Ludwig Marum – Bildungspolitiker, Reichstagsabgeordneter, streitbarer jüdischer Korporierter in Heidelberg

Auf dem Haus, dessen Altherrenschaft Ludwig Marum angehörte, gehört heute dem Corps Thuringia. Dort fand am 13. März 2021 der Tagungsteil der 80. deutschen Studentenhistorikertagung statt. Unter der Überschrift „Jüdische Verbindungen und jüdische Korporierte zwischen Zionismus, deutschnationaler Motivation und umgebendem Antisemitismus“ erinnerte Axel Bernd Kunze, durch Bücher auf dem Fachgebiet der Theologie bekannt, an den streitbaren und bedeutenden Korporierten. Im Folgenden dokumentieren wir seinen Vortrag:

Den Mitschnitt des Vortrags von Axel Bernd Kunze können Sie hier ansehen.

„Marum war mit seinem Geist und mit seiner ganzen Seele Politiker. […] ein staatsbezogenes Lebewesen, ‚das sich mit ‚energeia‘, mit verwirklichender Kraft, für den Staat einsetzte‘.“[i] – so der Pädagoge, Politikwissenschaftler und badische Landeshistoriker Konrad Exner-Seemann in der Festschrift zum sechzigsten Geburtstag des Menschenrechtspädagogen Volker Lenhart. Die Herausgeber haben den Beitrag innerhalb der Festschrift unter der Rubrik Erziehungswissenschaftliche Reflexion in der Transformation der Moderne verortet. Zwar war Ludwig Marum kein Pädagoge gewesen, aber er hat als Verfassungsjurist und SPD-Politiker den Übergang Badens vom Großherzogtum zur Republik entscheidend mitgestaltet: als Abgeordneter im Landtag, Justizminister einer provisorischen Volksregierung, Mitglied der badischen verfassungsgebenden Nationalversammlung, Staatsrat und Minister ohne Geschäftsbereich sowie Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten im badischen Landtag von 1918 bis 1928. In seiner landespolitischen Tätigkeit hat sich Marum auch immer wieder zu bildungspolitischen Fragen geäußert. Inwiefern auch wir aktuell Transformationsprozesse, möglicherweise postdemokratischer Art, erleben und ob uns Marum dabei noch etwas zu sagen hat, will der Referent an dieser Stelle nicht entscheiden.

Hauptstraße 244 in Heidelberg: bis 1933 das Haus der Bavaria Heidelberg, heute Heimat des Corps Thuringia.

Auf jeden Fall kann eine Tagung wie diese an dem streitbaren Juristen schlechterdings nicht vorbeigehen: Unter anderen Umständen hätten wir uns in großer Zahl in Heidelberg – in der Hauptstraße 244 – getroffen, und damit genau in jenem Haus, das 1931 die Verbindung Bavaria Heidelberg im K.C. erworben hatte, der Ludwig Marum – damals noch unter dem Namen Badenia – als Student beigetreten war.

Der K.C. – Kartell-Convent der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens – mit unbedingter Satisfaktion „trat für die Gleichberechtigung jüdischer Verbindungen ein […] und legte Wert auf deutsch-vaterländische Gesinnung“[ii]. In Heidelberg bestand eine scharfe Konkurrenz mit dem Verein Jüdischer Studenten Ivria, der zionistisch ausgerichtet war. Exemplarisch hierfür steht ein Eklat von 1913: Die Bavaria protestierte, als Ivria bei der Beerdigung eines russisch-jüdischen Kommilitonen ausdrücklich „als Vertreter der jüdischen Studentenschaft“ die Grabrede hielt. Ein harscher Briefwechsel folgte, der erst durch eine Fechtpartie beigelegt wurde.[iii] 

Bavaria nahm im Sommersemester 1933 noch einmal den Semesterbetrieb auf, wurde dann aber am 11. oder 12. Juli 1933 auf Druck des badischen Kultusministers aufgelöst.[iv] Von der couleurstudentischen Vergangenheit Marums in Heidelberg zeugt noch heute eine Karzerinschrift. Marum saß dort ein, nachdem er mit antisemitischen Verbindungsstudenten aneinander geraten war. Er reagierte darauf mit einem Dantezitat: „Lasciate ogni Speranza, Voi ch’entrate!“[v] Der folgende Beitrag würdigt vor allem Marums politisches Wirken in Baden im Übergang vom Großherzogtum zur Weimarer Republik und seine Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten an deren Ende.

1. Ludwig Marums Herkunft und Prägung[vi]

Ludwig Marum wurde am 5. November 1882 im pfälzischen Frankenthal in einer ursprünglich sephardischen Familie geboren. Seine Vorfahren waren aus Spanien über die Niederlande in den Südwesten Deutschlands eingewandert. Marum kam aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen, man betrieb eine Eisenhandlung. Die Familie – Marums Vorfahren hatten sich an der Revolution 1848/49 beteiligt – war liberal geprägt und hatte sich assimiliert. Der Vater verstarb an den Folgen einer Kriegsverletzung aus dem deutsch-französischen Krieg, als Ludwig erst sieben Jahre alt war. Die Mutter zog daraufhin mit dem Jungen und seiner jüngeren Schwester Anna ins badische Bruchsal, wo sie durch einen wohlhabenden Schwager, den Tabakhändler Jonas Katz, unterstützt wurde. Dieser Onkel finanzierte auch Marums humanistische Ausbildung und ermöglichte ihm einen sozialen Aufstieg. Marums Schwester floh 1933 nach Amsterdam und wurde schließlich 1944 in Auschwitz ermordet.

Ludwig Marum (Bild: rechte-/ gemeinfrei)

Ludwig Marum schloss 1900 das Großherzogliche Badische Gymnasium in Bruchsal als Jahrgangsbester mit dem Gesamtprädikat „sehr gut“ ab. Er studierte von 1900 bis 1904 Rechtswissenschaften in Heidelberg und München. Sein erstes juristisches Staatsexamen legte er 1904 mit dem Vermerk „hinlänglich“ in Karlsruhe ab. Es folgten Stationen als Rechtspraktikant in Bruchsal und Karlsruhe, bis er 1908 seine juristische Ausbildung mit der zweiten Staatsprüfung abschloss. Mit der Zulassung als Rechtsanwalt im selben Jahr ließ sich Marum mit einer Kanzlei in Karlsruhe nieder. Bewusst setzte er sich auch für mittellose Klienten ein.

Am 8. März 1910 heirate Marum Johanna Benedick aus Albersweiler in der Südpfalz. Mit ihr teilte er seine bildungsbürgerlichen Interessen für Kunst und Literatur; so schätzte Marum Heine und Dostojewski. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Elisabeth (geboren 1910), Hans Karl (1913) und Eva Brigitte (1919). Noch 1910 trat Ludwig Marum aus der jüdischen Gemeinde aus, von der er sich zunehmend entfremdet hatte. Drei Jahre später schloss er sich der Freireligiösen Gemeinde Karlsruhe an, in der seinerzeit viele Sozialdemokraten geistliche Heimat gefunden hatten. Auch wenn Marum seine jüdische Prägung säkular bestimmte, bekannte er sich weiterhin dazu, so etwa 1920 im badischen Landtag: „Ich sage Ihnen offen, ich bin stolz darauf, jüdischer Abstammung zu sein, und ich schäme mich dessen gar nicht. Es hat sich kein Jude seiner Abstammung zu schämen, und ich habe vor den Juden, die etwa aus öffentlichen Rücksichten den Glauben wechseln, keinen Respekt.“[vii]

Seine jüdische Herkunft spielte auch eine gewisse Rolle bei der Entscheidung, 1904 der Sozialdemokratie beizutreten – so Monika Pohl, die sich in ihrer Dissertation mit Marums frühen Jahren beschäftigt hatte. Dem schon geschilderten Vorfall, der zu Marums Karzerstrafe führte, misst sie dabei besondere Bedeutung zu: „Als die Universitätsbehörden den antisemitischen Verbindungsstudenten mit Schonung und verstecktem Verständnis begegneten, Marum aber als Mitglied der jüdischen Verbindung ‚Badenia‘ hart bestraften, weckte dies Empörung und Bereitschaft zur Gegenwehr.“[viii] Chancen zur gesellschaftlichen Integration boten vor allem die Linksliberalen und Sozialdemokraten. Marum orientierte sich somit – so Pohl weiter – „an einer von jüdischen Akademikern gern gewählten politischen Option“[ix].

Ein politisches Vorbild Marums war der badische Sozialdemokrat und Landtagsabgeordnete Ludwig Frank, ebenfalls jüdischer Herkunft. Einen politischen Förderer fand Ludwig Marum im reformistischen Karlsruher SPD-Vorsitzenden Wilhelm Kolb; als Fraktionsvorsitzender in der zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung vertrat Kolb eine gegen das Zentrum gerichtete Großblockpolitik seiner Partei mit der Deutschen Volkspartei und der Nationalliberalen Partei, was in der Gesamtpartei auf schärfste Ablehnung stieß.

Ludwig Marum war Mitglied im Karlsruher Arbeitergesangsverein „Lassallia“, 1910 wurde er Vorsitzender des Badischen Arbeitersängerbundes. Inwieweit er im Karlsruher Ortsverein seiner Partei eine führende Rolle einnahm, ist nicht mehr festzustellen, in jedem Fall trat er immer wieder als Redner auf regionalen Parteiversammlungen in Erscheinung.[x]

Seinen Heeresdienst leistete Marum von 1915 bis 1918 als Landsturmmann in einer Versorgungseinheit in Durlach ab. Monika Pohl beschreibt Ludwig Marum als einen kunstsinnigen, geselligen Genussmenschen, der sich gern ein wenig dandyhaft kleidete. Pohls Zeichnungen damaliger Konfliktlagen fallen nicht immer differenziert aus, wie auch das folgende Zitat über Ludwig Marum und dessen Gegner zeigt – dennoch lässt das Zitat deutlich werden, wie Marum wahrgenommen wurde: „Marum wurde von vielen Menschen geliebt und geachtet, er fand Anerkennung in der einfachen Arbeiterschaft und den Führungseliten der Sozialdemokratie, er war integriert in die nichtjüdische Gesellschaft und wurde wegen seiner politischen Leistungen als Staatsrat der badischen Regierung von der Universität Freiburg mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. […] Seine politischen Feinde in den bürgerlichen Parteien, der konservativen Rechten, der völkischen Bewegung und der NSDAP verfolgten in ihm den Sozialdemokraten, Juden, kritischen Intellektuellen und unkonventionellen, freien Charakter mit unversöhnlicher Ablehnung.“[xi]

2007 erklärte der Freiburger Rektor, dass man die Aberkennung der medizinischen Ehrendoktorwürde am 21. Januar 1938 als nicht vollzogen betrachte.

2. Politischer Werdegang[xii]

Innerhalb der Sozialdemokratie war Ludwig Marum ein wichtiger Verfechter des badischen Reformismus. In Baden hatte die Revisionstheorie Eduard Bernsteins bereits zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts Anklang gefunden. Der Parteieintritt 1904 erfolgte, als die dortige SPD mit ihrem neuen Kurs gemäßigte Wege einschlug, rechtsstaatliche Strukturen akzeptierte und die eigenen Ziele auf evolutionäre Weise umzusetzen trachtete. Marum begrüßte den reformorientierten, realpolitischen, pragmatischen Politikansatz aus juristischer Überzeugung und wurde so, in Einklang mit der dort herrschenden Parteidisziplin, zum wichtigen „Sprachrohr des reformistischen Denkens der badischen SPD“[xiii].

Marum machte rasch politisch Karriere, gab aber seine Tätigkeit als freier Rechtsanwalt, die ihm Unabhängigkeit und ein sicheres Einkommen versprach, zeitlebens nicht auf. Er wollte nicht „von“, sondern „für“ die Politik leben. Die Politik bezeichnete er in einem Brief an seine Frau einmal als „zweite Geliebte“.[xiv]

Von 1911 bis 1921 war Ludwig Marum Stadtverordneter im Bürgerausschuss der Stadt Karlsruhe, wo er sich nicht zuletzt für wirtschafts- und bildungspolitische Fragen interessierte. Im Landtagswahlkampf 1913 verlor Marum den SPD-Wahlkreis, den zuvor sein Förderer Wilhelm Kolb innegehabt hatte. Eine neue Chance für Marum kam im Oktober 1914, als der ebenfalls schon erwähnte SPD-Landtagsabgeordnete Ludwig Frank in Lothringen fiel. Ludwig Marum erhielt daraufhin in einer Ersatzwahl den Wahlkreis Karlsruhe I (Oststadt). 1915 wurde Marum Vorsitzender der Justizkommission im badischen Landtag, später auch Mitglied im wichtigen Haushaltsausschuss. 1918 stieg er zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD auf.

Im November 1918 bildete sich in Baden aus dem Soldatenrat und dem Wohlfahrtsausschuss eine gemäßigte provisorische Volksregierung aus Sozialdemokratie, in Baden zu einem langfristigen Klassenkompromiss bereit, Zentrum und Liberalen, der Marum als Justizminister beitrat. Die sogenannte Weimarer Koalition regierte in Baden bis zum November 1929. Ihr Zustandekommen verdankte sich entscheidend dem vermittelnden, auf Konsens setzenden Wirken Marums, der ein entschiedener Verfechter der Republik und parlamentarischen Demokratie war. Obgleich das Zentrum bei den Wahlen zur badischen verfassungsgebenden Nationalversammlung stärkste Kraft geworden war, gelang es Marum, den Verfassungsentwurf der SPD durchzusetzen. Marum hielt an einer reformistischen Koalitionspolitik aus demokratie- und sozialpolitischen Überlegungen gegen Widerstände in den eigenen Reihen und bei Stimmverlusten an die KPD unbeirrt fest.

Als die Verfassungskommission Anfang April 1919 ihre Arbeit beendet hatte, gab auch Marum sein Amt als Justizminister auf. Er blieb aber Staatsrat und Minister ohne Geschäftsbereich und wurde Fraktionsvorsitzender der SPD im badischen Landtag: ein Amt, das er bis 1928 innehatte. In diesem Jahr wechselte Marum in den Reichstag – ein Wechsel von der Landes- in die Reichspolitik, der auch durch die zunehmende Radikalisierung der badischen SPD bedingt war. Auch im Reichstag engagierte sich Marum im Rechtsausschuss und forderte eine Ausgewogenheit bei der Verfolgung politischer Delikte von rechts und links, zuletzt engagierte er sich in den Beratungen um das Amnestiegesetz. Seine Rede hierzu am 9. Dezember 1932 war Marums letzter öffentlicher Auftritt im Reichstag.

Ludwig Marum trug innerhalb der SPD-Fraktion die Tolerierung der brüningschen Politik via Notverordnungen überzeugt mit und warb auch an der Basis vor Ort dafür. Aus Angst vor einem Bürgerkrieg befürwortete er 1932 eine Wiederwahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten.[xv] Er gehörte dem vierten bis achten Reichstag der Weimarer Republik, also fünf Wahlperioden, an. Allerdings konnte er an der Eröffnung des achten Reichstages am 24. März 1933 in der Berliner Krolloper schon nicht mehr teilnehmen, da er bereits fünf Tage nach der Wahl – am 10. März 1933 – unter Missachtung seiner Immunität in Schutzhaft genommen worden war.

3. Politische Positionen im Übergang von der Monarchie zur Republik[xvi]

Ludwig Marum wurde, wie dargestellt, im Oktober 1914 erstmals auf Landesebene gewählt. Im außerordentlichen Landtag 1915 trat Marum nicht mit einer Plenarrede in Erscheinung. Seine ersten Reden hielt er in der – kriegsbedingt sehr kurzen – Sitzungsperiode 1915/16. Marum profilierte sich nicht zuletzt als Parlamentarier, der an Verfassungsfragen interessiert war und sich gleichzeitig für soziale Fragen einsetzte. In den Kriegsjahren hielt Marum etwa Parlamentsreden zu Fragen der Land-, Forstwirtschaft und Lebensmittelversorgung, zur Kulturförderung oder zur Abnahme der Reifeprüfung unter Kriegsbedingungen.

Er setzte sich für das Verhältnis- und Frauenwahlrecht ein. Bei den Kommunalwahlen sollte das Klassenwahlrecht überwunden werden. Ferner forderte er die Abschaffung, mindestens Umgestaltung der Ersten Kammer der badischen Ständeversammlung. Zu deren knapp über siebzig Abgeordneten zählten die volljährigen Prinzen des Hauses Baden, die Chefs der standesherrlichen Familien, der Erzbischof von Freiburg, ein evangelischer Prälat, acht Vertreter aus dem Kreis der Grundherren sowie bis zu acht weitere vom Großherzog ernannte Mitglieder. Nach Marums Vorstellungen sollte mindestens der Adel seine Sitze verlieren und die Kammer um zwei Vertreter der Arbeiterschaft ergänzt werden.

Marum wollte die Monarchie nicht unbedingt beseitigen, pochte aber auf einen modus vivendi nach dem Krieg, bei dem Regierung und Krone Besitzstände abzugeben hätten. Die zivilen Opfer des Krieges müssten demokratische Zugeständnisse nach sich ziehen. Auch plädierte er aus sozialdemokratischer Sicht in einer Grundsatzrede vom 11. Juni 1917 über die Erweiterung der Kriegskredite für einen politischen Ausgleich zwischen Kriegsheimkehrern und jenen, die vom Krieg profitiert hätten. Von einem Verhältniswahlrecht versprach sich Marum eine Überwindung bestehender Honoratiorenstrukturen, wovon Parteien wie die SPD profitieren könnten.

Weitere verfassungspolitisch relevante Fragen betrafen kulturstaatliche Anliegen: das Bildungswesen sowie das Staat-Kirche-Verhältnis.

Am 23. Januar 1918 – in einer Generaldebatte über das Unterrichtswesen und den Haushaltsplan des Großherzoglichen Ministeriums für Kultus und Unterricht – forderte Marum höhere Stipendien für Schüler und Studenten, damit die Tüchtigen bessere Chancen erhielten. Schulgelder, die für den Besuch höherer Schulen anfielen, konnten nachgelassen werden; 1918 war dies bei zehn Prozent der Gelder der Fall. 1922 gelang es der SPD, den durch die Verfassung vorgeschriebenen Etat zur Förderung tüchtiger oder bedürftiger Schüler von dreißigtausend auf hunderttausend Reichsmark zu erhöhen, was aber im Vergleich zu anderen Etatposten eher einen bescheidenen Erfolg darstellte.[xvii]

Im Verfassungsgebungsprozess beim Übergang von der Monarchie zur Republik konnte die SPD den obligatorischen Volksschulunterricht in der Verfassung verankern.  Bei Festlegung der Dauer beugte man sich dem Reichsgesetz, das eine vierjährige Volksschule vorsah.[xviii] Marum hatte sich bereits Anfang 1918 im Landtag dafür eingesetzt, dass die Volksschule nicht allein Kenntnisse, sondern auch sitttliche Werte zu vermitteln habe. Hierzu zählte für ihn auch politische Bildung: Marum forderte für die oberen Klassen der Volksschule und die Fortbildungsschule staatsbürgerlichen Unterricht, der Einsicht in das Wesen des Staates und dessen Zusammenhänge zu vermitteln habe. Interessant an dieser Stelle ist, dass Marum schon damals ein Problem erkannte, das später in den Auseinandersetzungen um den Beutelsbacher Konsens wiederkehren sollte und heute erneut für hitzige Debatten sorgt: Wo politische Fragen zum Lehrstoff werden, besteht die Gefahr, dass der Unterricht politisiert wird. Marum sprach sich daher dafür aus, dass der Lehrer beim Unterricht in staatsbürgerlichen Fragen sehr behutsam vorzugehen habe.[xix]

Ferner beklagte sich Marum im Oktober 1918 in einer Landtagssitzung darüber, dass an der Heidelberger Universität österreichische Studenten – mithin „Bürger eines der letzten Bundesgenossen“[xx] – aus Baden ausgewiesen worden seien, da sie sich für einen Verständigungsfrieden ausgesprochen hättten. Zugleich forderte er, dass ausländische Studierende zwar nicht im Studium behindert werden dürften, die deutschen aber in jedem Fall Anrecht auf Plätze in Kursen und Seminaren besitzen müssten, da ihre Eltern hierfür bezahlt hätten.

Eine sehr liberale Haltung vertrat Marum im April 1918 bei den Beratungen über eine Änderung des seit 1860 geltenden badischen Kirchengesetzes, unter anderem sollten Paragraphen aus der Kulturkampfzeit wieder entfernt werden. In jener Zeit – 1876 – war in Baden auch die Konfessionsschule in eine vom Staat kontrollierte, obligatorische Simultanschule überführt worden. Marum nannte das Gesetz insgesamt „ein Instrument des Friedens und der Verständigung“[xxi], das auch jetzt noch als modern gelten könne. Insbesondere lobte Marum die Bestimmung in Paragraph 7, wonach die evangelische und katholische Kirche ihre Angelegenheiten frei und selbst verwalteten. Die Kirchen sollten nicht mehr vom Staat überwacht werden. Auch wenn Marum zum damaligen Zeitpunkt eine vollständige Trennung von Kirche und Staat für unrealistisch hielt, kritisierte er, dass der Staat weiterhin bei der Besetzung kirchlicher Ämter mitwirkte. So bemängelte er, dass Paragraph 9 des badischen Kirchengesetzes den Zugang zu Kirchenämtern an die badische Staatsbürgerschaft und den Nachweis politischer Unauffälligkeit band – für Marum pochte der Staat damit weiterhin auf ein Recht, die Gesinnung seiner Beamten zu kontrollieren, was anders als vielleicht noch 1860 längst nicht mehr zeitgemäß sei.[xxii] Auch setzte sich Marum dafür ein, dass die Grundbücher wie in den meisten deutschen Bundesstaaten aus den Händen der Kirche in die der Amtsgerichte wandern sollten.[xxiii] Marums Forderungen einer Unabhängigkeit der Kirche vom Staat und umgekehrt sollten sich nach dem Ersten Weltkrieg erfüllen.

4. Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten, Schutzhaft und Mord

Machen wir einen Sprung in die Endphase der Weimarer Republik: Im Landtagswahlkampf 1929 kam es zum ersten großen Zusammenstoß zwischen Ludwig Marum und den Nationalsozialisten. „Marum zog den doppelten Hass der nationalsozialistischen Gegner auf sich, weil sie ihn sowohl als Symbolfigur des demokratischen Systems als auch als Repräsentanten des politisch engagierten Judentums verfolgten.“[xxiv] Die gegen Marum initiierte Rufmordkampagne wird als Batschari-Reemtsma-Skandal bezeichnet.[xxv]

Marum vertrat juristisch die Baden-Badener Zigarettenfabrik Batschari, die 1929 in Konkurs ging und dem Reich zwölf Millionen Reichsmark an Steuern schuldig blieb. Eine der Batscharimarken wurde bis 1965 angeboten – unter dem Slogan: „Lieber leichter, lieber Mercedes.“ Denn kurz vor der Liquidation hatte der Hamburger Konzern Reemtsma, der zum Marktführer aufsteigen wollte, die Firma aufgekauft. Man wollte die Batscharimarken weiter vertreiben, aber nicht die Haftung für die ausstehende Steuerschuld übernehmen. Der Skandal eskalierte, als der sozialdemokratische Reichsfinanzminister, Rudolf Hilferding, die Steuerrückstände um der gefährdeten Arbeitsplätze willen erließ. Sowohl das Zentrum als auch KPD und NSDAP unterstellten Marum in diesem Zusammenhang Untreue, Betrug und Bestechlichkeit. Marum versuchte, die Angriffe ins Leere laufen zu lassen, indem er auf eine Beleidigungsklage verzichtete. Erst kurz vor dem Wahltag – am 5. Oktober 1929 – ging er mit einer Gegendarstellung an die Öffentlichkeit, doch erfolglos. Anfang 1931 entschied sich Marum dann doch zu einer Beleidigungsklage gegen den Schriftleiter der Wertheimer Zeitung, der weiterhin die Vorwürfe publizierte. Der Journalist erhielt zwar nur eine geringe Geldstrafe, doch verurteilte das Gericht ausdrücklich die Diffamierung Marums. Ein weiterer Prozess 1932 konnte klären, dass Marum weder Kontakte zu Reemtsma noch zum Berliner Reichsfinanzminister gepflegt hatte. Dennoch gelang es den Nationalsozialisten, Marum dauerhaft als „sozialdemokratischen Bonzen“ und „Arbeiterverräter“, mit dem man „aufzuräumen“ habe, zu verunglimpfen.

Als Rechtsanwalt war Marum häufig in Auseinandersetzungen mit Nationalsozialisten verstrickt, für diese ein „badischer Rathenau“. Marum zeigte sich zwar über milde Urteile gegenüber Nationalsozialisten enttäuscht, vertraute aber weiterhin auf den Rechtsstaat und die besondere Republiktreue der badischen Justiz. Auch nach dem Sturz Brünings am 30. Mai 1932 versuchte Marum, die Lage zugunsten der republikanischen Kräfte zu konsolidieren. Als die langjährige Weimarer Koalition 1932 in Baden in Folge von Streitigkeiten um das badische Konkordat in die Krise geriet, votierte er weiterhin um der Demokratie willen für Koalitionserhalt, auch wenn dies der SPD schmerzhafte Kompromisse in der Konkordatspolitik abverlangen würde, etwa in Fragen des Religionsunterrichts. Da die SPD in der Konkordatsfrage gespalten war, hatte man Marum, der als vermittelnd galt, zum juristischen Berater der Landtagsfraktion bestellt. Unter allen Bundesstaaten hielt die Weimarer Koalition in Baden am längsten.

Doch am Ende verließ die SPD im Streit um das badische Konkordat Ende November 1932 die Koalition. Susanne Plück urteilt in ihrer historischen Untersuchung über das badische Konkordat vom 12. Oktober 1932, das unter dramatischen Umständen am Morgen des 10. März 1933 unterzeichnet wurde – es war die letzte Amtshandlung der badischen Staatsregierung vor ihrer Absetzung durch die Nationalsozialisten gewesen: „Nicht das Konkordat an sich hatte die Partei dazu gezwungen, sondern innerparteiliche Zwistigkeiten über die allgemeine Richtung der SPD, denen es zum Anlaß für diese Entscheidung wurde. In dieser Situation trat jedoch deutlich zutage, wie unsicher und gespalten die SPD speziell in Fragen der Kirchenpolitik war. […] Man kann den badischen Koalitionsbruch als den Schlußstein eines kontinuierlichen Rückzugs der deutschen Sozialdemokraten aus der politischen Verantwortung bezeichnen.“[xxvi]

Marum hielt Hitler für eine Marionette der konservativen Eliten. Bis zuletzt hielt er an einem strikten Legalitätskurs fest: „Solange Hitler legal bleibt, sind wir es auch“, erklärte er im Februar 1933.[xxvii] Bei seinem letzten Wahlkampfauftritt am 3. März 1933 in Freiburg, stellte Marum seine bisherigen Bedenken zurück und plädierte für eine Einheitsfront zwischen SPD und KPD.

„Aus Überzeugung“, so Monika Pohl, „hatte Marum sowohl die mögliche Chance zur Flucht als auch die Emigration aus Deutschland als verantwortungsloses Handeln abgelehnt.“[xxviii] Am 8. März 1933 wurde NSDAP-Gauleiter Robert Wagner zum Reichskommissar in Baden ernannt. Ludwig Marum gehörte zu denen, die in einer ersten Verhaftungswelle am 10. März 1933, zunächst im Karlsruher Gefängnis, inhaftiert wurden. Während dieser Zeit versuchte Marum vergeblich, eine Klage gegen die rechtswidrig verhängte Haft auf den Weg zu bringen. Einen zweitägigen Freigang in einer Familienangelegenheit zur Flucht zu nutzen, versuchte er nicht. Die aus der Haft erhaltenen Briefe – so Monika Pohl – „bilden ein einzigartiges Dokument, das der Willensstärke, Widerstandskraft und moralischen Größe Marums beredten Ausdruck gibt.“[xxix] Bis zuletzt zeigte sich Marum politisch von der Überlegenheit sozialistischer Ideen und ihrem historischen Sieg überzeugt.

Am 16. Mai 1933, als der von den Nationalsozialisten beherrschte Landtag eröffnet wurde, wurde Ludwig Marum, zusammen mit dem früheren badischen Staatspräsidenten Adam Remmele und fünf weiteren führenden Sozialdemokraten, in einer groß inszenierten Schaufahrt auf der offenen Ladefläche eines Polizeiwagens in das Konzentrationslager Kislau nahe Bruchsal überführt. Monika Pohl urteilt: „In der badischen Geschichte stellte der Tag eine deutliche Zäsur dar, an dem die öffentliche Demonstration von Gewalt an politischen Gegnern erstmalig die Zustimmung breiter Bevölkerungskreise fand. Am nächsten Tag berichtete die NS-Presse ausführlich über die Vorgänge bei der Schaufahrt. Die zynische Schlagzeile des ‚Führer‘ lautete: ‚Abschied von der Residenz – Sieben Novemberverbrecher ziehen nach Kislau.‘“[xxx]

Das Konzentrationslager Kislau war in einem Barockschloss untergebracht, das bereits länger als Strafanstalt und Lazarett diente. Am 7. Juni 1933 wurde die Lagerleitung Franz Konstantin Mohr übertragen, der Kislau zu einer Art Musterlager ausbauen wollte. Marum versuchte, die Haftzeit mit Gleichmut und Selbstgenügsamkeit zu ertragen.[xxxi] So schreibt er aus der Haft über das Naturerleben in Kislau oder die Hühner, die er von seinem Zellenfenster aus mit Speiseresten füttert. Marum hielt sich daran fest, dass die Schutzhaft nur eine vorübergehende Maßnahme sei. Als sich dies immer deutlicher als Trugschluss erwies, versuchte er zweimal, mit Rechtsmitteln seine Freilassung zu erreichen – vergebens.

Marum geriet zusehends in eine Identitätskrise, sein Gesundheitszustand verschlecherte sich. Auch die finanzielle Situation seiner Familie wurde immer prekärer. Da Marum in Kislau Zugang zur Presse hatte, konnte er mitverfolgen, wie sich die politische Entwicklung veränderte und die Sozialdemokratie bis zu ihrem Verbot am 22. Juni 1933 immer weiter unter Druck geriet. Durch Urlaubsgesuche wollte er erreichen, an den Fraktionssitzungen seiner Partei teilnehmen zu können. In einem zensierten Interview, das er Anfang Juni 1933 aus der Schutzhaft heraus führen konnte, erklärte er, dass „der SPD durch die Verbindung mit den bürgerlichen Parteien die Kampfkraft verloren ging. Ich muß mich heute zu dem Wort des Ulrich von Hutten bekennen, das lautet: O wär‘ ich dreimal kühn gewesen!“[xxxii] Sein Kanzleipartner, Albert Nachmann, deutete 1945, nach Rückkehr aus dem amerikanischen Exil, diese Aussage so, dass Marum in der Haft bedauert habe, aus legalistischer Zurückhaltung nicht zum Generalstreik und bewaffneten Widerstand aufgerufen zu haben.

Im Herbst 1933 rang sich Marum in einem Brief an seine Frau trotz seiner Ablehnung des Zionismus dazu durch, sogar einer Emigration nach Palästina zuzustimmen, klammerte sich aber immer noch an die Hoffnung, als Anwalt in Deutschland arbeiten zu können. Selbst zu einer Loyalitätserklärung gegenüber Hitler war er mittlerweile bereit. Doch die Hoffnung auf Entlassung blieb Illusion. Die letzten Lebenswochen Marums waren durch zunehmende Schikanen und verschärfte Arbeitspflicht gezeichnet. Am 29. März 1934 – der Lagerkommandant war in Urlaub – wurde Ludwig Marum das Opfer eines Auftragsmordes durch Erhängen, den die Nationalsozialisten als Suizid erscheinen lassen wollten. Eine private Obduktion auf Veranlassung von Marums Kanzleipartner konnte die wirkliche Todesursache belegen. Es war der einzige Mord, der aus dem Lager Kislau bekannt ist. Hingegen nicht klären konnte der Prozess 1948, ob der Mord eine innerbadische Angelegenheit war oder von einflussreichen Nationalsozialisten außerhalb Badens in die Wege geleitet worden war, möglicherweise spielte beides zusammen und man hatte sich in Berlin rückversichert. Einer der Auftragsmörder, Karl Sauer, wurde zu lebenslänglicher Haft; der andere, Paul Heupel, zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der dritte, Eugen Müller, war im Krieg gefallen.

Die Einäscherung Marums am 3. April 1934 auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe geriet mit dreitausend Teilnehmern zur Demonstration. Ludwig Marum vereinte durchaus gegensätzliche Haltungen in seiner Person: Er war innerhalb der Sozialdemokratie dem refomistischen Flügel zuzurechnen, doch zugleich zeigte er sich überzeugt von marxistischer Geschichtserwartung. In einem Brief vom 26. November 1978 schrieb sein Sohn Hans rückblickend: „Und vor allem, er ist nicht nur der ‚persönliche‘ Vater, sondern in ihm kommt die ganze Tragik der deutschen Sozialdemokratie deutlich zum Ausdruck.“[xxxiii]

Bis heute ist historisch strittig, wie die Motive für den Mord an Marum zu gewichten seien. Bei der Verhaftung gaben vermutlich politische Gründe den Ausschlag. Hatte man ferner Angst, Marum könnte vom benachbarten Frankreich aus den Widerstand organisieren? Prominente Nationalsozialisten in Baden hatten sicher auch Gründe, persönlich an Marum Rache zu nehmen, etwa im Zusammenhang mit einem Diätenskandal, den Marum in der Weimarer Republik aufgedeckt hatte. Während die nichtjüdischen Mitgefangenen der Schaufahrt wieder freikamen, taugte Marum aufgrund seiner jüdischen Herkunft als Opfer, sobald es darum ging, den Terror gegen die politische Opposition langsam zu steigern; ein weiterer jüdischer Leidensgenosse der Schaufahrt wurde zur Ausbürgerung nach Palästina gewzungen..

5. Epilog

Auf der Trauerfeier tat Marums geschockte Ehefrau Johanna einen gellenden Ausruf: „Heller, vergesst ihn nicht!“ Gustav Heller, ehemaliger Leiter der „Eisernen Front“, musste ebenfalls die Schaufahrt ertragen. Als Zeichen des Widerstands antwortete die Menge mit dem Ruf: „Wir vergessen ihn nicht!“

Deutliche Reaktionen der Betroffenheit löste Marums Tod unter politischen Weggefährten aus, die bereits emigriert waren – wenn auch mit unterschiedlichen Wertungen: Der „Neue Vorwärts“ der Prager Exil-SPD würdigte Marum als klassenbewussten Kämpfer für den Sozialismus. Mutmaßlich Sally Grünbaum, der ins Exil nach Palästina gegangen war, hob hingegen vor allem die Leistungen des gemäßigten Politikers Marum hervor, der sich durch Verständigungs- und Kompromissbereitschaft verdient gemacht habe. Marum wurde in diesem Zusammenhang als „Jud Süss unserer Zeit“ bezeichnet. Jüdische Organisationen deuteten den Tod des säkularisierten Juden Marum vorrangig politisch; Reaktionen kamen vor allem aus zionistischen Kreisen.

Der kommunistisch engagierte Sohn Hans erfuhr bereits im Pariser Exil vom Tod seines Vaters. Einen Monat nach der Trauerfeier folgten auch seine Witwe mit der jüngsten Tochter Eva Brigitte. Elisabeth blieb zunächst noch in Berlin, um ihre Ausbildung abzuschließen. Mit Kriegsausbruch wurden alle Familienmitglieder in Frankreich zunächst interniert, am längsten der männliche Hans. Die Mutter und der Sohn konnten mit Unterstützung jüdischer Organisationen nach Mexiko fliehen; sie gingen 1947 nach Ostberlin.[xxxiv]

Elisabeth gelangte in die USA, wo sie 1998 starb. Ihre Mutter hatte ihr die Briefe, die sie von ihrem Mann aus der Haft erhalten hatte und in der Emigration immer bei sich trug, aus Ostberlin nach New York zur Aufbewahrung zugeschickt; die Briefe befinden sich heute im Stadtarchiv Karlsruhe. Immer wieder kam Elisabeth nach Karlsruhe, um das Erbe des Vaters wachzuhalten. Eva Brigitte, die in Frankreich schwanger geworden war, sollte später nach Amerika nachgeholt werden, was misslang. Sie wurde schließlich in Marseille bei einer Razzia aufgestöbert, nach Sobibor verschleppt und dort umgebracht.

Die Urne mit der Asche Ludwig Marums verwahrte Tochter Elisabeth lange Jahre in New York. Sie wurde zu seinem fünfzigsten Todestag am 29. März 1984 auf dem Karlsruher Hauptfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. 1958 wurde Ludwig Marum erstmals von der SPD in einer Broschüre im Rahmen einer „Ehrentafel“ für Naziopfer genannt. Seit 1988 vergibt die SPD Karlsruhe jährlich den Ludwig-Marum-Preis.[xxxv] In Kislau steht seit 1984 eine Stele zum Gedenken an Marum. Verschiedene Straßen, Schulnamen oder Gedenktafeln erinnern an den „homo politicus“ und streitbaren Juristen, der sich stets durch jenen Leitsatz prägen ließ, der über dem Portal des Oberlandesgerichtes Karlsruhe steht: JUSTITIA REGNORUM FUNDAMENTUM.


[i] Konrad Exner-Seemann: Ludwig Marum. Landespolitiker und NS-Opfer in Kislau/Bad Mingolsheim, in: Franz Hamburger, Fritz-Ulrich Kolbe, Rudolf Tippelt (Hgg.): Pädagogische Praxis und erziehungswissenschaftliche Theorie zwischen Lokalität und Globalität. Festschrift für Volker Lenhart zum 60. Geburtstag, Frankfurt a. M. u. a. 2000, S. 243 – 263, hier: 263.

[ii] Bernhard Grün, Christoph Vogel: Die Fuxenstunde. Handbuch des Korporationsstudententums, Bad Buchau 2014, S. 223.

[iii] Vgl. Susanne Döring: Die Geschichte der Heidelberger Juden (1862 – 1918), in: Andreas Cser: Geschichte der Juden in Heidelberg, Heidelberg 1996, S. 217 – 347, hier: 335.

[iv] Arno Weckbecker: Die Judenverfolgung in Heidelberg 1933 – 1945, Heidelberg 1985, S. 184.

[v] Vgl. Monika Pohl: Ludwig Marum 1882 – 1934, hg. v. d. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, o. O. (Stuttgart) 2007, S. [3].

[vi] Vgl. Exner-Seemann (2000), S. 243 – 244; Pohl (2007), S. 3 f.

[vii] Zitiert nach: Monika Pohl: Ludwig Marum. Gegner des Nationalsozialismus. Das Verfolgungschicksal eines Sozialdemokraten jüdischer Herkunft, Karlsruhe 2013, S. 30.

[viii] Ebd., S. 16.

[ix] Ebd., 17.

[x] Vgl. Exner-Seemann (2000), S. 244 f.

[xi] Pohl (2013), S. 22 f.

[xii] Vgl. Exner-Seemann (2000), S. 244 – 247.

[xiii] Pohl (2013), S. 19.

[xiv] Vgl. ebd., 17.

[xv] Vgl. Pohl (2013), S. 35 – 40.

[xvi] Vgl. Exner-Seemann (2000), S. 247 – 262.

[xvii] Vgl. Friedrich Wielandt: Schule und Politik in Baden während der Weimarer Republik, Freiburg i. Brsg. 1976, S. 129 – 131.

[xviii] Vgl. ebd., S. 268.

[xix] Vgl. Exner-Seemann (2000), S. 254 f.

[xx] Ebd., S. 255.

[xxi] Ebd., S. 253.

[xxii] Vgl. ebd., S. 253 f.

[xxiii] Vgl. ebd., S. 262 f.

[xxiv] Pohl (2013), S. 32.

[xxv] Vgl. Pohl (2013), S. 31 – 35.

[xxvi] Susanne Plück: Das badische Konkordat vom 12. Oktober 1932, Mainz 1984, S. 189 f.

[xxvii] Vgl. Pohl (2013), 48.

[xxviii] Pohl (2007), S. [10].

[xxix] Pohl (2013), S. 66.

[xxx] Ebd., S. 81.

[xxxi] Vgl. ausführlich ebd., S. 87 – 120.

[xxxii] Nach: Pohl (2013), S. 101.

[xxxiii] Zitiert nach: Frithjof Kessel: Zur Entwicklung des Gedenkes an Ludwig Marum, in: Harald Denecken, Frithjof Kessel, Manfred Koch, Günter Wimmer (Hg.): „… ihr dürft ihn nie vergessen!“. Der Ludwig-Marum-Preis 1988 – 1999, Karlsruhe 2000, S. 36 – 50, hier: 38.

[xxxiv] Vgl. ebd., S. 36 – 50.

[xxxv] Vgl. Denecken u. a. (2000).

3 Kommentare zu “Ludwig Marum – Bildungspolitiker, Reichstagsabgeordneter, streitbarer jüdischer Korporierter in Heidelberg”

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