Das Jahrbuch Einst und Jetzt wird seit 1956 vom Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung herausgegeben. Insgesamt erschienen bisher über 20.000 Druckseiten an wissenschaftlichen Inhalten; Einst und Jetzt ist im Bestand vieler Universitätsbibliotheken zu finden. Die Herausgeber arbeiten eng zusammen mit dem Institut für Hochschulkunde, kurz IfH, an der Universität Würzburg.
Der Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung, für den sich das Kürzel VfcG eingebürgert hat, wurde 1955 von Dr. jur. Erich Bauer und Dr. med. Robert Paschke gegründet. Sein Zweck ist es satzungsgemäß, „die Kulturgeschichte der deutschen Hohen Schulen und ihrer akademischen Bürger, insbesondere die Geschichte der deutschen Corps zu erforschen und die Ergebnisse zu veröffentlichen“. Außerdem soll der Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung die Bekanntheit der bedeutenden studentenhistorischen Sammlungen im Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg fördern und an der Studentengeschichte interessierte Kreise zusammenführen, wobei hier ausdrücklich nicht nur Corpsstudenten, sondern alle Korporierten und auch die Nichtkorporierten angesprochen sind. Seine Vereinszwecke erfüllt der VfcG durch die jährliche Herausgabe des Jahrbuches Einst und Jetzt.
Auf der Plattform Buecher.de steht dazu zu lesen: „Seit seiner Gründung gibt der Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung das Jahrbuch Einst und Jetzt heraus. Meistens sind es bunte Sträuße von Beiträgen, manchmal auch Themen aus besonderem Anlaß. […] Inzwischen stammen die meisten Artikel von ausgebildeten Historikern und Archivaren. Im Mittelpunkt steht die Geschichte von Corps, Senioren-Conventen, Korporationsverbänden und Hochschulen.“ Außerdem betreibt der Verein eine gut gestaltete Webseite mit ausgewählten und relevanten Inhalten, in denen der gesamteuropäische und durch die Jahrhunderte bis ins Spätmittelalter zurückreichende Gesamtkontext des Forschungsfeldes beleuchtet wird.
Warum aber bedarf es einer Stimme, die quasi die Innensicht des Korporationswesens kundtut? Wäre nicht eine neutrale Außensicht fruchtbarer? Auf dem Portal Buecher.de hat ein Nutzer genau das ausgedrückt, was auch das Ziel des VfcG ist: „Viele Artikel sind von der Innenansicht […] geprägt, die nichtkorporierten Fachleuten oft verschlossen bleibt. Sitten und Gebräuche, Lieder, Inaktivenvereinigungen und Lebensbilder, korporative Heraldik, Mensur und Duell, Silhouetten und Bilder, Stammbücher und Universitätsakten mögen vor allem Korporierte interessieren; aber die Verbindungen spiegeln auch Zeit-, Sozial- und Universitätsgeschichte. Das macht die Jahrbücher zu unerschöpflichen Quellen.“ Hinzu kommt, dass der VfcG keinerlei Vorbehalte bei der Vereinszugehörigkeit kennt. Die Mitgliedschaft ist nicht an die Zugehörigkeit zu einem Verband oder einer studentischen Korporation gebunden. Das gilt auch für die Autoren des Jahrbuchs Einst und Jetzt. So ergibt sich in diesem Kompendium ein weites Themenspektrum aus der gesamten Studentengeschichte einschließlich Belletristik, Kunst und Quellenforschung.
Bis 2022 erschienen unter dem Qualitätssiegel 67 Bände und 16 Sonderhefte und Sonderbände. Den Vorsitz des VfcG und damit die Oberaufsicht über die herausgeberlichen Tätigkeiten hat seit 2009 Prof. Rüdiger Döhler inne, die Schriftleitung von Einst und Jetzt liegt seit 1999 bei dem Studentenhistoriker Prof. Hans Peter Hümmer. Die Gestaltung des Jahrbuches erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Matthias Stickler. Das ohnehin seit den 1950er Jahren bestens beleumundete Jahrbuch hat in dieser Zeit nochmals deutlich an Bedeutung zugelegt und ist aktuell in zahlreichen wissenschaftlichen Bibliotheken zugänglich. Gerade auch in den neueren Beiträgen werden Studentenlieder, Brauchtum, Mensur und Duell, studentische Heraldik, Architektur und Denkmäler, Bildende Kunst und Literatur thematisiert. Dazu ziehen die Autoren eine Vielzahl von Quellen heran, von denen Archivbestände der Korporationen und Hochschulen besondere Beachtung verdienen; prosopographische Forschung, Biographien und andererseits die Kultur-, Sozial- und Zeitgeschichte rücken immer mehr in den Vordergrund.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich als fruchtbar erweist, die großen Themenkomplexe der letzten 250 Jahre – Aufklärung, Biedermeier, Nationalbewegung, Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich – im Kontext des studentischen Korporationslebens neu zu beobachten und zu bewerten. Besonders interessante Ergebnisse bringt auch die Beschäftigung mit der Universitäts- und Studentengeschichte der frühen Neuzeit und Moderne speziell in den Exklaven des deutschen Kulturkreises: Baltikum, Polen, Böhmen und Mähren, Ungarn, Spanien, Skandinavien und Vereinigte Staaten.
Ein Kommentar zu “Ein Leuchtfeuer der Studentengeschichte: das Jahrbuch Einst und Jetzt”