Wilhelm Aron, genannt Willy, musste sein mutiges politisches und juristisches Eintreten gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben bezahlen. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner sozialdemokratischen Überzeugung wurde Aron, der der durchaus mensurbeflissenen, paritätischen BC-Verbindung Wirceburgia Würzburg angehörte, im Konzentrationslager Dachau ermordet.
Axel Bernd Kunze hielt für den AKSt auf der Heidelberger Tagung „Jüdische Korporierte, jüdische Korporationen“ einen Vortrag über Willy Aron, den Sie hier ansehen können…
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Wirceburgia hatte unter den Würzburger Verbindungen einen durchaus exklusiven Status. Sie hatte ein schönes Haus, eine zahlreiche und teils großbürgerlich situierte Altherrenschaft forderte im Falle antisemistischer Beleidigungen Satisfaktion auf Säbel. Wer Wirceburger war, hatte einen Standpunkt, hatte Ansehen. Formell war die Verbindung paritätisch, nahm also das religiöse Toleranzgebot ernst, auch, als der Antisemitismus in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg an den deutschen Universitäten überhand nahm. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurden die paritätischen Verbindungen sofort schärfstens verfolgt, ihre Mitglieder schwebten ab sofort in Lebensgefahr. So ging es auch dem aus Bamberg stammenden angehenden Juristen Willy Aron. Am 1. April 1933 wurde er aus dem laufenden Referendardienstverhältnis entlassen, im Mai 1933 wurde er in das Konzentrationslager Dachau verschleppt und auf grausame Weise zu Tode geprügelt.
Im Oberlandesgericht Bamberg wurde anlässlich des 90. Todestags Willy Arons im Rahmen einer Gedenkveranstaltung dieses jüdischen Korporierten gedacht: „Die Erinnerung an Willy Aron, der sich als junger, beim Oberlandesgericht Bamberg beschäftigter Gerichtsreferendar gegen die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus stellte, ist dem gesamten Oberlandesgericht als seiner ehemaligen Dienstbehörde ein besonderes Anliegen“, so dessen Präsident, Lothar Schmitt, bei seiner Ansprache. Willy Aron habe sich trotz seines jugendlichen Alters frühzeitig gegen den Nationalsozialismus gestellt und wurde bereits im Mai 1933 von den Machthabern ermordet. Auch in der aktuellen Zeit seien Demokratie und Rechtsstaat weltweit nicht selbstverständlich und müssen gegen Anfeindungen verteidigt werden. Willy Aron sei aufgrund seines Engagements und seines beherzten Eintretens für Demokratie und Rechtsstaat zugleich Vorbild und Mahnender. „Dem Oberlandesgericht Bamberg ist es ein besonderes Bedürfnis, durch die Benennung des größten Schulungsraums den Rechtsreferendarinnen und Rechtsreferendaren die Person von Willy Aron und seine Lebensleistung nahe zu bringen sowie zur Bewahrung von Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit aufzufordern“, erläuterte Schmitt den Grund für die Benennung dieses Schulungsraums nach Willy Aron.
Die Vorsitzende der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg, Mechthildis Bocksch, gratulierte und dankte dem Oberlandesgericht für die Benennung des Schulungssaals nach Willy Aron. „Durch die Benennung des Willy-Aron-Saals wird ein neues Kapitel in der Erinnerungsgeschichte in Bamberg aufgeschlagen“, so Mechthildis Bocksch. In der heutigen Zeit sei ein aufrichtiges und in die Tiefe gehendes Erinnern zwingend notwendig. Der Nationalsozialismus wollte menschliche Bindungen zerstören. Der Lehrsaal sei als Ort des gemeinsamen Dialogs nach Willy Aron benannt worden zur Gestaltung eines Lebens in Demokratie und Rechtsstaat. Archivoberrat a. D. Dr. Reinhard Weber, der eine Festrede hielt, teilte mit, Willy Aron habe aufgrund seines politischen Engagements frühzeitig „ganz oben auf der schwarzen Liste der Nationalsozialisten“ gestanden.
Willy Aron war, soweit bekannt, das erste Opfer aus Bamberg, das der nationalsozialistische Terror forderte. Der kämpferisch veranlagte Rechtsreferendar und Sozialdemokrat trat mit vierzehn Jahren der Sozialistischen Arbeiterjugend bei, in der er sich auch als Student – vielfach als „Stehkragenproletarier“ verspottet – weiterhin engagierte. Später gehörte er in seiner Heimatstadt Bamberg auch der Leitung des republikanischen „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ an. In der Endzeit der Weimarer Republik übernahm der jüdische Jungsozialist – jetzt bereits Justizreferendar – die Verteidigung von Bamberger Genossen, die in Konflikt mit der NSDAP geraten waren. Er war durch die sozialistische und gleichermaßen durch die jüdische Jugendbewegung geprägt. Und er war begeisterter Waffenstudent in Burschenbundsverbindung Wirceburgia in seiner Studienstadt Würzburg.