Deutschlands schönste Corpshäuser – Buchpräsentation mit Wilhelm v. Boddien

Am 19. April 2023 ist in München der Bildband „Deutschlands schönste Corpshäuser“ vorgestellt worden. Prominenter Festredner war Wilhelm von Boddien, der Vater des Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses. Rund 110 Gäste zollten ihm Hochachtung und Bewunderung. Aber nicht nur ihm, sondern auch Carsten Beck, dem Herausgeber dieses opulenten Bildbandes.

Große Anerkennung für Carsten Beck (2. v. l., stehend) bei der Präsentation seines großen Bildbandes auf dem Münchner Schwabenhaus: Laudatio durch Armin v. Grießenbeck, Vorsitzender des Gesamtausschusses des VAC.

Sehr umsichtig nahm der wahrlich prominente Redner des Abends, Wilhelm von Boddien, die Einladung an, über die Bewahrung von Tradition zu sprechen, denn das ist eines der ersten Ziele der Corps, wenn es um ihre Immobilien geht. Er spiegelte dieses Wollen, diese Haltung an den unterschiedlichsten Beispielen aus Denkmalschutz und Zeitgeschichte. Natürlich kam das Berliner Stadtschloß, das ohne sein enormes Wirken wohl niemals wiedererrichtet worden wäre, nicht zu kurz. Aber die Details, die v. Boddien gerade auch hier berichten konnte, begeisterten seine Zuhörer sehr.

110 Zuhörer hatten sich im Festsaal des Corps Suevia München versammelt. Das darf als enorm gute Resonanz für den Bildband über Deutschlands schönste Corpshäuser gewertet werden.

In erstklassigen Photographien, immer mit stilvoller Präzision werden Häuser und Villen gezeigt, die seit Generationen dem Aktivenbetrieb dienen und zugleich kunsthistorische Perlen sind. Corpshäuser sind keine Museen, sondern lebendige Kulturgüter. Sie wurden von visionären Corpsstudenten mit Liebe, Engagement und enormem Mitteleinsatz geschaffen. Nach demselben Prinzip, das Familien nutzen, um ihren Besitz zu pflegen und von Generation zu Generation an die Nachkommen weiterzugeben, geschieht es auch mit den Verbindungshäusern. Nicht umsonst sprechen die Mitglieder der Corps voneinander als „Corpsbrüder“. So entsteht ein Generationenvertrag, der nicht auf Nehmen, sondern auf Geben, nicht auf ein Gegen-, sondern auf ein Miteinander ausgelegt ist.

Während die Alten Herren der Corps, also die Mitglieder, die ihr Studium abgeschlossen haben und im Berufsleben stehen, dafür sorgen, dass genügend Mittel zum Hauserhalt vorhanden sind, können die jungen Studenten die großteils prächtigen Gebäude nutzen, um darin zu wohnen, zu lernen und miteinander zu feiern. Aufgrund der speziellen Anforderungen, die der Alltag der Corps an die Räumlichkeiten stellt, ist über die Zeit eine eigene Architektur dafür entstanden.

Zwar hat man sich in vielen Punkten an der damaligen Villen- und Schlösserarchitektur orientiert, doch manche Räumlichkeiten sind nur auf einem Verbindungshaus zu finden: Paukräume, in denen das Fechten geübt wird, Conventzimmer, in denen die Aktiven selbstverfasst und demokratisch über ihren Alltag bestimmen, Kneipsäle, in denen die traditionellen Formen studentischer Feiern gepflegt werden. Von all diesen Besonderheiten werden Leser dieses Buches einen Eindruck erhalten. Dieser Bildband erlaubt sozusagen einen Blick hinter Mauern und Türen, die sonst verschlossen bleiben.

Neben der alltäglichen Nutzung der Corpshäuser gibt es auch eine kulturelle Dimension. Die eigenständige Ausformung der Verbindungshausarchitektur hat viele dieser Gebäude zu Baudenkmälern werden lassen. Sie prägen nicht selten das Bild ihrer Stadt. In Tübingen wurde das vordere Österberg-Ensemble mit seinen Verbindungshäusern sogar insgesamt unter Schutz gestellt.

Darüber hinaus haben sich im Umfeld der Corps auch eigene kunsthandwerkliche Traditionen entwickelt. Die meisten Häuser, die für Corps entworfen wurden, hatten oder haben auch ein individuell angefertigtes Interieur – fein gestaltete Möbel, Stuckarbeiten oder andere Verzierungen. Diese kunsthandwerkliche Ausprägung findet sich auch an anderer Stelle: Glasmalereien, Porzellanarbeiten, Spazierstöcke und viele andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs wurden mit Zirkeln oder Couleur versehen und werden es bis heute. Diese Gegenstände finden sich, sofern sie betagt sind, oft in prächtigen Vitrinen in den Häusern ausgestellt und können von Gästen bestaunt werden.

Viele wunderschöne und jedem Corpsstudenten vertraute Aspekte vom täglichen und nachhaltigen Gebrauch eines zur Institution gewordenen Kulturgutes kann dieser Bildband vermitteln. Nicht nur Corpsstudenten, sondern alle Liebhaber der gediegenen und höchst formschönen Gründerzeitarchitektur, korporiert oder nicht, werden bei der Lektüre große Freude haben; diese Prognose sei hier gewagt!

Beck, Carsten, Deutschlands schönste Corpshäuser, Edition CORPS, Verlag Deutsche Corpszeitung, Bildband mit 456 Seiten, ISBN 978-3-9825254-0-2, 49 Euro.

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