Legitimistische Verbindungen sind ein österreichisches Phänomen. Oberstes und ihre Existenz erst begründendes Prinzip war ihnen die Treue zur Habsburgermonarchie, und Peter Platzer würdigte sie im studentenhistorischen Jahrbuch Einst und Jetzt, das seit 1956 erscheint und als Leuchtturm der Studentengeschichte gelten darf. Platzers Beitrag zeigt, daß das Kaiserhaus für die Studenten in Wien wie im übrigen Österreich weit oberhalb der Tagespolitik stand. So ist eine legitimistische Haltung keinesfalls als widersprüchlich zu der Politikferne anzusehen, der sich die Corps seit jeher verpflichtet sehen. Wir starten mit dieser Zweitveröffentlichung eine Serie von Beiträgen aus Einst und Jetzt, um dem höchst renommierten Periodikum Einst und Jetzt auch online eine noch breitere Präsenz zu geben.
Legitimistische Verbindungen generell waren eine Erscheinung der Zwischen-Weltkriegszeit in der Republik Österreich. Sie entstanden mit dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie in Österreich-Ungarn. Über die katholisch-legitimistischen Verbindungen hat Gottfried Wirth publiziert, über die Corps Walter Rabe, auf dessen Abhandlung dieser Artikel aufbaut.[1] Der heute gebräuchliche Corpsbegriff ist dabei nicht durchaus deckungsgleich mit der damals in Österreich verwendeten Bezeichnung als Corps; dieser Terminus wird in Österreich vielmehr in einem weiteren Bedeutungshorizont genutzt.
Neben den katholischen, also konfessionell gebundenen legitimistischen Verbindungen und den legitimistischen Corps gab es im Umfeld der jungen österreichischen Republik diverse andere Verbindungen und studentische Gruppierungen, über die wenig bis nichts bekannt ist.[2] Akten und Unterlagen, die jetzt zugänglich wurden, zeigen ein etwas anderes Bild, als es Walter Rabe gezeichnet hat.[3] Nicht immer ist eine Bewertung einfach, da Akten dieser Corps mit Ausnahme von Palaio-Austria/Athesia nur mehr teilweise vorhanden sind.[4] Rabe erwähnt für Wien sieben Corps. Das entspricht auch heutigem Kenntnisstand; die Mitgliederlisten aller legitimistischen in Wien sind nach dem Abschnitt zum Corps Ottonen, das am meisten Mitglieder unter den sieben gewinnen konnte, annotiert.
Wasgonia
Wasgonia wurde am 20. Juni 1920 als Deutsch-christlich-akademische Verbindung gegründet.[5] Sie war kaisertreu, auch wenn in den Statuten von 1920 nur ein kurzer Verweis auf die österreichische Heimat erfolgte. Mit der Verleihung des Bandes und der Kappe der Verbindung an den im Exil lebenden österreichischen Kaiser Karl I. am 22. Dezember 1921 wurde die Haltung aber klar angezeigt.[6] Wasgonia ist der „Ursprung“ der nächsten vier Gründungen, jedenfalls wurde das über viele Jahre so gesehen, denn Abgrenzungen zwischen Katholiken, die das Mensurwesen strikt ablehnten, und den mensurbeflissenen Verbindungen standen bei den Kaisertreuen zunächst nicht im Vordergrund.[7]
Wasgonia vereinte Angehörige verschiedener Religionen, Leute, die fechten wollten und solche, die das ablehnten. Gefochten wurde gerne gegen die Skalden, eine Vereinigung deutscher Kunstakademiker.[8] Dies brachte natürlich Spannungen, die zu Abspaltungen führten. Katholisch eingestellte Mitglieder traten aus und gründeten am 11. Oktober 1922 mit Absolventen der Realschule im Wiener Bezirk Ottakring die vaterländisch-katholisch-deutsche akademische Verbindung Maximiliana.[9] Wer von Wasgonia zur Maximiliana ging, lässt sich schwer sagen.[10]
Auch diejenigen, die verpflichtend fechten wollten, hatten mit dem zögerlichen Vorwärtsschreiten Probleme. Sie spalteten sich 1922 ab, um die Deutsch-akademisch-konservative Verbindung Wikinger zu gründen, die vom Amt am 3. Mai 1922 nicht untersagt wurde. Es war keine Gründung der Wasgonia, um Partien zu erhalten, sondern eine Abspaltung. Wasgonia focht gegen die Wikinger ihre sechste Mensur am 7. Dezember 1923. Vorher focht man sogar gegen die deutsch-technisch-akademische Verbindung Akropolis. Konservativ wurde Wasgonia erst gegen Ende 1923.
Auch die Gründung der Ottonen am 26. August 1922 war eine Abspaltung. Hier ging es um die politische Ausrichtung. Alle Gründer der Ottonen waren strikt legitimistisch, was man von den Wasgonen keineswegs sagen kann.[11] Sowohl Wikinger wie Ottonen machten die etwas liberalere Einstellung der Wasgonia immer zum Vorwurf. 1924 wollten die Wikinger Wasgonia sogar wegen ihrer unbefriedigenden politischen Ansichten zur Suspendierung zwingen. Wasgonia wollte vom strammen legitimistischen Prinzip weg in ein liberaleres Fahrwasser, da man ansonsten damit rechnete, keine Mitglieder zu erhalten. Die Ottonen empfanden aber selbst die Wikinger als etwas „national“.
Die Stimmung war nicht gut, die erste Partie, eine Verabredungsmensur, und die zweite, eine Contrahage, wurden gegen die Ottonen schwarz ausgetragen, im Gegensatz zu den Partien mit Akropolis. 1924 trat man aus dem Wiener S.C, wo man nur renoncierendes Corps war, aus. Und wieder wurde mit den Ottonen nur schwarz gefochten. 1925 wurde der Streit zwischen Wasgonia und Ottonen größer, da die jeweiligen führenden Personen – Wasgonia: Womaczka Vater und Sohn, Ottonen: Erwin Drahowzal und Erich Tjuka – aneinandergeraten waren. Mit den Wikingern focht man ab 1926 nur mehr schwarz. Der Kontakt zu den Grazer Danuben brach kurz nach der Gründung der Ottonen ab.[12]
Abspaltungen machten Wasgonia schwer zu schaffen.[13] Den Ottonen wurde diese Abspaltung später vorgeworfen.[14] Ab dann waren die Wasgonen zahlenmäßig jedenfalls sehr schwach. Im SS 1924 führte man vier CB, fünf i.a.CB, vier Renoncen, drei CK, zwei Hospitanten, sieben EAH und zwei EM.[15] Ihre Altherrenschaft bestand zum einen Teil aus Vätern oder Verwandten von Aktiven – genannt werden Hofrat Dr. F. Pfliger, Ing. Arch. A. Womaczka, Prof. Dr. Lechner, Obst. A. Mandl, Dr. Kurt Zauder, Alois Dichtl Edler von Jörgenrauth, Generalsmajor a. D.[16] Dazu kamen Persönlichkeiten des Legitimismus: Ernst Graf Meraviglia-Crivelli, Ernst Baron von der Wense, H. Graf Folliat-Crenneville, Dr. Justus Freiherr v. Zettl; ihnen war das Band verliehen worden. Der Zuwachs war gering, was sich noch schwerer auswirkte, da gestandene Mitglieder austraten: Erich Hüffel, Wilhelm Felsinger, Kurt von Keller, Josef Filips, Josef August Kubalek, Friedrich Thomek. Namentlich die Austritte, die teilweise mit Eintritten bei den Ottonen verknüpft waren, dürfte die Stimmung nicht verbessert haben. Kurt von Keller focht später sogar zwei Säbelpartien schwarz unter Waffenschutz der Ottonen gegen Wasgonia. Der Mitgliedermangel zeigte sich im WS 1926/27 deutlich. Man führte fünf – teilweise überalterte – CB, drei Renoncen, drei i.a.CB, drei IdC und 14 Alte Herren.[17]
Man stand schon früh alleine da, hätte man nicht die Akropolis, das spätere Corps Palaio-Austria bzw. Athesia gehabt. Auch diese hatte aber Personalprobleme und konnte nicht immer Partien stellen. In der Zwischenzeit, am 2. April 1925, wandelte man sich zum Corps um, was auch nicht viel brachte.[18] Wasgonia suchte das wettzumachen, indem sie 1927 dem Wiener Waffenring beitrat.[19] Auch das vermochte nichts zu ändern. Wasgonia musste am 4. November 1930 suspendieren. Die Alte Herren trafen sich noch bis in die sechziger Jahre, dann wurde Wasgonia definitiv aufgelöst.[20]
Wikinger
Die Wikinger wurden als deutsch-akademische konservative Verbindung am 1. April 1922 gegründet vor allem von Wasgonen, die vorher die Militäroberrealschule Traiskirchen besucht hatten. Wieviele Wasgonen bei dieser Abspaltung mitmachten, ist nicht bekannt, mit Sicherheit dabei waren Dr. Robert Tengler, Rudolf Schaudy for., Ferry (Ferdinand) Redl merc., Walter Setz agr., Otto Friedl for., Christian Ritter von Mayr-Harting for.[21] Wann die Wikinger die ersten Mensuren stellten, ist unbekannt; die erste mit einer legitimistischen Verbindung – und zwar mit den Ottonen – fand am 7. Mai 1923 statt.
Die Wikinger hatten anfänglich mit den Ottonen und später mit den Wasgonen und Ottonen über den Wiener S.C. ein Paukverhältnis. Nach dem Rückzug von Wasgonia aus dem W.S.C. wurden die Kontakte zu Wasgonia offiziell abgebrochen, privat bestanden sie immer noch. Partien mit Wasgonia wurden nur schwarz gefochten.
In Frühling 1925 ergaben sich Verwicklungen, die wenig erfreulich waren. Die Ursache lag bei Wasgonia, die mit dem Corps Palaio-Austria eine PPS hatte. Aufgrund des Aktivenbestandes fragte man privat Wikinger an, mitzumachen. Offiziell schrieb man um „gute Klingen“ an. Dies kam vor den S.C., der zustimmte. Indessen – kurz vor Austragung wandelte sich Wasgonia in ein Corps mit geänderten Farben um, worauf die Ottonen den Beschluss zur Genhmigung sistierten. Daraufhin sprangen einige Wikinger bei Wasgonia ein, was der W.S.C.-Constitution widersprach. Palaio-Austria erfuhr von dem Handel, strich die PPS und forderte den Präsidenten Wasgoniae Womaczka. Hierbei traten die bei Wasgonia eingesprungenen Wikinger Gustav Havekorst als Sekundant, Harro Eckl-Dorna als Testant auf. Bei der nachfolgenden Sekundantenpartie war der eingesprungene Wikinger Christian Mayr-Harting Sekundant.[22] Zwar schien aus Sicht der Ottonen nach einer gewissen „Diskussion“ die Sache erledigt, aber für die Wikinger dürfte das nicht so gewesen sein. Man trat kurz darauf aus dem W.S.C. aus.
Nach dem Austritt aus dem W.S.C. im Herbst 1925 blieben die Kontakte der Wikinger zu den Ottonen erhalten. Man versuchte in mehreren Sitzungen, eine gemeinsame Ebene zu finden. Dies gelang nicht, wobei die Differenzen wohl im persönlichen wie auch im politischen Bereich lagen. Aber ein Paukverhältnis blieb bestehen. 1927 suchte man nochmals ein neues Verhältnis mit den Ottonen, allerdings ohne Erfolg. Darüberhinaus hatten die Wikinger Beziehungen zum Corps Askania.[23] Die Wikinger versuchten daher, Kontakte zum Deutschen Senioren Convent aufzubauen, wo Askania Mitglied war. [24] Man fand auch hier keine Basis. Die politischen Differenzen dürften indes auch intern nicht spurenlos geblieben sein. Zwei Mitglieder, Ludwig Krausz-Wienner und Julius Ussy-Kretschmer, traten zu den Ottonen über.[25]
Nachdem sich Wasgonia zum Corps erklärt hatte, folgten die Wikinger am 12. März 1926. Die Wikinger bemühten sich bald darauf, sich einem Verband anzuschließen. Da der Kösener SCV und der DSC die legitimistischen Corps nicht wollten und da es mit den Ottonen nicht klappte, schlossen sich die Wikinger 1927 dem Wiener Waffenring an. Das dürfte die Ottonen nicht erfreut haben, was sich daran zeigt, dass sie eine sechsgliedrige PPS stürzten. Der Beitritt zum Wiener Waffenring brachte den Wikingern im übrigen wenig. Spätestens ab 1932 versahen die Chargen schon im Berufsleben stehende Mitglieder. 1933 mussten sie suspendieren.
Ottonen
Die Ottonen wurden am 26. August 1922 als deutsch-akademische Verbindung gegründet.[26] Es dürfte eine Gruppe von Wasgonen rund um Erwin Drahowzal gewesen sein. Karl Burian war kaum Gründer, er wurde im WS 1923/24 bei den Ottonen noch als Renonce geführt.[27] Mit Sicherheit dabei waren Oskar von Kozurik[28], Franz Schidler, Erich Tjuka, Leopold Potnik, Alfred Gergasevics, Georg Fritsch v. Adelina, Eugen Redl,[29] Robert Zipser, AH Ing. Richard Steinbach Agrumariae Jena und Louis von Baravalle.[30] Im Sommersemester 1923 hatte man neben sieben CB, zwei i.a.B., sieben Füchsen und drei Alten Herren – Arthur Karg Freiherr von Bebenburg, Josef von Traun und Richard Steinbach – einen Inhaber einer Corpsschleife, Louis Baravalle, Edler von Brackenburg und einen CK, Erich Mörz. Zum Gründungskommers vom 18. Oktober 1922 wurden Wasgonia, Wikinger und Danubia Graz eingeladen.
Im Laufe der Zeit baute man die Altherrenschaft aus. Hinzu kamen Dr. Wenzel Fischer Alemanniae Prag, der am Anfang bei Ottonen- und Wikingermensuren als Unparteiischer fungiert hatte, Wladimir von Bernath, Dr. Richard Kühnelt von Leddhin, Leopold Freiherr von Popper-Podhragy, Dr. Ernst Burger von Burgheim, René Freiherr von Kober, Graf Polzer-Hoditz. Auch der Fuchsenstall wuchs stetig.[31] Es gelang auch von CV-Verbindungen Leute abzuwerben.[32] Die Ottonen fochten schon, bevor sie am 18. Dezember 1923 offiziell konservativ wurden. Man pflegte von Anfang an gute Beziehungen zur Danubia Graz, mit der man seit 1924 ein „Freundschafts-, Gruss- und freies Paukverhältnis“ hatte.
Am 20. November 1926 erklärte man sich zum Corps, was wohl ebenfalls förderlich war: 1927/28 konnte man fünf Renoncen aufnehmen, 1929/30 sechs Renoncen und drei Hospitanten. Andererseits traten immer wieder Corpsburschen und Alte Herren aufgrund von Kleinigkeiten aus. Am 9. Januar 1930 wies man sechs teilweise überalterte CB, vier Inaktive, fünf Renoncen, zwei CK, drei Hospitanten und 16 AH auf. Aus dem Corpsverband waren zu dem Zeitpunkt aber 22 Personen entlassen, darunter auch Erich Tjuka. Um dem dadurch entstandenen Mitgliedermangel zu begegnen, wurde 1927 der Arierparagraph aufgehoben, den man mit der Konservativerklärung eingeführt hatte, 1929 fiel auch die Pflicht zur Bestimmungsmensur.[33] Die Mensurprotokolle von Erwin Drahozwal, die gerade in diesem Zusammenhang sicher sehr interessant wären, sind leider nicht lückenlos aufzufinden.
1932 wurde das bis dahin gute Verhältnis zu Danubia Graz getrübt. Ein ehemaliger Ottone sorgte für ein einseitiges Protokoll[34] gegen einen Ottonen. Der wurde zwar temporär dimittiert, dann aber wieder aktiv. Das erzürnte Danubia sehr. Die Ottonen suchten, vielleicht auch deswegen, 1933 den Kontakt zu den liberalen Corps des Wiener S.C. Zu den Gedächtnisfeiern zu den Geburtstagen von Kaiser Franz und Kaiser Karl am 17. August 1933 lud man die Corps Raetia, Marchia und Frankonia ein.[35] Man suchte anschließend um Aufnahme in den Wiener S.C. an. Da von den geforderten drei PPS-Partien nur zwei ausgetragen wurden, kam der Beitritt nie zu Stande.
Man suspendierte am 9. Mai 1938 aus politischen Gründen und ging in den Untergrund. Die Aktivitas bestand aber damals nur aus schon im Berufsleben stehenden Leuten. Ein Teil der Ottonen bildeten die Widerstands-Gruppe Burian.[36] Die Gruppe flog auf. Der Führer der Gruppe Karl Burian wurde zum Tode verurteilt, die anderen Mitglieder, denen man habhaft wurde, wurden zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt.[37]
Karolinger
Die Gründung der Karolinger wurde am 2. September 1922 als „Deutsch-katholisch-vaterländisch-akademische Verbindung“ nicht untersagt.[38] Die Statuten entsprachen mehr oder weniger denjenigen der Wasgonia beziehungsweise denen der Ottonen. Der kleine, aber doch bedeutende Unterschied bestand darin, dass Karolinger die „Wahrung und Förderung der katholisch-vaterländischen Idee“ wollten, während die Wasgonia sich „die Förderung und Wahrung der deutsch-christlichen Idee“ als Ziel setzte.[39] Die Statuten wurden vom Ottonen – oder zu diesem Zeitpunkt noch Wasgonen[40] – Franz Schidler eingereicht. Ob man damit die katholischen Mitglieder weiterhin an sich binden wollte? Erich Drahowzal schrieb am 5. Mai 1923 von „nichtschlagender Verbindung von uns – Hochadel“.
Die Karolinger mussten schon am 24. April 1923 suspendieren. Drahowzal gedachte nun die Karolinger mit Ottonen zu reaktivieren mit Austausch des Begriffes katholisch in konservativ, um eine dritte Verbindung „im Verbande mit den Wikingern“ zu haben.[41] Dies wurde aber nicht gemacht. 1926 dachte er nochmals über eine Reaktivierung nach.
Karolinger scheint um 1929 durch eine gleichnamige, 1926 gegründete Pennalie in alter Form reaktiviert[42] worden zu sein. 1932 trat eine Gruppe von Mitgliedern aus, um das Corps Karolinger[43] zu bilden. In der nachfolgenden Zeit scheint neben den Ottonen Kausz-Wienner, Drahowzal, Burian, Redl, Schidler, die erst jetzt das Band erhielten, nur eine einziger namentlich auf, August Preidt. Die Karolinger besassen einen Corpsphilisterverband.[44] Wer dort außer den Ottonen dabei war, ist unbekannt.
Karolinger taucht ab 1933 nicht mehr auf. Dies dürfte auf eine interne Streitigkeit zurückzuführen sein. Zwischen Drahowzal und Krausz-Wienner gab es zwei Ehrenangelegenheiten. Die Vertretersitzungen erklärten das als bereinigt. Krausz-Wienner war damit nicht zufrieden. Er trat bei den Ottonen aus und versuchte über Danubia „sein Recht“ zu bekommen. Da sich diese aber nicht einspannen liess, begann er auch die Vertreter von Drahowzal, die alle Ottonen und Karolinger waren, „anzuschwärzen“. Er verlangte vor allem, dass diese inklusive Drahowzal das Karolingerband – Drahowzal auch sein Danubenband – zurücklegen müssten. Karolinger bestand dann aus zwei Lagern, den Ottonen einerseits und Krausz-Wienner mit dem Senior Preidt andererseits. Damit fiel die Verbindung auseinander. 1935 gab es noch fünf Alte Herren.
Palaio-Austria/Athesia
Palaio-Austria führte sich gemäss „Das akademische Deutschland“ und dem Vorspann in den Statuten auf eine am 4. Dezember 1908 gegründete deutsch-technische Fechtverbindung Akropolis zurück, die schon 1911 suspendieren musste. Die Gründer der Akropolis entstammten wahrscheinlich der Athenaia, einer Verbindung von Kunstakademikern.
Akropolis wurde am 31. Mai 1923 von drei ehemaligen Gründern als Deutsch-Technisch-Akademische Verbindung reaktiviert[45]. Eventuell waren an dieser Reaktivierung auch ausgetretene Skalden[46] beteiligt. Ende 1922 traten aufgrund eines Anstandes mit Wasgonia bezüglich des Fechtens vier Aktive und zwei AH aus. Diese könnten Akropolis bei der Eröffnung unterstützt haben. Der einzig bekannte Skalde ist ein AH Proksch, der schon bei Akropolis aktiv war und nachher wieder dort AH war. Für diese Unterstützung spricht auch, dass Akropolis sofort ein Paukverhältnis mit Wasgonia einging.
Akropolis trat am 27. März 1924 offiziell als Corps Palaio-Austria auf.[47] Die Anmeldung bei der Vereinsbehörde erfolgte durch fünf Proponenten. Die beiden Architekten Gassauer und Moditsch und der akademische Maler Maader stammten alle aus der ersten Periode der Akropolis. Dazu kamen die beiden Studenten Fischer und Halber. Die konstituierende Versammlung fand am 13. April 1924 statt. Man wies neun Alte Herren und neun Aktive aus, alle von der Akropolis stammend.[48] Am 14. Oktober 1926 wurde eine Namensänderung in Athesia beschlossen und die Mützenfarbe geändert.[49] Hierbei verbunden war auch die Idee, Tiroler Hochschüler zu erhalten, um „das Corps mit der Zeit auf eine landsmannschaftliche Basis zu stellen“.[50] Angesichts von nur zwei Aktiven wäre dies eine dringende Notwendigkeit gewesen.
Akropolis hatte von Anfang an Beziehungen zu den Wasgonen, insbesondere ein Paukverhältnis. Es bestanden wahrscheinlich auch zu den Wikingern Kontakte, den 1923 tritt der AH Dir. I. Carl Proksch zu den Wikingern über. Ebenso hatte das Corps Palaio-Austria/Athesia zur Wasgonia Kontakte, später auch zu den Ottonen und den Woelsungen. 1932 wollte man Kontakte zur Danubia aufbauen.[51] Das dürfte aber nicht zustande gekommen sein. 1932 steckte Athesia die Woelsungen. Da diese zwei Altherren hatten, die Danuben waren – Dr. von Grebenz, Baron Garainow-Trauttenberg – war Danubia erzürnt und stürzte Athesia eine dreigliedrige PPS auf Säbel glacé.
Das Corps dürfte kaum legitimistisch eingestellt gewesen sein. Man gehörte nicht dem W.S.C an und auch nicht dem Eisernen Ring, dem alle legitimistischen Verbindungen sich anschlossen. Ob die Mitgliedschaft von Dr. Oswald von Straub, einem der Führer des Vereins Alt-Österreich, bereits ein Zeichen für eine legitimistische Einstellung war, wie Walter Rabe meinte, muss mit einem Fragezeichen versehen werden.[52] Die Statuten von Palaio-Austria wie auch von Athesia hielten zwar fest, dass man auf einem „Standpunkt vaterländischer Gesinnung“ stehe, man war aber sonst ausdrücklich unpolitisch. An den Kaiserfeiern und anderen legitimistischen Veranstaltungen nahm man auch nicht teil.[53]
Palaio-Austria/Athesia hatte nie viele Mitglieder. Im WS 1926/27 gab es 17 Alte Herren und zwei Aktive. Im WS 1930/31 waren es fünf Aktive, sechs Inaktive und 17 Alte Herren. Athesia hatte ab 1932 fast nur noch im Berufsleben stehende Chargen, die schon jahrelang aktiv waren. 1934 war auch unklar, wer die Chargen innehatte. Es stellten sich dann die Berufstätigen Pertmayer und Kreissl zur Verfügung. Ab 1934 wurden praktisch keine Veranstaltungen mehr durchgeführt. Der Verbindungsbetrieb schlief ein.
Woelsungen
Das Corps Woelsungen tritt unter „Wiener Corps Woelsungen“ am 10. Oktober 1929 in Erscheinung.[54] Auf der Einladung zum feierlichen Stiftungsconvent am 23. November 1929 scheint aber bereits der Name „Akademisches Corps Woelsungen“ auf. 1933, anlässlich der offenbar dann erst erfolgten offiziellen Meldung der Umbenennung, vermeldete Karl Fohler, dass das Corps auf die Burschenschaft KDB Wiking zurückgehe. Das ist indes zweifelhaft, denn im März 1933 feierte das Corps bereits sein ihr 15. Stiftungsfest.[55] Man führte sich also auf eine Vorverbindung von 1918 zurück. Die KDB Wiking hatte die ersten Spuren aber erst 1924 hinterlassen.[56] Bereits 1930 sistierte das Corps bis auf weiteres, aber nicht für lange. Im Januar 1931 scheint es wieder auf. In dieser Zeit musste Woelsungen auch die Frage klären, welches Band man tragen wollte, diese Frage war vornehmlich mit den Ottonen zu klären.[57]
Viele Mitglieder hatte das Corps Woelsungen nie, auch wenn man immer wieder an Persönlichkeiten des legitimistischen Umfeldes das Wolesunger Band verlieh, so an Baron Garainow-Trauttenberg, der zeitweise auch Danube und im WS 1933/34 und WS 1937 AH-x war, oder an Univ.-Prof. Eduard Ritter von Liszt sowie an Leopold Popper, der auch Ottone war. Doch das half nicht gegen den unseligen Zeitgeist, der legitimistische Geist scheint verblasst zu sein. 1935 jedenfalls meldete der AH-x, es war der Universitätsprofessor Dr. von Liszt, der Vereinsbehörde, dass die Aktivitas wegen des Verdachts nationalsozialistischer Umtriebe ausgeschlossen worden sei und dass das Corps derzeit nur aus Alten Herren bestehe. Nimmt man das Budenbuch[58] zur Hand, sieht man, dass es sich nicht um viele Personen gehandelt haben kann, die ausgeschlossen wurden. Das Corps besetzte aber weiterhin die Chargen, auch wenn dies in erster Linie schon im Berufsleben stehende Mitglieder waren. 1938 scheinen als Chargen neue Leute auf. Indessen feierte man am 20. April 1938[59] eine Abschiedskneipe. Man löste sich auf.[60]
Wiener Senioren Convent (W.S.C.)
Die Ottonen versuchten schon kurz nach der Gründung einen Anschluss an einen grösseren Verband. Ein Dreivierteljahr versuchte man es beim KSC, bzw. über das Corps Saxonia. Wie das genau geschehen sollte, ist aufgrund der politischen Ausrichtung der Ottonen nicht ganz klar. Im Gespräch war eine Reaktivierung der roten Teutonia oder des Innsbrucker Corps Athesia, das den Sitz verlegt hätte. Das Thema starb, als die anderen Corps davon erfuhren und das Corps Saxonia mit Hatzen eindeckten.[61]
Die Ottonen waren mit den Wikingern „in einem Verband“, wollten aber mehr. Da scheinen die Ottonen die Idee eines eigenen Corpsverbandes gehabt zu haben. Jedenfalls gründeten sie am 18. Oktober 1923 den Wiener Senioren Convent, den W.S.C., dem die Wikinger vom Anfang an angehört haben dürften, anders als die Wasgonen, die erst im SS 1924 dazustießen und renoncieren mussten. Schon im WS 1924/25 traten die Wasgonen unter Vorwürfen an die Ottonen als renoncierendes Corps zurück.
Mit den Wikingern trat im Jahre 1925 eine Verstimmung ein. Diese verließen den Verband. Obwohl es diverse Verhandlungen gab, um wieder eine gemeinsame Basis zu finden, blieb es beim Austritt. Die Ottonen versuchten nun, die Danuben zu einem nationalen W.S.C zu überreden.[62] Auch das klappte nicht. 1926 spielte Drahowzal wiederum mit dem Gedanken, die Karolinger als konservative Verbindung zu reaktivieren, um eine zweite Verbindung im W.S.C zu haben.
1929 wurde mit der Gründung der Woelsungen der W.S.C wieder erweitert. 1932 kam mit der Gründung des Corps Karolinger ein dritter Bund hinzu. Die Freude währte nicht lange. Das Corps Athesia, das nie dem WSC angehörte, hatte mit dem Corps Woelsungen 1932 einen Anstand, wobei sich die Woelsungen nicht korrekt verhielten; die Athesen taten dies übrigens auch nicht. Die Athesen erklärten gleichwohl den Waffenverruf über die Woelsungen. Daraufhin dimittierte der W.S.C das Corps Woelsungen.[63] Auf Ende des Jahres zerbrach das Corps Karolinger aufgrund des Streites zweier Exponenten. Der W.S.C bestand wieder nur aus einem Corps. Die Ottonen lösten den W.S.C 1933 auf und versuchten einen Anschluss an den Senioren-Convent der liberalen Corps.
Ostarrichi
Zu der Rekonstitution des Wiener S.C. der liberalen Corps im Jahre 1948 erschienen die Ottonen Erwin Drahowzal und Julius Kretschmer als Vertreter eines Corps Ostarrichi, des Rechtsnachfolgers des Corps Ottonen,[64] wobei die Mitglieder nicht nur von den Ottonen kamen, sondern auch von den Danuben und Wikingern. Wahrscheinlich dürfte diese Gruppe größtenteils identisch sein, mit jener die am 18. November 1948 „die erste Zusammenkunft seit der Auflösung am 12. März 1938 als Trauerfeier für Justifizierte, im KZ umgekommene und verstorbene Corpsangehörige“ durchführte.[65] Offiziell wurde das Corps Ostarrichi erst im Februar 1952 angemeldet. Man suchte um Aufnahme in den liberalen Wiener S.C. an, wurde aber abgewiesen, da vor dem Kriege die Aufnahme formell nie zustandegekommen war.
Wahrscheinlich versuchten die Wiener S.C.-Corps den Abgewiesenen etwas zu bieten. In den WSC wurde der Corpsphilisterverband der Amelungia aufgenommen, der nur drei Mitglieder hatte.[66] Am 8. Februar 1949 wurde der Verband von den Proponenten Dr. L. Bestermann und Julius Kretschmer angemeldet. Die Vereinsbildung wurde untersagt, „da die Corps vor dem 1938 als Verfechter des grossdeutschen Gedankens Träger des nationalsozialistischen Gedankenguts und damit Wegbereiter der NS-Gewaltherrschaft waren, ist deren Wiederbestehen geeignet die staatlichen Institutionen Österreichs zu gefährden“[67] (sic!). Auch wenn ein Jahr später die Anmeldung gelang, eine Reaktivierung kam erst 1959 zustande, wenn auch schon vorher Veranstaltungen als AHV stattfanden.[68] Damit dürfte die Idee des Anschlusses sich für die meisten Leute von „Ostarrichi“ zerschlagen haben. In der Mitgliederliste der Amelungia von 1958 findet sich nur Erwin Drahowzal.
Am 4. Oktober 1960 wurde das Corps Ostarrichi aufgelöst, mit größter Wahrscheinlichkeit ohne je eine Aktivitas besessen zu haben.[69] Ludwig Krausz-Wienner gründete 1978 die „Ehemalige Widerstandsgruppe des Corps Ottonen“. 1985 nennt sich die Vereinigung „Alt-Herren-Verband des Corps Ottonen“, am 9. November 1992 wird auch sie schließlich aufgelöst. Damit haben alle kaisertreuen, schlagenden Verbindungen definitiv aufgehört zu existieren.
Fazit
Walter Rabe begründet den Untergang der legitimistischen Corps neben Wirtschaftssorgen und politischen Unruhen mit den zu geringen Altherrenbeständen, mit der selbstgewählten Inselstellung dieser Corps zwischen den beiden großen Blöcken, dem deutschvölkischen Waffenring einerseits und den katholischen Verbindungen andererseits, und der politischen Ausrichtung dieser Corps, die von der Mehrheit der studentischen Jugend nicht mehr geteilt wurde.[l70] Letzteres stimmt nur bedingt. Gerade der Zuwachs an Korporationen im Eisernen Ring einerseits und andererseits CV-Verbindungen, die sich plötzlich zum Hause Habsburg bekannten wie die Nibelungia, zeigen, dass es genügend Potential gegeben hätte. Die Katholisch-Österreichischen Landsmannschaften standen wegen ihrer Einstellung ebenfalls zwischen den Machtblöcken. Sie konnten das überstehen und existieren heute noch.
Die kaisertreuen Corps erkannten schon frühzeitig, vor allem die Ottonen, dass der Anschluss an einen grösseren Verband notwendig sei. Als dies nicht klappte, bzw. nur um den Preis sich selber aufzugeben, wählte man den Eigenweg, den man sich aber wenig später selbst zerstörte. Auch die geringen Altherrenbestände hatte man zum großen Teil selber zu verantworten, da nur wenige Aktive den Weg bis zur Philistrierung schafften. Streit, Hader und überspitzte Ehrbegriffe dezimierten laufend die Aktivitas. Die Persönlichkeiten des Legitimismus, denen man das Band verlieh, waren als AH für Repräsentation und Festreden gewiss bestens geeignet – ob sie darüber hinaus auch den nötigen Halt gaben, muss bezweifelt werden.
Peter Platzer
[1] Robert Plaschko / Gottfried Wirth, in Beiträge zur Geschichte des Bundes der katholisch-österreichischen Landsmannschaften und seiner Korporationen, in Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 4, Wien 1978. – Walter Rabe, Die kaisertreuen Corps der Ersten Republik, in Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 3, Wien 1976, auch: Einst und Jetzt, Bd. 23, 1978. Zu den Ottonen: Dr. Christian Prosl von Chodelbach, Tödliche Romantik, Das legitimistische Corps „Ottonen“, in: Tradition und Zukunft, Bd. 12, Wien 2008; ders., Karl Burian und das Corps Ottonen, in: Sebastian Sigler (Hg.), Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler, Berlin 2015², S. 375 – 391.
[2] Genannt seien hier Altherrenverband Raetho-Teutonia, Deutsch-Vaterländische Verbindung Gaudeamus, Deutsche Burschenschaft Liechtenstein, Deutsche Fechtverbindung Arminia, Vaterländische Wehrschaft Ostmark, Deutsche Wehrschaft Rodensteiner.
[3] Gedankt sei Herrn Dr. Christian Prosl, Wien, für die Zurverfügungstellung interner Korrespondent des Corps Ottonen; Herrn DI Dieter Scheiner Danubiae Graz für die Korrespondenz der Ottonen an die Danubia Graz; Herrn Dr. Hellmuth Chlebowsky für eine Kopie des Wasgonen-Mensurbuches; Herrn Prof. Friedrich Chlebecek für Unterlagen aus dem Nachlass von Erich Tjuka. Prof. Harald Seewann, Prof. Raimund Lang und Peter Johannes Weber danke ich für die Hilfe beim Entziffern von Unterschriften.
[4] Im Dunstkreis des Corps Arminia Turicensis zu Wien und von Otto Braun gibt es einige Publikationen. Da diese die nötige Transparenz vermissen lassen – auf Anfragen gab es keine Antwort –, ist es schwierig zu beurteilen, was ist Realität und was ist Wunschdenken. Die Akten des Vereinsbüros der Bundespolizeidirektion Wien sind im Österreichischen Staatsarchiv nurmehr teilweise vorhanden. Akten des Landesarchivs Wien hat Walter Rabe nicht beigezogen. Der heutige Bestand ist: Universitätsarchiv Wien S164.148 (Ottonen), S164.210, S164.211, S164.276 (Wasgonia), S164.26, S165.189 (Palaio-Austria/Athesia), S165.136 (Karolinger), S164.217 (Wikinger); Staatsarchiv Wien XV-8006 (Palaio-Austria/Athesia); Landesarchiv Wien A32.5830 (Palaio-Austria), A32.6009 (Ottonen), A32.6025 (Woelsungen), A32.6098 (Karolinger).. Zudem Akten des Archivs der TU Wien, AT TUWA 01.04 Vereine, Karton 7, Corps Ottonen, Corps Wasgonia, dakV Wikinger.
[5] Zu den sozial-gesellschaftlichen Hintergründen siehe Walter Rabe (Anm. 2) S. 12 ff.; Peter Platzer, „Der Kurier des Kaisers“ – Othmar Alfred von Slawik, in Studentica Helvetica, Documenta et Commentarii, Nr. 34, München 2019, S. 163 – 186.
[6] Wasgonia führte ein schwarz-blau-goldenes Band mit rotem Vorstoß und eine graue Mütze. – Ab 1925 scheint Kaiser Karl nicht mehr als oberster Bandinhaber auf. Dies dürfte nicht nur mit seinem Tode am 1. April 1922 in Verbindung stehen.
[7] Siehe handgesticktes Wappenbild, in Circular Corps Arminia Turicensis zu Wien, Folge 22, Seite 1; siehe auch Stiftungsfestrede von Alois Dichtl vom 18. Juni 1924, wo er aufzählt: Wasgonia, Wikinger, Ottonen, Maximiliana, Karolinger.
[8] Schreiben vom 10. Oktober 1922 von Harung, ehemals Pagat, wahrscheinlich F. Womaczka; Wasgonia führte in ihren Anfängen noch Biernamen.
[9] Wirth (Anm. 1), S. 51.
[10] Dr. Ferdinand Pawlikowski und Josef Filips mit Sicherheit (s. Wirth, Anm. 1, S. 51). Letzterer wurde von der Wasgonia aber auf der Mitgliederliste 1924 noch geführt.
[11] Kaisertreu bedeutete Ablehnung der Republik Österreich. Auch die österreichischen Verbindungen des CV galten als „national“. Teilweise traf das auch auf die WSC-Corps zu. Das Corps Raetia verlangte ab 1933 ein Bekenntnis zur österreichischen Nationalidee.
[12] Danubia Graz, gegr. 17. Mai 1921 mit legitimistischer Tendenz; vgl.: Dieter Scheiner, Corps Danubia Graz, Beiträge zur Corpsgeschichte, Graz 2016.
[13] Um dem zu begegnen, versuchte man, die Pennalverbindung Habsburg (gegr. SS 1922, Gründungsdatum 1. April1922, am Todestag Kaiser Karls, weiss-blau-gold) zur Keilverbindung zu machen, was aber anscheinend nicht gelang; vgl.: Heinrich Obermüller, Aufbruch und Untergang, Bd. 2, Tradition und Zukunft V, Wien 2000, S. 834.
[14] Chargiertenbericht über das WS 1924/25 Ottonen Wien; Schreiben November 1925 Erich Tjuka.
[15] Von den CB konnte man vier nicht halten; einer von ihnen, Aristides Melingo Edler von Saginth, ging zum Corps Raetia.
[16] Dichtl Edler von Jörgenrauth trat vor 1926 aus. Namentlich Persönlichkeiten aus den legitimistischen Reihen reagierten auf „politische Veränderungen“ sehr sensibel, so die Bandniederlegung Danubiae durch Viktor Dankl 1933, dito Baron Vever de Verdun, dito Baron Trauttenberg vor 1933, Bandniederlegung Wasgoniae Prinz Johannes von und zu Liechtenstein vor 1926, Bandniederlegung Woelsungen Baron Vever de Verdun vor 1932, dito Wladimir von Bernath vor 1931, dito Eduard von Liszt 1935, Band Palaio-Austria/Athesia Generalsmajor a. D. W. Heller 1926.
[17] Aus den eigenen Reihen stammten nur fünf Alte Herren.
[18] Die Mützenfarbe wurde von grau zu blau gewechselt.
[19] 1925 weigerten sich Wasgonia, Ottonen, Wikinger und Palaio-Austria dem Wiener Waffenring beizutreten, vgl.: G. Wirth, Beiträge zur Geschichte des Corps Posonia zu Wien, Bd. 1, Klingnau 1997, S. 47. Der Wiener örtliche Waffenring wurde Ende SS 1921 von den Corps und Landsmannschaften gegründet. Die Burschenschaften schlossen sich Ende SS 1923 an.
[20] Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Hellmuth Chlebowsky-Bonelli vom 8. Januar 2021
[21] Man wählte ein gold-schwarz-blaues Band mit rotem Vorstoß und eine blaue Mütze.
[22] Alle drei gingen wieder „zurück“ zu den Wikingern.
[23] Technische Verbindung Bauhütte, gegr. 23. April 1894, 1908 Abspaltung einer Deutsch. Techn. Kons. V. Alania mit schwarz-grün-goldenem Couleur, 1916 Namensänderung in Askania, Oktober 1921 Corps, 1930 Verschmelzung mit Landsmannschaft Normannia.
[24] DSC: 1920 gegründet als Deutsch-Völkischer Verband, dessen Mitglieder sich dem Rudolstädter Senioren-Convent anschlossen. In Österreich gehörte auch Hilaritas Wien an.
[25] Dafür trat Erich Tjuka zu den Wikinger über.
[26] Man wählte die Farben Schwarz-Gold-Grün, beim Band mit rotem Vorstoß, und eine grüne Mütze.
[27] Woher die von Walter Rabe portierte Gründungsgeschichte stammt, bleibt unklar. Karl Burian war erst ab SS 1923 immatrikuliert.
[28] Nach zwei Semestern wechselte er zurück; 1930 trat er zusammen mit Kurt von Keller wieder bei.
[29] Es scheint immer wieder Brüder gegeben zu haben, die bei verschiedenen Corps auftauchen: Hermann Felsinger (Wasgonia), Wilhelm Felsinger (Ottonen), Eugen Redl (Ottonen), Friedrich Redl (Wikinger).
[30] Der bei den Wasgonen aber bis 1926 sicher noch geführt wurde.
[31] Schon 1924 gründeten Ottonen die Pennalcorps Ostmarkia, Hubertia und Robertia, die Nachwuchs liefern sollten.
[32] Ch. Scheiber von Austria Wien, Ernst Prosl von Chodelbach vom Pflug, J. V. Wotypka von der Nibelungia, vorher Herulia (MKV), wo er Mitglied blieb.
[33] Im Gegensatz zu den anderen Corps kannte das Corps Woelsungen nie einen Arierparagraphen.
[34] Im „Ritterlichen Ehrenschutz“ von Busson aus dem Jahre 1907, Art. 138. heißt es: „Protokolle über die Erledigung der Ehrenangelegenheit selbst werden grundsätzlich von beiden Parteien in vollkommen gleichlautenden Ausfertigung erstellt und sind von allen vier Vertretern zu zeichnen. Doch gibt es auch einseitig verfasste und gezeichnete Protokolle, und zwar im Falle der Weigerung des Geforderten, eine Vertreterbesprechung zu beschicken oder der grundlosen Ablehnung der Forderung“. Freundliche Mitteilung vom 22. Januar 2021 von Dr. Peter Hauser. Hier wurde das einseitige Protokoll gegen den Forderer gemacht.
[35] In der Berichterstattung in: „Der Österreicher“, 1933, Folge 36, 6. September, S. 7, wird noch ein Corps Austria erwähnt, das nicht identifizierbar ist. Kontakte zwischen Angehörigen der Corps des Wiener S.C. und den Ottonen gab es auf persönlicher Ebene mehrere. Der EPh des Corps Raetia Aristides von Saginth war mit Drahowzal und Schidler bei Wasgonia aktiv gewesen. Der ältere Bruder von Willy Klein war Märker.
[36] Weitere Details s.: Prosl (Anm. 2), S. 99 ff.; Peter Platzer (Anm. 7), S. 170 ff., 176 ff.
[37] Volksgerichtsurteil vom 7., 8. und 9. Dezember 1943 (8J324/39g; 5H110/43) S. 2 – 3; vgl.: Christian Prosl von Chodelbach, Tödliche Romantik (Anm. 2), S. 106 – 109; ders., Karl Burian und das Corps Ottonen, in: Sebastian Sigler, Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler, Berlin 2015, S. 390.
[38] Man führte gemäß Statuten die Farben schwarz-gold-blau mit blauer Mütze. Ob Wasgonen an der Gründung beteiligt waren, lässt sich mangels Unterlagen nicht sagen.
[39] Die ersten Statuten von Wasgonia, Wikinger, Ottonen und Karolinger waren praktisch deckungsgleich, einzig bei den Zielsetzungen gab es Unterschiede.
[40] Das Einreichungsdatum ist unbekannt. Da die Bewilligung am 2. September erfolgte, dürfte die Einreichung der Unterlagen wohl vor dem 22. August, dem Gründungsdatum der Ottonen, erfolgt sein.
[41] Schreiben E. Drahowzal vom 5. Mai 1923.
[42] Auch hier gibt es im Landesarchiv Wien nur Aktennummern ohne Akten.
[43] Das Corps führte die Farben rot-schwarz-gold (beim Band mit rotem Vorstoss) mit roter Mütze.
[44] Einen Corpsphilisterverband kannten auch die Woelsungen und die Ottonen, die anderen Corps nicht.
[45] Landesarchiv Wien A32-5830 (auch Akropolis).
[46] Im Landesarchiv Wien existiert eine Aktennummer für eine „Vereinigung deutscher Kunstakademiker Skalden“, leider ohne Akten.
[47] Man führte die alten Farben Schwarz-Weiß-Gold mit weißer Mütze. Der Vorstoss beim Band war gold. Man beschloss damals auch im Herbst dem deutschen Burschenbund beizutreten, was aber kaum erfolgt sein dürfte.
[48] Auf Otto Braun geht die Darstellung zurück, dass es eine Fusion von Akropolis mit einem Corps Palaio-Austria gab, das durch eine Umwandlung des Vereins Alt-Österreich entstand, vgl.: Von Akropolis zu Ostarrichi, Wien 1995, S. 5 f.; diese Darstellung ist nicht nachzuvollziehen. Es tauchen bei der konstituierenden Sitzung nur Leute von Akropolis auf. Wieso ein Verein aus Militäroffizieren sich – ohne Studenten – in ein studentisches Corps umwandeln sollte, ist unlogisch. Zudem bestand der Verein Alt-Österreich weiter.
[49] Von Weiss auf Schwarz.
[50] Protokoll vom 4. November 1926. Man wollte sich auch einem reichsdeutschen Corpsverband anschließen.
[51] „Reflektiert nach wie vor auf ein engeres Zusammengehen“, Schreiben L. Krausz-Wienner vom 23. August 1932.
[52] Wichtiger wäre in dem Zusammenhang die Mitgliedschaft von Johannes Prinz von Liechtenstein, der 1926 auch das Band erhielt und Ehrenpräsident des Reichsbundes war. Beim Kaiserkommers 1927, wo Prinz von Liechtenstein als Festredner auftrat, scheint Athesia nicht auf, dagegen neben den Ottonen die KÖL Maximiliana. Das gleiche Bild zeigt sich auch 1929.
[53] S.h. die Berichterstattungen in „Der Österreicher“, Organ des Reichbundes der Österreicher, Jahrgänge 1926 bis 1938.
[54] Woelsungen führte ein rot-blau-goldenes Band mit einer weißen, später schwarzen Mütze.
[55] Auch in der Einladung in „Der Österreicher“, 1933, Folge 11, 17. März, S. 4, ist vom 15. Stiftungsfest die Rede.
[56] Peter Krause, Studiosus Austriacus, Handbuch des österreichischen Korporationswesens, Tradition und Zukunft, Band 11, Wien 2007, S. 228. Fohler schrieb nur von Burschenschaft Wiking, Walter Rabe interpretierte dies als KDB. Die Unterlagen der KAB Wiking sind sehr lückenhaft, womit der Vorgang nicht nachvollzogen werden kann. Freundliche Mitteilung von Norbert Blaumoser vom 8. Mai 2021.
[57] Gemäss der W.S.C. Constitution, Punkt 2, mussten die Farben des W.S.C. Schwarz-gold in den Farben der angeschlossenen Corporationen aufscheinen. Das erfüllte Woelsungen nicht. Trotz mehrfacher Diskussionen konnte Woelsungen die Farben behalten.
[58] Im Privatbesitz von Professor Friedrich Chlebecek, Klosterneuburg, dem für die freundliche, leihweise Überlassung gedankt sei.
[59] Das Datum ist nicht klar. Einerseits steht im Budenbuch 20. April 1937, andererseits SS 1938.
[60] Die Selbstauflösung hat nichts mit einer Anerkennung des Anschlusses an Deutschland zu tun oder gar der Meinung, der Daseinszweck sei erfüllt, sondern dass man den Massnahmen der neuen Machthaber zuvorkommen und auch das Vereinsvermögen sichern wollte; s. h. Robert Hein, Marchia, Raetia, Ottonen und Carolina als anschlussfreudige Studentenverbindungen im Jahre 1938, in Wiener Geschichtsblätter, Wien, 1982, S. 112 – 114.
[61] Schreiben Erich Tjuka, November 1925. Das Corps Saxonia besitzt aus jener Zeit wegen Bombentreffers keine Akten mehr; freundliche Mitteilung vom 29. Juni 2021 von H. Deutschmann.
[62] Schreiben Erich Tjuka, November 1925.
[63] Die Dimission wurde später aufgehoben. Spätestens ab 1934 verkehrten Ottonen wieder bei den Woelsungen und einige erhielten sogar deren Band.
[64] Das Corps Ottonen sollte ausdrücklich nicht wieder reaktiviert werden, siehe hierzu: Peter Platzer (Anm. 7), S. 170.
[65] Athesen tauchten hier nicht auf.
[66] Robert Hein, Liberale Corps und Burschenschaften in Wien, in Beiträge zur Geschichte des Bundes der kath.-österr. Landsmannschaften und seiner Korporationen, in: Beiträge zur österreichischen Studentengeschichte, Bd. 4, Wien 1978, S. 34.
[67] Akten der Vereinsbehörde, Landesarchiv Wien A32.16651, „Amelungia“. Das geschah auf Weisung des Bundesministeriums, Generaldirektion für öffentliche Sicherheit, das dann auch die Berufung ablehnte.
[68] Landesarchiv Wien A32.2068, „Amelungia“. Die Proponenten waren jetzt Dr. N. Bettelheim Raetiae und Dr. P. Schweizer Raetiae. Dr. L. Bestermann wurde anschließend AH-Obmann. Am 17. Januar 1964 wandelte man sich in ein Jagdcorps um, sistierte 1965 und löste sich am 14. September 1969 auf. Probleme macht die von Otto Braun niedergelegte Geschichte des Corps unter dem Titel: Vom Corps zum Jagdcorps, Aus der Geschichte der Amelungia, Wien 2005; die hier niedergelegten Ausführungen widersprechen allen Unterlagen, vgl. dazu: Robert Hein, Liberale Corps (Anm. 50) S. 34; 75 Jahre Raetia, Wien 1987, Robert Hein, Raetergeschichte.
[69] Otto Braun gibt an, bei dieser Reaktivierung als einziger Aktiver mitgemacht zu haben, vgl.: Von Akropolis zu Ostarrichi, Wien 1995, S. 18 f. Er scheint aber nirgends auf, zudem war er damals Mitglied der Wiener Landsmannschaft Styria und später beim Corps Hilaritas. Seine Angaben sind daher wohl unrichtig. Zur problematischen Biographie von Otto Braun insgesamt: Peter Krause, Otto R. Braun, in Acta Studentica 49, 2008 (2018), 18 – 20.
[70] Walter Rabe (Anm. 2), S. 37.