Helma Brunck: Nachruf auf Professor Harald Lönnecker

Sie ist eine große Unterstützerin und Versteherin der Studentengeschichte: Dr. Helma Brunck aus Frankfurt am Main. Nach der Nachricht vom Tod Professor Lönneckers zeigte sie sich sehr bestürzt. Auf unserer Webseite veröffentlicht sie nun einen Nachruf auf den von ihr und allen Studentenhistorikern so hoch geschätzten Kollegen.

Unser Beitragsbild war bis dato unveröffentlicht. Es zeigt Harald Lönnecker während seines Vortrages auf der gemeinsamen Tagung der HfJS Heidelberg und des AKSt am 21. November 2021 im Hörsaal S 4 der HfJS. Sein Thema: „Demut und Stolz, Glaube und Kampfessinn“ – konfessionell gebundene Ver­bindungen:  protestantische, katholische, jüdische

Bild: Sebastian Sigler

Herr Professor Dr. jur. Dr. phil. habil. Harald Lönnecker, Mitglied der Burschenschaften Normannia-Leipzig zu Marburg, Normannia Leipzig, Germania Kassel, Inhaber des Ehrenbandes der Ghibellinia zu Prag in Saarbrücken und Ehrenmitglied der Sängerschaft Normannia Danzig zu Braunschweig, geboren am 28. Juli 1963 in Hannover, ist am 6. Juli 2022 im Alter von 58 Jahren völlig unerwartet und viel zu früh von uns gegangen. Der plötzliche Tod hat ihn buchstäblich mitten aus dem Leben gerissen, gerade mal knapp anderthalb Jahre nach seiner Ernennung zum Professor im Februar 2021 an der Technischen Universität Chemnitz. Besonders tragisch daran ist, dass er diesen hochverdienten Erfolg, auf den er stets hingearbeitet hatte, kaum noch richtig auskosten konnte.

Seine umfassende Ausbildung zum Historiker, Archivar und Juristen befähigte ihn, als Universalgelehrter in verschiedenen Bereichen tätig zu sein. Seine große Leidenschaft gehörte jedoch stets der Erforschung der Universitäts- und Studentengeschichte mit dem Schwerpunkt auf den Burschenschaften in ihren verschiedenen Ausprägungen sowie der Deutschen Sängerschaft, deren Archiv er 1992/93 entdeckt und danach sehr umfassend aufgearbeitet hatte. Unermüdlich hat er sich vor allem als Leiter von Archiv und Bücherei der deutschen Burschenschaften im Bundesarchiv Koblenz in den Dienst für die burschenschaftliche Geschichtsforschung gestellt.

Sein Leben war geprägt von stetigem Bemühen, die oft umkämpfte Burschenschaftsgeschichte möglichst wertneutral und somit glaubwürdig zu vermitteln. Hier erzielte er immer wieder überraschende Erfolge. Das belegen seine Arbeiten, die sowohl in Form unzählig vieler Vorträge als auch in vielbeachteten  Publikationen zu studentenhistorischen Veranstaltungen vorliegen. Vor allem seine Bearbeitung von Jubiläen wie der 100-Jahrfeier der GfbG e. V. (2009), der 200-Jahrfeier der Deutschen Burschenschaft (2015) und der 200-Jahrfeier des Wartburgfestes (2017) bereicherten die Studentengeschichte in bis dahin selten oder nie erreichter Größe und Qualität. Harald Lönnecker hat sich zeitlebens als überaus würdiger Nachfolger von Kapazitäten wie Herman Haupt, Paul Wentzcke, Friedrich Meinecke und Georg Heer – um nur einige zu nennen – erwiesen; er setzte aber auch stets eigene Akzente, unter anderem im Bereich der zeitaufwendigen Digitalisierung. Zu Recht gilt er als einer der größten Studentenhistoriker aller Zeiten.

Es gab kaum einen wichtigen Anlass, bei dem Harald Lönnecker nicht vertreten war. Seine Beiträge waren durchweg voller Leidenschaft, immer zur Diskussion anregend, dabei aber auch von gründlicher Recherche zeugend. Man merkte, er saß an der Quelle – eine Chance, die er stets zum Nutzen der Wissenschaft und vor allem der Studentenhistorie ergriffen hat. Dabei war er jederzeit voller Wohlwollen und Hilfsbereitschaft gegenüber seinen Kollegen und Mitstreitern und stand einem oft mit sehr wertvollen Ratschlägen zu Seite! Viele Forscherinnen und Forscher hat er bei Examensarbeiten, Dissertationen und anderen Publikationen auf dem Gebiet der Universitäts- und Studentengeschichte mit großem Einsatz – geradezu selbstlos – unterstützt.

Harald Lönnecker hinterlässt eine Lücke, die auf lange Sicht nicht zu schließen ist. Er hat nach diesem überaus erfüllten und arbeitsintensiven Leben seine Ruhe verdient, aber er wird uns ewig fehlen!

Helma Brunck

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