Die SVSt hat vom 4. bis 6. Februar 2022 eine inhaltlich sehr überzeugende Studentenhistorikertagung in Basel veranstaltet. Jüdischen Korporierten und ihre Verbindungen waren der thematische Schwerpunkt, doch es wurden auch Grundlagenthemen angeschnitten. Am Sonntag ging es um ein wichtiges Jubiläum im Mittelpunkt: 125 Jahre erster Zionistenkongreß. Theodor Herzl gab damit in Basel seiner Vision eines Judenstaates den entscheidenden Impuls. Hier begann der Traum vom Staat Israel zur Realität zu werden.
Weltgeschichte in Basel! Nur mit dem Basler Konzil, das von 1431 bis 1449 tagte, lassen sich die Zionistenkongresse vergleichen, deren lange Reihe Theodor Herzl im Jahre 1897 im Basler Stadtcasino startete. Und so waren der Besuch im Jüdischen Museum der Schweiz und der Gang zum Stadtcasino der gelungene Schlußpunkt eines Kongresses, der bereits am Freitagabend im Gasthaus Löwenzorn mitten in der Basler Altstadt begonnen hatte. In thematischem Anschluß an die 80. Studentenhistorikertagung des AKSt in Heidelberg im März 2021 ging es auch bei den Schweizer Studentenhistorikern von der SVSt schwerpunktmäßig um jüdische Verbindungen und jüdische Korporierte, wobei die wohl wichtigste studentenhistorische Wegmarke darin bestand, daß eine neue Generation im Vorstand der SVSt in Basel ihre Bewährungsprobe hatte. Die „Neuen“ im SVSt-Vorstand, besonders genannt seien Sebastien Oreiller von der Zofingia Basel und Severin Stadler von der Akademischen Turnerschaft Rhenania Bern, haben mit Bravour alle Klippen gemeistert und eine ausgezeichnete Tagung abgeliefert!
Den Anfang am Sonnabend, morgens um 9 Uhr, machte Bernhard Grün, der der Markomannia Würzburg, der Ferdinandea Heidelberg und der Suebo-Danubia Ulm angehört, alle im CV. Grün erläuterte den Ursprung dessen, was in studentischen Kreisen als Comment bezeichnet wird. Den Ursprung dieses Comment verortet er in Jena, in den 1770er Jahren war er dort bekannt. Aufsehenerregend die These, daß das Wort Comment, wie bereits früher von Fabricius vermutet, keinesfalls von dem französischen „Wie“ stammen kann, sondern Grüns Ansicht nach auf das lateinische Wort „commentus“ zurückzuführen ist im doppelten Wortsinn von Kommentar bzw. Lüge, Täuschung.
Grüns Vortrag war ein Loblied auf den Comment, er sieht ihn als Mittel, um einem Hospitium, einer Kneipe also, zu einem fröhlichen und ersprießlichen Verlauf zu verhelfen. Ein wohlverstandener Comment ist demnach, so Grün, mitnichten eine Anleitung zu immer größerem Konsum von Alkoholika, heutzutage wohl meistens von Bier, sondern ganz im Gegenteil eine fröhliche und dennoch verbindliche, begleitende und letztlich alle verbindene Richtlinie zu einem ersprießlichen Miteinander. Aber nicht nur das, sondern auch eine Täuschung der Außenstehenden, also zur Entstehungszeit zumeist der Obrigkeit. Und damit letztlich zum möglichst langen, einvernehmlichen Fortbestand einer jeden Korporation. Ein höchst interessanter Ansatz, der Generationen später auf eine ultimative Probe gestellt werden sollte. Dies zumindest in Deutschland.
Peter Platzer lieferte einen ausgezeichneten Überblick über die jüdischen Verbindungen in der Schweiz. Er sprach klar strukturiert und routiniert, und es wurde deutlich, daß er mit Recht als ein Doyen der schweizerischen Studentengeschichte gilt. Platzer stellte systematisch die Bindungen der jüdischen Verbindung in der Schweiz untereinander vor – und auch die ins Ausland, zuvörderst in die k.u.k.-Monarchie. Keinesfalls verschwieg er die Streitigkeiten der jüdischen Korporierten untereinander, passend dazu zitierte er ein Bonmot zum Freundschaftsprinzip: „Niemand beleidigt meinen Bundesbruder – außer ich selbst!“ Erfreulich war die exquisite, das Sujet erfüllend abdeckende Bildauswahl, darin auch die Fahne der Kadimah Bern, gefunden durch in Wien und Jerusalem forschenden Arik Shoihtman.
Es folgte der aus Israel stammende und in Wien forschende Arik Shoihtman, der sofort die Herzen der Zuhörer gewann, als er bekannte: „Ich bin kein Studentenhistoriker – ich bin ein Studentenhistoriker geworden!“ Als Grundlage für das Entstehen jüdischer Verbindungen in Österreich-Ungarn nannte er das Staatsbürgerschaftsgesetz 1867, das den Bürgern jüdischen Glaubens die Gleichberechtigung brachte. Shoihtman, der nach der Performanz-Theorie arbeitet, ist dabei von der Bedeutung der studentischen Zusammenschlüsse sehr überzeugt: „Die jüdischen Studentenverbindungen halfen bei der Formung der jüdischen Moderne mit.“ Die immer feindlichere Atmosphäre an den Universitäten ist für ihn der Motor für Gründung der jüdischen Verbindungen, den Austrittsbrief Theodor Herzls an die Wiener Burschenschaft Albia nennt er „ein genauso wichtiges Dokument für den Zionismus wie das Urteil gegen Dreyfus in Frankreich“.
Eine Vielzahl von Themengebieten berührte Shoihtman. Dazu gehörten die patriotische Erziehung auch bei den jüdischen Verbindungen, die Erfindung des Begriffes „Muskeljudentum“ durch Max Nordau und das reiche jüdische Liedgut. Besonders interessant seine Anmerkungen zum wildbewegten Leben des Zionisten Wolfgang von Weisl, Unitas Wien. Shoihtman: „Weisl könnte vielleicht als der jüdische Lawrence von Arabien gelten. Immerhin wurde mindestens einmal mit ihm verwechselt und deswegen auch inhaftiert, aber er präsentierte sich als Nachfolge Karl May.“ Und die Pioniersituation in Palästina, damals britisches Mandatsgebiet, war ja auch ein wenig wie im legendären Wilden Westen: Die jüdische Verbindung in Jerusalem, El Al, die bereits in den 1920er Jahren versuchte, den studentischen Jargon für die ins Land strömenden Zionisten ins Hebräische zu übertragen, auch das trug Shoihtman vor. Damals, vor dem Heraufdrängen des Nationalsozialismus, schien es sogar möglich, daß eine ganze Landschaft von Studentenverbindungen im jüdisch dominierten Palästina entstehen könnte, waren die beiden Wissenschaftssprachen dort doch hebräisch und – deutsch!
Oskar Scheuer, der der paritätischen Burschenschaft Fidelitas Wien ebenso wie der Burschenschaft Alemannia Prag angehörte, wurde von Shoihtman ebenfalls genannt. Scheuer war ein leidenschaftlicher Korporierter, der allein in Wien siebenmal chargiert war und später eine bedeutende Studentika-Sammlung aufbaute. Seine beiden Verbindungen traten nach 1919 dem Burschenbundsconvent bei; Scheuer selbst gehört zu den Opfern des Nationalsozialismus, er starb im Ghetto von Lodz. Shoihtman wiederum schloß an die Tatsache, daß Scheuers Verbindungen paritätisch waren, also die Religion ihrer Mitglieder gar nicht abfragten, gleichwohl aber mehrheitlich aus jüdischen Studenten bestanden, die Frage nach der Definition einer „jüdischen“ Verbindungen an. Insgesamt, so resümierte Shoihtman, würden jüdische Verbindungen heute auch in der Kritik stehen, wenn sie denn existierten – und zwar wegen der freien und ungebundenen At der Gesellung, die allen Verbindungen eigen ist.
Nach einer Mittagspause richtete sich der Blick auf die nördlich benachbarte Alma Mater. Sebastian Kurtenacker, Angehöriger der KV-Verbindung Rheno-Palatia Freiburg und der Burschenschaft Franconia Freiburg, schilderte die Situation der einzelnen Verbindungen und deren Stellung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg vom Ende des Ersten Weltkriegs Republik bis in den Zweiten Weltkrieg. Der Zeitraum seiner Betrachtung endete dabei interessanterweise nicht mit dem Verbot der Verbindungen, das 1936 eigentlich ausgesprochen worden war, und auch nicht mit dem mehr oder weniger nahtlosen Übergang vieler Verbindungen in Kameradschaften im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB). Vielmehr schilderte er, wie sich die Verbindungen während des Krieges ihrer Auflösung widersetzten. Doch wie trickreich dieser Widerstand auch war – am Ende stand 1945 die „Stunde Null“ ohne studentisches Leben und studentische Gemeinschaften. Besonderes Augenmerk legte er auf die jüdischen Verbindungen, unter denen die dem K.C. zugehörige Ghibellinia heute besonders gut fassbar ist, weil ihr Fred Uhlman, der später nach London emigrierte SPD-Politiker, in seinen Lebenserinnerungen ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Die jüdischen Verbindungen hoben sich auch deswegen hervor, weil sie – sofern mensurbeflissen – zur unbedingten Satisfaktion standen, und zwar auf Säbel.
Kurtenacker führte aus, daß Freiburg im Deutschen Reich einen Sonderstatus hatte, was Korporationen unter dem Verbot der Nationalsozialisten betraf. Hier halfen die Studentenführer aktiv mit, die Kameradschaften wieder in „verkappte Korporationen“ umzuwandeln. So versuchten die noch bestehenden Kameradschaften, wegen der hoffnungslosen Lage des Krieges wieder zum normalen Alltag überzugehen und ihre Traditionen offen zu zeigen. Während des Krieges hatten viele ihr Band unter der Uniform weitergetragen. Bis zum 27. November 1944 bestanden noch elf als Kameradschaften getarnte Verbindungen unter dem Dach des NSDStB: Dies bedeutet bei kritischer Würdigung, daß man sich eben nicht immer „ehrenvoll aufgelöst“ hatte und die alte Verbindung zu Grabe getragen hatte. Ein völliger Austausch, wie oft als Entschuldigung vorgebracht, hatte nie stattgefunden. Viele Freiburger Verbindungen haben vielmehr den gesamten Krieg unter anderer Flagge überdauert.
Matthias Märkle, Stadtarchivar in Konstanz, untersuchte die Lebensläufe der jüdischen Studenten, die sich bis 1871 an der Universität Tübingen einschrieben. Die Erstellung der Namensliste war herausfordernd, da zu dieser Zeit in der Matrikel keine Religionsangaben stehen. 151 Personen mit jüdischem Familienhintergrund konnte er ermitteln – der Anteil an der Gesamtstudentenschaft lag leicht über dem jüdischen Bevölkerungsanteil Württembergs, aber Märkle wies darauf hin, daß manch andere Universität jüdische Studenten in deutlich stärkerem Maße anzuziehen vermochte.
Eine ganze Reihe der Studenten, die Märkle ermitteln konnte, stammte aus ärmeren Elternhäusern. In den 1830ern kann die Bildung eines Vereins israelitischer Studierender nachgewiesen werden. Bei der Beziehung zu christlichen Kommilitonen überwogten spannungsfreie, teils sogar freundschaftliche Kontakte. Für gelungene Integration spricht auch die Mitgliedschaft von Juden in Studentenverbindungen – bei der Burschenschaft Germania waren sie ab den 1830ern überproportional vertreten. Dennoch sind für das 19. Jahrhundert auch Ressentiments gegen Juden dokumentiert. Zu Beginn der 1870er Jahre kam es zu einem Pistolenduell wegen einer abfälligen Äußerung über einen jüdischen Kommilitonen.
Der gefeierte Schriftsteller Berthold Auerbach ist einer der wenigen jüdischen Studenten, die es im späteren Leben zu Prominenz brachten. Erfolgreich waren jüdische Absolventen aus Tübingen – ganz wie andernorts auch – überwiegend in den freien Berufen. Denn falls die jüdischen Studenten eine Laufbahn im Staatsdienst oder an einer Hochschule anstrebten, stießen Freiheit und Toleranz an eine Grenze. Märkle: „Der Taufdruck war enorm groß!“
Jürgen Herrlein Austriae, Borussia-Poloniae, Masoviae Königsberg zu Potsdam, Silesiae Breslau, Tiguriniae, Ratisboniae nahm die Anwesenden mit auf einen intensiven Ausflug in das historische Prag – mit mehrheitlich ernsten, aber auch humorvollen Aspekten. Vor allem aber machte sein Vortrag deutlich, daß in Prag die Verhältnisse völlig anders waren als in Deutschösterreich und im Deutschen Bund, der 1871 in das Wilhelminische Kaiserreich überging. In Prag standen die Angehörigen der deutschen Kultur – Juden wie Christen – gegen die Tschechen. In Prag war es ein Nationalitätenkonflikt, der religiöse Differenzen gar nicht erst wirksam werden ließ. Und so gehörten mehrere Mitglieder der Familie Přibram dem Corps Austria ebenso wie der jüdischen Kultusgemeinde an, einige von ihnen waren Rabbiner, andere leiteten Firmen. Herrlein erwähnte den berühmten Franz Kafka – der verdankte seine Anstellung als Versicherungsjurist einem Corpsstudenten, dem Prager Austrianer Otto Přibram. Dessen Sohn Felix Přibram, ebenfalls Austrianer, war mit ihm befreundet, denn die beiden waren zu Schulzeiten Klassenkameraden gewesen.
Deutsch zu sprechen und zu denken, das war in Prag entscheidend. Der teils gewalttätige, jedenfalls erbitterte Gegensatz zu den Böhmen, die tschechisch sprachen, war entscheidend. Bis etwa 1890 war genau deshalb die Religion in Prag keine entscheidende Frage. Unter den Korporierten war es schlichtweg egal, welche Religion einer bei der Immatrikulation angegeben hat. Damit war Prag ein besonderes Pflaster. Doch die Welt der Familie Přibram, in der auch ein Franz Kafka eine ganz normale Rolle spielte, war dem Untergang geweiht, der Nationalitätenkonflikt war zu stark, wie speziell die Jahre 1938 und 1945/46 zeigen sollten.
Reinhard Prölß sprach über die Nautische Kameradschaft Tritonia. Dies war zunächst nicht akademisch, sondern eine von Steuermannsschülern gegründete Verbindung. Heute jedoch ist für eine Mitgliedschaft ein Kapitänspatent vonnöten, das über eine der Fachhochschule gleichgestellte Ausbildung vergeben wird. Die Nautische Kameradschaft Tritonia ist aber ein Beispiel dafür, die die studentische Gesellung sich auch in die Fachschulen verbreitete, im übrigen ist sie Bremens älteste bestehende Verbindung. Wie die Tritonia funktionierte, wie sie feierte, wie ihr Zusammenhalt war, erfuhren die Tagungsteilnehmer von einem auch familiär engagierten Referenten, denn sein Großonkel, Eduard Prölß, gehörte zu einer ganz besonderen Spezies der Nautiker: er steuerte im Ersten Weltkrieg das Luftschiff LZ 100 gegen England, wobei er außerordentlich erfolgreich war. Bereits für den Pour le Merite vorgeschlagen stürzte er vor der holländischen Insel Terschelling ab. Doch ohne einen heiter-studentischen Ausklang wollte Prölß seine Zuhörer nicht lassen. Zum Abschluß sangen alle im Saal das „Tritonenlied“, das weitgehend identisch ist mit dem bekannten „Student sein“.
Benjamin Miller nahm zum Abschluß die Tagungsteilnehmer mit in die Zeit der 1848er-Revolution. Adolph Hirsch, der jüdischen Glaubens war, führte damals einen Studentenauszug an – eine Aktion, die durchaus als revolutionärer Akt verstanden werden konnte und wurde. Mit dabei waren auch der Heidelberger Vandale Friedrich v. Klinggräff, der wenige Tage zuvor den Kösener Senioren-Convents-Verband gegründet hatte, und Alexander Spengler, ein Heidelberger Schwabe. Dieser Spengler, damals noch angehender Jurist, der später in die Medizin wechselte, mußte wenig später in die Schweiz fliehen, wie seine Corpsbrüder stand er klar auf Seiten der Revolutionäre, während v. Klinggräff mit seinen Vandalen etwas loyaler zum Großherzogtum Baden und zu Preußen tendierte. Spengler war es dann, der später in der Ostschweiz als Landarzt wirkte und dabei die positive Wirkung der Höhenluft für die Heilung der Tuberkulose erkannte. Er gründete den Kurort Davos. Der Rest ist Geschichte.
Äußerst akribisch und mit neuen Quellen stellte Miller seine Ergebnisse dar. Die Rolle Spenglers für die Geschichte der Schweiz ist dabei ein Desiderat, zumal bis in die Zeit des Nationalsozialismus der Bezug der Deutschen zu Davos immer speziell war. Viele Zusammenhänge werden durch die Millerschen Forschungen besser erklärlich, und wohl noch viele Historiker werden sich auf seine Erkenntnisse stützen.
Bereits am Freitag hatte die Tagung im Gasthaus Löwenzorn mit einem Apéro Riche begonnen, der allen Erwartungen mehr als gerecht wurde. Recht feuchtfröhlich war die Runde, und das nicht zuletzt deswegen, weil der Biercomment der Turnerschaft Rhenania Bern – der SVSt-Präsident gehört ihr an – verkündet worden war. Der Autor dieses Berichts referierte über die Studentenhistorikertagungen von Heidelberg, die 2021 stattgefunden hatten, und gab einen Blick über den Forschungsstand.
Krönender Abschluß am Sonntag: Der Besuch im Jüdischen Museum der Schweiz war ein ganz besonderer studentengeschichtlicher Moment. Im Rahmen einer Führung durch Kuratorin Dinah Ehrenfreund waren originale Couleurartikel der beiden jüdischen Verbindungen Nehardea und Jordania Basel aus den Asservaten ausgestellt, Peter Johannes Weber hatte das eingefädelt. Anschließend ging es durch die Basler Altstadt zum historischen Stadtcasino, die Leitung hatte Roger Harmon, ein profunder Kenner der Lokalgeschichte mit Quellenkenntnis aller Artefakte ab der Römerzeit, vor allem der hebräischen Schriftzeugnisse. Harmon, dessen Akzent ihn als aus den USA stammend ausweist, führte die Studentenhistoriker sehr charmant, freundlich und bescheiden. So einfach auseinandergehen konnte man danach nicht. Bei einer mittäglichen Runde, zu dem Harmon leider nicht mitkommen konnte, weil ihn die nächste Gruppe erwartete, war der Wunsch nach einem baldigen Wiedersehen greifbar – und so trifft es sich gut, daß für den 28. bis 30. Oktober 2022 in Würzburg die Planungen des AKSt für die 82. deutsche Studentenhistorikertagung laufen. Im November könnten dann speziell die jüdischen Korporierten in Wien abermals zu Ehren gebracht werden. Man darf gespannt sein.
Sebastian Sigler
Das Programm der 28. schweizerischen Studentenhistorikertagung
FREITAG, 4. Februar 2022
Begrüßungsabend mit Apéro Riche
Dr. Sebastian Sigler, Corps Masovia Königsberg zu Potsdam: „Jüdische Korporierte als Thema mit Forschungsbedarf – die 80. deutschen Studentenhistorikertagung und die gemeinsamen Tagung des AKSt mit der HfJS Heidelberg“
SONNABEND, 5. Februar 2022
Dr. Bernhard Grün, CV Markomannia Würzburg, CV Ferdinandea Prag zu Heidelberg, CV Suebo-Danubia Ulm: „Der Comment: Sinn und Unsinn, Irr- und Auswege“
Peter Platzer v/o Phys, Manessia Zürich, Carolina Wien, Berna Bern: „Jüdische Verbindungen in der Schweiz“
Arik Shoihtman, Jerusalem / Wien: „Die jüdischen Verbindungen in Österreich-Ungarn“
Sebastian Kurtenacker, KV Rheno-Palatia Freiburg, B! Franconia Freiburg: „Die Freiburger Korporationen vom Ende des Ersten Weltkriegs Republik bis in den Zweiten Weltkrieg“
Matthias Märkle, Stadtarchivar in Konstanz: „Jüdische Studenten bis 1871 – das Beispiel Tübingen“
Dr. Jürgen Herrlein, Corps Austria, Borussia-Polonia, Masovia Königsberg zu Potsdam, Silesia Breslau, Tigurinia, Ratisbonia: „Die Familie Přibram – Prager jüdische Corpsstudenten und ihr Umfeld“
Benjamin D. Miller v/o Glimmer, Argovia Aarau: „Alexander Spengler, Adolph Hirsch und Friedrich von Klinggräff – drei Kommilitonen in der badischen Revolution 1848“
Dip.-Ing. Reinhard Prölß, Reg.Baumeister, Stadtbaurat a.D; Stuttgarter, Hamburger, Hallenser und Kölner Wingolf: „Mit dem Luftschiff LZ 100 gegen England – Korvettenkapitän d.R. Eduard Prölß im Ersten Weltkrieg oder: Die nautischen Kameradschaften“
Prof. Dr. Matthias Asche, A.V. Widukind Osnabrück, K.Ö.St.V. Nibelungia Wien, A.V. Cheruskia Tübingen: „Vom Umgang mit einer Minderheit – das Phänomen studierender Juden vor dem 19. Jahrhundert“ wird im Tagungsband erscheinen
SONNTAG, 6. Februar 2022
Roger Harmon und Dinah Ehrenfreund: Führung durch das Jüdische Museum der Schweiz mit Sonderausstellung jüdischer Studentika
Roger Harmon: Spaziergang durch das historische Basel zum Stadtcasino
„In Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig, wird es Jeder einsehen.“ Theodor Herzl, Tagebuch, Eintrag direkt nach dem Basler Kongreß von 1897
50 Jahre und knapp neun Monate nach dem ersten Zionistenkongreß wurde der Staat Israel gegründet. Herzls wichtigste Helfer waren jüdische Korporierte von der A.V. Veritas Brünn. Sie standen in direkter Tradition der A.V. Kadimah Wien. Die Kultusgemeinde in Basel blieb zwar skeptisch, diejenigen in Wien und München hatten jedoch gänzlich verhindert, daß ein derartiger Kongreß dort stattfinden konnte. So wurde in Basel Weltgeschichte geschrieben.
Beitragsbild: Basler Münster von der Wettsteinbrücke und Collage – Sigler, Inserts v.l.n.r.: SVSt-Präsident Stadler im Gasthaus Löwenzorn und Löwenzorn außen – Sigler; Couleur der Nehardea Basel – Jüdisches Museum der Schweiz / Grün; Tagungsbild – Sigler.
Ein Kommentar zu “Wichtige Wegmarke: 28. schweizerische Studentenhistorikertagung in Basel”