Eine mittelalterliche Burg zu erhalten: das ist eine riesige Aufgabe. Das gilt auch für die Rudelsburg über Bad Kösen. Doch dies ist keine Burg wie jede andere. Sie ist eine Pilgerstätte für junge und alte Studenten, für deren Träume und Wünsche. Es sind bei weitem nicht nur die Kösener Corps, deren Mitgliedern diese original mittelalterliche, ab dem 19. Jahrhundert im Geist der Romantik ergänzte Burg ein unverzichtbarer Ort ist.
Die Corpsstudenten entdeckten die Rudelsburg bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie waren seitdem aber bei weitem nicht die einzigen, die sich hier regelmäßig trafen. So wählten die Mitglieder der Rudelsburger Allianz diesen Burgberg Anfang der 1980er Jahre, um mit Band und Mütze die Erlösung vom Joch der verbrecherischen linken Ideologie in der DDR zu erflehen. Heute tagt die Rudelsburger Allianz jährlich und in Freiheit, und auch noch weitere, ganz unterschiedliche Dachverbände sind präsent, zum Beispiel zu größeren Seminaren. Auch Vereine, zum Beispiel der VfcG, kommen gerne auf die Burg. Allen ist die Sehnsucht nach geistiger Freiheit und Entfaltung gemeinsam.
Blüten sind ein Zeichen der Hoffnung, des Frühlings. Das ist in der Zeit des Jahres, in der die Natur sich wieder belebt, auf wundervolle Weise sichtbar. Rund um die Rudelsburg sind diese Blüten indessen weit mehr als das. Sie gehören zu Sträuchern,die ganz gezielt gepflanzt wurdem. Diese bedeuten Schutz für Flächen, die nicht begangen werden sollen, weil darunter wichtige archäologische Spuren ruhen. Denn nicht nur die heute sichtbare Rudelsburg ist ein wichtiges Kulturerbe, sondern auch der ganze Burgberg, auf dem die Kösener Corpsstudenten und die Mitglieder der Rudelsburger Allianz eine ganze Anzahl von Denkmälern errichtet haben. Die Freunde und Förderer der Rudelsburg im F.F.R. e.V. möchten daher die Bepflanzungen rund um die Burg zum Zweck der Regulierung des Zugangs zu bestimmte Flächen ergänzen und pflegen.
Die eigentliche Gefahr: Verwitterung und Vandalismus gefährden den Bestand der Rudelsburg
Das alte Gemäuer auf einem steilen Felsen über der Saale, in dem und um das sich so viele Hoffnungen verdichten, ist durch Verwitterung nach Jahrhunderten in großer Gefahr. Es sind auch vergleichweise kleine Schäden, die sich fatal auswirken können. Jüngst brach ein Stück der massiven Mauerbrüstung am sogenannten Malerwinkel heraus, es könnte sich sogar um eine mutwillige Beschädigung handeln. Spaziergängern droht Lebensgefahr. Seit Jahren warnt der F.F.R. e.V. vor derlei Schäden. Ebenso ist klar, daß auf dem großen Burgberg über der Saale hohe sechsstellige Summen benötigt werden. Nun aber scheint Hilfe zu nahen, wie Armin Müller (CDU), Naumburgs Oberbürgermeister, selbst Mitglied des F.F.R. e.V., jüngst ankündigte.
Speziell einer der Ecktürme des Mauerrings, der die Kernburg umgibt, ist in besorgniserregendem Zustand. Mit Landesmitteln müssen zunächst zwei Mauerpartien der Burg, dann die Brücke und dann, endlich, auch der marode Geschützturm aus dem 15. Jahrhundert, denn um einen solchen handelt es sich bei dem genannten Eckturm, restauriert werden. Wer die Burg etwas besser kennt, dem ist dieser Turm übrigens sehr präsent. Beim Betreten der Burg ist er mit einem Blick nach links unmittelbar sichtbar. Ein auf den ersten Blick völlig unscheinbare Schießscharte, dem Betrachter etwas über Augenhöhe direkt zugewandt, ist dabei das höchst vulnerable, kunsthistorisch aber entscheidende Detail. Nur anhand der Position des brüchigen, stark erodierten Bogens, der diese Schießscharte derzeit noch überspannt, läßt sich die ursprüngliche Höhe des Turmes noch erkennen. Täglich kann dieses fragile, von Wurzelwerk ehemaliger Bäume schon gesprengte Mauerstück herunterbrechen; unser Indexbild zeigt es im Detail. Hoffentlich kommt die Rettung aus öffentlichen Mitteln, sie wurde bereits beantragt, gerade noch rechtzeitig! Denn allein wird der kleine F.F.R. e.V. diese große Aufgabe keinesfalls bewerkstelligen können.
Hoffnungszeichen in der Kunoklause
So sehr die Mauern außen auch bröckeln, in der Rudelsburg herrscht der korporierte Geist, den alle, die Band und Mütze tragen, so sehr schätzen. Mit enormem Aufwand wurde die Kunoklause als Erinnerungsort korporierter Kultur erhalten, und das schien zunächst gar nicht sicher, denn die Wappen sollten ins benachbarte Restaurant umziehen. Der beherzte Zuspruch eines dem Autor dieser Zeilen bekannten Kösener Corpsstudenten gab dem Burgherrn, selbst Kösener, das sichere Gefühl, daß der Kunoklause ohne die Corpswappen Bedeutendes fehlen würde. So wurden die Wappen sortiert, gereinigt und mithilfe von Lasertechnik an den inzwischen frisch gestrichenen Wänden plaziert; die Kunoklause ist auch weiterhin ein besonderer Ort für alle, die Couleur tragen. Die Wappen der Kösener Corps stehen dabei als Chiffre für das Verbindungswesen an sich. Dem Burgherrn v. Creytz gebührt der Dank und die Anerkennung aller für seinen großen Einsatz!
Sebastian Sigler