021).

[46]  Vgl. Artikel: Online-Stammtische, in: JB 2019, S. 54f.; dazu JB 2022, S. 9.

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