Im kommenden Tagungsband des AKSt wird auch die heute in der Ukraine gelegene Stadt Czernowitz gewürdigt. In der einst zur Donaumonarchie gehörenden Universitätsstadt gab es mehr jüdische Verbindungen als an jeder anderen Alma Mater, dazu rumänische und polnische, und natürlich Corps, Burschenschaften, CV-Verbindungen und alle anderen – eine bunte Farbenwelt wie sonst kaum irgendwo zu finden. Der vorliegende Text ist ein kleiner Auszug aus einem der im kommenden Tagungsband enthaltenen Aufsätze, er stammt von Gregor Gatscher-Riedl.
Zwar sieht es im Moment so aus, als kämen die Aggressoren vorerst nicht in den Westen der Ukraine, wo Czernowitz liegt, doch Raketen fliegen nach wie vor im ganzen Land, alles kann sich binnen Tagesfrist ändern. An anderer Stelle bitten wir dehalb auch um Spenden.
Jüdische Farbstudenten und die Politik: Die Universität Czernowitz und die jüdisch-akademischen Verbindungen in der Bukowina
In Czernowitz gab es im Jahre 1775 kein einziges Haus aus Stein. Ein Jahrhundert später wurde dort eine Hochschule mit drei Fakultäten eröffnet, mit prachtvollem Hauptgebäude und mit höchsten Weihen aus Wien. In der kaiserlichen Stiftungsurkunde vom 30. September 1875 gestattete Kaiser Franz Joseph „allerhuldvollst die Führung Unseres Namens als Czernowitzer k. k. Franz-Josephs Universität.“[1] Wesentlichster Akteur der Hochschulgründung war der Jurist Constantin Tomaszczuk.[2] Der Landesgerichtsrat und spätere Gründungsrektor fungierte seit 1871 als Abgeordneter im Wiener Reichsrat wie Czernowitzer Landtag und hatte gleich vielen weiteren Bukowinern an der nächstgelegenen Universität in Lemberg studiert. Die Ausführung des Stiftungsbeschusses wurde in seine Hände gelegt; er präsidierte als Gründungsrektor die Eröffnungsfeier, die am 4. und 5. Oktober 1875 zugleich mit dem Jubiläum der 100jährigen Zugehörigkeit der Bukowina zum Habsburgerreich abgehalten wurde.
Im ersten Semester bezogen 268 Studenten die neue „alma mater“, unter denen 53 Rumänen, 41 Ruthenen, 28 Polen, vier Tschechisch- und 82 Deutschsprachige waren. Die Hochschule wurde zunächst in der ehemaligen Lehrerbildungsanstalt untergebracht, während gegenüber ein eigenes Institutsgebäude für die naturwissenschaftlichen Fächer der Philosophischen Fakultät errichtet wurde. Das nachmalige Ehrenmitglied Tomaszczuk hatte in Wien Kontakt zur akademischen Landsmannschaft „Bukowina“ geknüpft, der etwa der spätere erste jüdische Bürgermeister Eduard Reiss[3] angehörte, dem – in Band und Mütze – die Ehre der Festrede am Gründungskommers zufiel.[4] Das studentische Korporationswesen war der neuen Universität damit quasi in die Wiege gelegt.
Die in Wien studierenden Czernowitzer richteten die Gründungsfeier aus und standen alsbald Pate für örtliche Verbindungsgründungen: Tomaszczuk selbst rief die „Akademischer Lese- und Redehalle“ ins Leben, die auf eine „Anregung der von fremden Universitäten zu uns gekommenen Studirenden“, womit die aus dem ganzen deutschsprachigen Raum zur Eröffnung angereisten Universitätsabordnungen gemeint sind, zurückgeht und „unter reger Theilnahme aller Studirender“ entstanden ist.[5] Nachweisbar ist die Anwesenheit von Vertretern der 1848 gegründeten Prager „Lese- und Redehalle“, des „Lesevereins deutscher Studenten“ und der „akademischen Lesehalle“ aus Wien.[6] Auf Antrag des Gründers stellte der Akademische Senat Räume in der Universität zur Verfügung und als Starthilfe konnte die Übernahme des Inventars samt Bibliothek und Barvermögens einer bestehenden „Deutschen Lesehalle“ erfolgen.[7]
Die Czernowitzer Universität war als deutschsprachige, übernationale Bildungsstätte verfasst, was sich auch in der habsburgtreuen Symbolik der „Lesehalle“ mit 1891 eingeführten gold-schwarz-goldenen Bändern, gelben Mützen und der seit der Gründung geführten Devise „Für Kaiser und Reich! Für Wahrheit und Wissen!“ niederschlug. Die Breitenorganisation verstand sich folgerichtig als „neutraler Boden der gesamten Studentenschaft“, wobei diese Stellung immer wieder durch die ihr angehörenden Studentenverbindungen der unterschiedlichen Richtungen herausgefordert wurde.[8] Dabei wechselten Ein- und Austritte einander in lockerer Folge ab, was angesichts der überschaubaren Dimensionen der Universität allerdings zu keinen bleibenden Verwerfungen führte.
In rascher Folge entstanden Corps, Burschenschaften und noch im Gründungsjahr die farbentragende rumänische Verbindung „Arboroasa“. Jüdische Studierende waren zumeist Mitglieder in der „Halle“ sowie bei den Corps „Austria“, „Gothia“ oder „Alemannia“ geworden; aber auch bei der Burschenschaft „Arminia“ hatte es deutschnationale jüdische Farbenträger gegeben.[9] „Der jüdische Glaube hat noch niemanden gehindert, sich als Deutscher zu fühlen – wer es anders sagt, kennt diesen Glauben nicht oder spricht mit Absicht unwahr“, heißt es fast trotzig bei Karl Emil Franzos, der selbst der Wiener Burschenschaft „Teutonia“ angehörte.[10]
Der Impuls zu einer exklusiv jüdischen Studentenorganisation kam aus Wien von Mitgliedern der „Kadimah“, die in Czernowitz ein neues jüdisches Selbstbewusstsein tätig unterstützten. Das Ergebnis war die Gründung der „Hasmonäa“ Czernowitz. [11] Im 1883 gegründeten Wiener akademischen Verein sammelte sich in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts die jüdisch-nationale Bewegung, die sich gegen die religiöse Orthodoxie wie auch gegen Tendenzen zur Assimilierung in der Vätergeneration wandte. Diese Richtung definierte sich zunächst über die Anerkennung der Juden als eigenständiger Nation und der daraus abgeleiteten gesellschaftlichen Teilhabe im Rahmen eines „politischen Judentums“.
Mit den Bandfarben rot-violett-grün und von Beginn an getragenen violetten Samtkappen nahm sie die Entwicklung der „Kadimah“, wo über die Couleurfrage noch ergebnisoffen diskutiert wurde, vorweg und bildete daher die erste waffenstudentische, national-jüdische Verbindung, die volle Farben in Band und Mütze trug. Dieser Schritt war allerdings an der von farbentragenden Studentenleben dominierten Czernowitzer Hochschule unumgänglich, um als Hochschulkörperschaft die entsprechende Anerkennung gegenüber der nicht allein studentischen, sondern städtischen Öffentlichkeit zu erlangen.
Jene Gründer der „Hasmonäa“, die auch Kadimahner waren, aber auch Verkehrsgäste aus Czernowitz mussten bei Veranstaltungen der „Kadimah“ „in Spieß“ erscheinen. Isidor Schalit,[12] ein Wortführer der Umwandlung der „Kadimah“ zur waffenstudentischen Farbenverbindung, resümierte: „Die ‚Kadimah‘ gestatte ihnen aber nicht, Couleur zu tragen, ja sie belegte einige mit den schärfsten Strafen, weil sie den Zirkel der ‚Hasmonäa‘ auf ihren Stöcken trugen.“[13]
Dazu gehörte von Anbeginn an das waffenstudentische Element. Das erste Säbelduell wurde bereits am 1. Oktober des Gründungsjahres im Anschluss an den ersten Farbenbummel auf der Pardinihöhe (benannt nach der dort gelegenen Universitätsbuchhandlung) am Ringplatz ausgetragen.[14] Das „Einpauken“ erfolgte durch die Kadimahner Josef Samuel Bierer und Siegmund Neuberger, der 1872 in Czernowitz geboren worden war und in Wien Medizin studierte.[15] Gründer Ebner hatte dabei seinen ehemaligen Schul- und Jugendfreund Max Händel, der statt in die „Hasmonäa“ in das Corps „Alemannia“ eingetreten war, gefordert, wurde allerdings nach einem Kopfhieb für abgeführt erklärt.[16]
Um dem spezifisch jüdischen Korporationsstudententum in der Folge des Ersten Zionistenkongresses in Basel eine breitere Basis zu geben, entstand am 24. Oktober 1897 „Zephirah“ zunächst als Verein, mit bis in den Mai 1899 blau-weißen, danach blau-weiß-goldenen Bändern.[17] Ihr folgte 1900 der als Gegengewicht gegen die assimilatorischen Tendenzen der „Lesehalle“ gebildete jüdisch-nationale akademische Leseverein „Humanitas“ mit grün-gold-grüner Couleur. Diese Gruppe hatte aber nur bis 1903 Bestand und ging dann im farbentragenden Verein „Emunah“ mit den Farben gold-violett-gold auf, der sich darauf konzentrierte, „jene Studenten in seine Mitte aufzunehmen, die des leeren Formalismus studentischer Sitten und Unsitten müde“ waren.[18]
Die Verbindungen in Czernowitz waren in ihren Aufgaben und ihrem sozialen Status stratifiziert. Die soziale und intellektuelle Führungsrolle der jüdisch-nationalen Studentenschaft nahm „Hasmonäa“ für sich in Anspruch, die bei der Auswahl ihrer Mitglieder besonders selektiv vorging. Der Zephirenser Adolf Kligler,[19] aktiv zwischen 1928 und 1934, blickte 1995 im Gespräch mit Helmut Kusdat zurück: „Die Söhne reicher Eltern gingen zur ‚Hasmonaea‘; die größten ‚Schläger‘ und ‚Banditen‘ unter uns Studenten waren die Hebronen. Auf der Straße, wo Hebronen gingen, ging man immer zur Seite. Bei Heatid war die Intelligenz – die zukünftigen Ärzte, Advokaten, Lehrer, Mediziner usw. Zephirah war das Zentrum der Wissenschaft.“[20]
„Hebronia“ trat ebenfalls mit Kappe und Couleurband auf und ebenso wie „Hasmonäa“ forderte und gab sie Satisfaktion auf Säbel. Die Verweigerung einer Forderung durch ein Mitglied des Corps „Alemannia“ führte im Frühjahr 1924 zu schwerer Randae mit Verletzten. Nach einer Massenschlägerei, an der zwischen 80 und 100 Personen beteiligten waren, zog ein Haufen deutschnationaler Studenten, zu den Verbindungshäusern der „Hebronia“ und „Hasmonäa“ und schlugen Fenster ein. Selbst unbeteiligte nächtliche Passanten wurden verprügelt und mussten im Krankenhaus behandelt werden.[21] Schon im Jahr davor waren die Räumlichkeiten der „Hasmonäa“ unter Beteiligung von „Hakenkreuzlern“ devastiert worden, wobei die Polizei sechs jüdische Verbindungsstudenten verhaftet hatte, die erst nach scharfer Intervention Mayer Ebners einige Tage später wieder freigelassen wurden.[22]
Die Gründer der „Zephirah“ um Max Diamant[23] und den 1903 sehr jung verstorbenen Leib Presser[24] waren der Ansicht, dass bei Beibehaltung des waffenstudentischen Standpunkts ein Band als studentisches Abzeichen genügen müsse, dafür widmete sie sich „bereits dem Studium nationaler Probleme, jüdischer Geschichte und Palästinakunde.“[25] „Emunah“ verzichtete ebenfalls auf Kopfbedeckungen und war gemäß der traditionellen farbstudentischen Nomenklatur als nichtschlagender Verein anzusprechen.
Das Abgrenzungsbewusstsein der Verbindungen setzte sich bei den Freundinnen und Frauen der Verbindungsmitglieder fort, wie sich Käthe Krauthammer, deren Bruder Mitglied von „Hasmonäas“ Schülerverbindung „Davidia“[26] war, erinnerte: „Im Umfeld einer solchen Verbindung herrschte ein reges gesellschaftliches Treiben. Die ‚Hasmonäa‘ war von allen die Feinste. Die Damen von der ‚Hasmonäa‘ haben auf die von der ‚Hebronia‘ herabgeschaut, als wären sie bessere Menschen. Man war ja schließlich jung und dumm.“[27] Adolf Kligler ergänzte: „Die größte und reichste Verbindung war die Hasmonaea. Wenn die Hasmonaeer ausgegangen sind, trugen sie hochelegante Anzüge. […] Dort konnte man nur aufgenommen werden, wenn der Vater Millionär war, eine Fabrik oder ein Riesengeschäft hatte oder dergleichen.“[28]
„Zephirah“ war eine gemischte Verbindung, die im Unterschied zu den anderen farbstudentischen zionistischen Korporationen – nicht nur in Czernowitz – Frauen aufnahm.[29] Studentinnen konnten der Korporation nach dem Ersten Weltkrieg als vollberechtigte Mitglieder angehören, allerdings war das Amt des Seniors oder Fuchsmajors männlichen Bundesbrüdern vorbehalten. Ebenso waren weibliche Mitglieder nicht dem waffenstudentischen Reglement unterworfen.[30] Kligler erinnert sich an sechs oder acht „Bundesschwestern“ bei 38 aktiven Burschen und einer Altherrenschaft von 450 bis 500 Mitgliedern.[31] Zu den bedeutendsten Zephirenserinnen zählte die in der Schoah ermordete Sarah Lachs, geboren 1890, Beamtin des Keren Hajessod und Mitarbeiterin am Ehrengericht der Zionistenkongresse.
Neben der Gleichberechtigung der Geschlechter hatte „Zephirah“ eine besondere nationaljüdische Agenda und preschte in Czernowitz im Dezember 1902 mit der Forderung an das Rektorat vor, „dass in den Universitätsdokumenten die jüdische Nationalität offiziell anerkannt werde“. Das Anliegen verlief zunächst im Sand und erst 1906 kam wieder Bewegung in dieses symbolträchtige Thema, das von den Verbindungen – neben „Zephirah“ hatten sich auch „Hebronia“ und „Emunah“ in das Anliegen eingeschaltet – in die jüdische Öffentlichkeit transportiert wurde. Unter dem Eindruck der zahlreichen Proteste und Vorsprachen willigte das Czernowitzer Rektorat in Verhandlungen ein, die durchaus kontroversiell verliefen und nicht zuletzt auf Grund der Inanspruchnahme akademischer Disziplinarmaßnahmen entsprechendes mediales Echo fanden.[32]
Unter Vermittlung des Anglistikprofessors und Shakespeare-Forschers Leon Kellner (1859–1928), einem Mitarbeiter Herzls, gelang ein Kompromiss, der im Ausweis der „jüdischen Nationalität“ zunächst in der Rubrik Muttersprache und der anmerkungsweisen Veröffentlichung der Nationalitätenklausel bestand.[33] Von dieser Maßnahme wurde reichlich Gebrauch gemacht: So berichtete im Jahre 1907 der scheidende Rektor Eugen Ehrlich,[34] die Universität habe im abgelaufenen Studienjahr 607 ordentliche Hörer gehabt, davon 406 mit deutscher Muttersprache. Unter diesen seien 308 mosaischen Glaubens, „davon haben sich 184 zur jüdischen Nationalität bekannt.“ Im Sommersemester 1908 waren es mit 250 von 329 bereits drei Viertel der jüdischen Hochschüler.[35]
Dieser Text basiert auf: Gregor GATSCHER-RIEDL, „Von Habsburg zu Herzl. Jüdische Studentenkultur in Mitteleuropa 1848 – 1948“.[36] Die hier verwendeten Passagen bilden zudem einen Ausschnitt aus dem Aufsatz: „Jüdische Farbstudenten und die Politik: Die Universität Czernowitz und die jüdisch-akademischen Verbindungen in der Bukowina“, der im Tagungsband des AKSt für die 80. deutsche Studentenhistorikertagung, die gemeinsame Studentenhistorikertagung von HfJS und AKST, bei 2021 in Heidelberg, sowie der 23. Schweizerischen Studentenhistorikertagung, Basel 2022, erscheinen wird.
[1] Wiedergabe in: Rudolf WAGNER (Hg.), Alma Mater Francisco Josephina. Die deutschsprachige Nationalitäten-Universität in Czernowitz, Festschrift zum 100. Jahrestag ihrer Eröffnung 1875, München: Meschendörfer 1975, 38f.; s. auch Acta Studentica, Wien.
[2] Constantin Tomaszczuk lebte von 1840 bis 1889. Zur Biographie: Raimund LANG, Das Lebenswerk des Constantin Tomaszczuk (Czernowitzer kleine Schriften 3), Innsbruck: Traditionsverb. kath. Czernowitzer Pennäler 1996; Michael DIPPELREITER, Constantin Tomaszczuk und die Gründung der Universität Czernowitz, in: Wiener Geschichtsblätter 72 (2014) 4, 337 – 345.
[3] Eduard Reiss lebte 1850 – 1907.
[4] Raimund LANG, Die Wiener Landsmannschaft Bukowina [1868–1882]: Wurzel des Czernowitzer Korporationslebens, in: Einst und Jetzt, Jb. d. Vereins f. corpsstudentische Geschichtsforschung 56, Neustadt/Aisch: Selbstverlag 2011, 249 – 256.
[5] Erster Verwaltungsbericht der Akademischen Lesehalle an der k. k. Franz-Josefs-Universität in Czernowitz, Czernowitz: Selbstverlag 1877, 3.
[6] Vgl. N. RITTER, Die Gründungsfeier der Czernowitzer Universität, in: WAGNER (Hg.), Alma Mater Francisco-Josephina, 40 – 76.
[7] Erster Verwaltungsbericht der Akademischen Lesehalle, 4.
[8] Vgl. Gregor GATSCHER-RIEDL, Die Lese- und Redehallen deutscher Studenten in Prag 1848 – 1938: Erste Formen studentischer Breitenorganisation und Bildungsarbeit, in: Einst und Jetzt, 66, 2021, 151 – 182, insbes. 170f.
[9] Rudolf WAGNER, Das Schulwesen, in: Irma BORNEMANN/Paula TIEFENTHALER/Rudolf WAGNER (Hg.), Czernowitz. Eine Stadt im Wandel der Zeit mit besonderer Berücksichtigung ihres deutschen kulturellen Lebens, München-Stuttgart: Südostdeutscher Verlag 1988, 26 – 62, 60. Harald SEEWANN verdanken wir den Hinweis, dass es auch eine kurzlebige Verbindung Hatikvah gab, vgl. ACTA STUDENTICA, 30.Jg., Sept. 1999, Folge 128, S. 4 – 5.
[10] Karl Emil FRANZOS, Familien-Geschichten, in: Im Deutschen Reich, Zeitschrift des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 1 (1895) 1, 7 – 12, 12; vgl. Harald SEEWANN, Karl Emil Franzos. Studentengeschichtliche Anmerkungen, Czernowitzer Kleine Schriften, Heft 28, Schriftenreihe des Traditionsverbandes „Katholische Czernowitzer Pennäler“, Graz 2014, passim.
[11] Zu „Kadimah“ zuletzt: Harald SEEWANN (Hg.), A. V. Kadimah, Fundstücke zur Chronik der ältesten jüdisch-nationalen Studentenverbindung (Wien 1882 – 1938), Historia Academia Judaica 10, Graz: Eigenverlag 2017; zu „Hasmonea“: Harald SEEWANN, „Für Volkes Ehr‘ und Wohl!“ Die jüdisch-nationale akademische Verbindung Hasmonea Czernowitz (1891 – 1940) und ihr Kampf um die Anerkennung der jüdischen Nationalität, in: Einst und Jetzt, 51, 2006, 163 – 198.
[12] Isidor Schalit lebte von 1871 bis 1954.
[13] Isidor SCHALIT, Erinnerungen 1890 – 1904, in: Ludwig Rosenhek (Hg.), Festschrift zur Feier des 100. Semesters der akademischen Verbindung Kadimah, Mödling: Eigenverlag 1933, 32–107, 73.
[14] GATSCHER-RIEDL, k. u. k. Sehnsuchtsort Czernowitz, 112 – 114.
[15] Manfred REIFER, Dr. Mayer Ebner. Ein jüdisches Leben, Tel Aviv: Olympia 1947, 32f.
[16] KÖNIG, Geschichte der J.N.A.V. „Hasmonäa“, 113.
[17] Harald SEEWANN (Hg.), Korporatives Leben der Czernowitzer jüd.-akad. Verbindungen Hasmonaea, Hebronia und Zephirah in den Jahren 1897 – 1914 im Spiegel der Presse (Historia Academica Judaica [ab hier: HAJ] 9), Graz: Eigenverlag 2016, 9, Nr. 48. Weiße Tuchmützen wurden ab etwa 1930 getragen.
[18] Adolf GAISBAUER, Eine Jugendbewegung. Zur Geschichte der jüdisch-nationalen Studentenbewegung in Österreich 1882 – 1914, in: Zeitgeschichte, 2, 1973 / 6, 135 – 147, 145.
[19] Adolf Kligler lebte von 1908 bis 1996.
[20] Adolf KLIGLER / Helmut KUSDAT, Ein Mitglied der Czernowitzer Zephirah erinnert sich …, in: Harald Seewann (Hg.), Zirkel und Zionsstern. Bilder und Dokumente aus der versunkenen Welt des jüdisch-nationalen Korporations-studententums. Ein Beitrag zur Geschichte des Zionismus auf akademischem Boden 5, (Historia Academica Judaica 5), Graz: Eigenverlag 1996, 45 – 48, insbes. 45. Die Konfrontationsbereitschaft der Hebronen illustriert eine Begebenheit auf dem Farbenbummel: 1927 hatte die katholische Verbindung „Winfridia“ Breslau (Wrocław, Polen), eine der Gründungskorporationen des Cartellverbandes (CV), mit der Czernowitzer CV-Verbindung „Frankonia“ ein Patenverhältnis abgeschlossen und sandte im Sommersemester 1928 ihren Burschen Paul Tillmann (1906 – 1984) als Verkehrsaktiven. „Winfridia“ hat seit 1856 die Farben grün-rot-gold mit grüner Mütze, ebenso wie „Hebronia“. Hebronen protestierten darauf hin und verlangten, dass der Breslauer unverzüglich seine Farben ablege und wurden gegenüber den Frankonen handgreiflich. Eine Prügelei konnte nur auf Grund des Einschreitens der Czernowitzer Burschenschaften auf Seiten der „Frankonia“ verhindert werden. Für diese Information danke ich Armin Bahr, Traunstein, zum Aufenthalt Tillmanns: Josef KLEPSCH, 75 Jahre Frankonia-Czernowitz zu Erlangen, Wien: Selbstverlag o. J. [1966], 39 – 41; zur Biographie des späteren Priesters und NS-Widerstandskämpfers: Alfred MUCHE, Sie nannten ihn „Don Bosco von Recklinghausen“. Zum Leben und Wirken von Dr. Paulus Tillmann, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 44 (1986), 251 – 273.
[21] Czernowitzer Allgemeine Zeitung, 22. April 1921, 1.
[22] Ostjüdische Zeitung, Organ der jüdischen Nationalpartei in der Bukowina, 23. Februar 1923, 2.
[23] Max Diamant lebte von 1878 bis 1941.
[24] Pressers Geburtsjahr ist unbekannt.
[25] Leon Arie SCHMELZER, Geschichte des Zionismus in der Bukowina, in: GOLD (Hg.), Die Geschichte der Juden in der Bukowina 1, 91 – 112, insbes. 94.
[26] Die Czernowitzer Hochschulbünde verfügten in den Mittelschülerverbindungen über „Profuxias“, auf den Beitritt in die Verbindung vorbereiten und ein konstantes Nachwuchsreservoir sichern sollten. Neben „Davidia“, der der Schriftsteller Paul Celan (1920 – 1970) für kurze Zeit angehört hatte, existierten „Herzlia“ und „Bar Kochba“ (Patronanz von „Zephirah“), „Libanonia“ (zu „Hebronia“), „Zukunft“ (zu „Heatid“). Die Pennalie „Kadimah“ ließ sich keiner akademischen Verbindung zuordnen. Schülerverbindungen bestanden an mehreren Städten der Bukowina, hierzu: Gregor GATSCHER-RIEDL, Von Habsburg zu Herzl. Jüdische Studentenkultur in Mitteleuropa 1848 – 1948, Berndorf: Kral 2021; im Überblick: ders., Eine vergessene Facette der österreichischen Studentengeschichte. Die jüdisch-nationalen Mittelschulverbindungen, in: DAVID, Jüdische Kulturzeitschrift, 30 (2018) 118, 70 – 73.
[27] Gaby COLDEWEY / Anja FIEDLER / Stefan GEHRKE / Axel HALLING / Marianna HAUSLEITNER / Eliza JOHNSON-ABLOVATSKI / Nils KREIMEIER / Gertrud RANNER, Zwischen Pruth und Jordan. Lebenserinnerungen Czernowitzer Juden. Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, 14.
[28] KLIGLER/KUSDAT, Ein Mitglied der Czernowitzer Zephirah erinnert sich, 47. Dieser Befund scheint für die Vorkriegszeit nur bedingt haltbar. Der Czernowitzer Privatbankier Isidor Chodrower setzte zur Erinnerung an seinen 1901 verstorbenen Sohn Alfred Chodrower, AH der „Hasmonäa“ und „Kadimah“, ein Stipendium für bedürftige Mitglieder der „Kadimah“ Wien und der „Hasmonäa“ in Czernowitz aus, vgl. Die Welt, 6. Oktober 1909, 897.
[29] Bei der jüdisch-nationalen Ferialverbindung „Tikwah“ in Suczawa, dem heutigen Suceava in Rumänien, sind weibliche Mitglieder nachgewiesen, ebenso gibt es für „Emunah“ belastbare Hinweise auf ein zumindest zeitweilig bestandenes „Damenstatut“.
[30] Zum Thema der Geschlechteridentität in jüdisch-nationalen Studentenverbindungen in Zusammenspiel mit der Konzeption von Ehre: Lisa SWARTOUT, Segregation or Integration. Honour and Manliness in Jewish Duelling Fraternities, in Rainer LIEDTKE/David RECHTER (Hg.), Towards Normality? Acculturation and Modern German Jewry, (=Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck-Instituts 68), Tübingen: Mohr Siebeck 2003, 185 – 200.
[31] KLIGLER / KUSDAT, Ein Mitglied der Czernowitzer Zephirah erinnert sich, 47.
[32] Bukowiner Post, 26. Februar 1907, 24. September 1907; Bukowinaer Volks-Zeitung, 22. November 1907; Czernowitzer Tagblatt, 6. November 1906, 1. März 1907, 22. November 1907, 25. November 1907. Mit herzlichem Dank an Ass.-Prof. Dr. Serhij Nezhurbida, Nationale Jurij Fedkowitsch-Universität Czernowitz, für diese Hinweise.
[33] „Zephirah“ trat dafür ein, bei der Inskription als Muttersprache Rumänisch oder Ukrainisch anzugeben, während „Hasmonäa“ für das tatsächlich überwiegend gesprochene Deutsch plädierte. LANG, Couleur in Czernowitz, 99.
[34] Eugen Ehrlich lebte von 1862 bis 1922.
[35] Gregor GATSCHER-RIEDL, k. u. k. Sehnsuchtsort Czernowitz, 45, 50.
[36] Gregor GATSCHER-RIEDL, Von Habsburg zu Herzl, 161 – 182.