Gaudeamus igitur mit ChatGPT

Als Großmeister der echten Wiener Bieroper ist er weithin bekannt: Franz Luger. Als Grinzinger Original darf er sicher bezeichnet werden – dort lebt er, dort führt er auch seine berühmten Bierschwänke auf. Zudem ist er immer gut für ein Versepos voll des hintersinnigen Humors. Nun also hat sich Franz Luger, der übrigens Alter Herr der Nibelungia Wien im ÖCV ist, daran gemacht, die künstliche Intelligenz von ChatGPT für studentische Zwecke zu testen. Das Ergebnis ist erstaunlich. Hier sein Bericht:

Sehr viel wird gegenwärtig über KI kommuniziert, die künstliche Intelligenz also. Da dachte ich mir als betagter Philister von 73 Lenzen während eines regnerischen Urlaubstages, dass dieses Thema doch auch aus couleurstudentischer Sicht interessant sein müsste. Mein Tablet-Computer war im Urlaubsgepäck vorhanden, also begann ich online nachzuforschen, was eigentlich ChatGPT bedeutet. Die Abkürzung GPT stehe für „Generative Pre-trained Transformer“, so war zu lesen, und das solle sich darauf beziehen, wie dieses Computerprogramm Anfragen verarbeitet und Antworten formuliert.

Diese Antwort sagte alles – und nichts. Also galt das Motto „Probieren statt Studieren“, und ich begann, nach dieser Intelligenz zu suchen. Sogleich landete ich auf der Internetseite Chat.openai.com. Schnell waren die Anwendungen für diese Seite auf meinem Tablet installiert, und ich begann die KI-Algorithmen zu testen. Meine erste Frage an die KI-gestützte Plattform ChatGPT lautete:

„Was bedeutet Gaudeamus igitur?“

In Sekundenschnelle kam die Antwort: „Gaudeamus igitur“ ist eine lateinische Phrase, die übersetzt „Lasst uns also fröhlich sein“ oder „Lasst uns also jubeln“ bedeutet. Diese Phrase stammt aus einem Studentenlied gleichen Namens, das oft bei akademischen Feierlichkeiten, Abschlusszeremonien oder festlichen Anlässen in Bildungseinrichtungen gesungen wird.

Der Text des Liedes handelt von den Freuden des Studentenlebens, der Freundschaft und der Freude am Lernen. Es ist eine traditionelle Hymne, die in vielen Kulturen und Ländern mit akademischen Traditionen bekannt ist.“ Ganz perplex ob diese Schnelligkeit stellte ich meine nächste Frage:

„Wer war Zwerg Perkeo?“

Zwei Sekunden später las ich auf meinem Bildschirm folgende Antwort: „Zwerg Perkeo, eigentlich Clemens Pankert, war eine historische Figur und eine berühmte Persönlichkeit aus Heidelberg, Deutschland. Er lebte im 18. Jahrhundert und wurde aufgrund seiner außergewöhnlichen Trinkfestigkeit und seiner humorvollen Persönlichkeit bekannt. Perkeo war ein Hofzwerg und Hofnarr des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz.

Sein Name ‚Perkeo’ leitet sich vom lateinischen Ausdruck ‚per quod’ ab, was so viel wie ‚durch welches’ bedeutet. Er soll angeblich die Antwort ‚per quod’ auf die Frage gegeben haben, wie er so viel Wein trinken könne, was humorvoll darauf hinwies, dass Wein seine Quelle der Lebenskraft sei. Heute wird die Figur des Zwerg Perkeo oft mit dem Fass am Eingang des Heidelberger Schlosses in Verbindung gebracht, da er symbolisch mit dem Weingenuss und der Heidelberger Tradition des Weins in Verbindung gebracht wird.“ Abgesehen von mininalen Schwächen im Satzbau war das sehr solide. Also startete ich einen dritter Versuch, die Leistungsfähigkeit dieses Programms zu testen, und zwar mit folgender Frage:

„Welche historische Bedeutung hat der Karzer in Heidelberg?“

Die Antwort kam abermals nach zwei Sekunden: „Der ‚Karzer’ in Heidelberg war ein historisches Studentengefängnis, das an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg existierte. Es wurde im 18. Jahrhundert eingerichtet und diente dazu, Studenten, die gegen Disziplinarregeln oder Verhaltensstandards der Universität verstoßen hatten, zu bestrafen.

Der Karzer war ein Ort, an dem diejenigen Studenten eingesperrt wurden, die in Schlägereien, Duellen oder anderen Unruhen involviert waren oder gegen Verhaltensregeln der Universität verstoßen hatten. Die Aufenthaltsdauer im Karzer war normalerweise relativ kurz, oft nur einige Tage, aber der Aufenthalt dort galt als erniedrigende Strafe und war eine Art Warnung für andere Studenten.

Heute ist der Karzer in Heidelberg eine touristische Sehenswürdigkeit und Teil des Heidelberger Universitätsmuseums. Besucher können den Karzer besichtigen, um einen Einblick in die studentische Geschichte und Tradition der Universität zu erhalten.“ Das war mehr, als ich erwartet hatte. Und nun wollte ich versuchen, die Algorithmen dieses Systems wirklich herauszufordern. Daher formulierte ich folgenden konkreten Auftrag:

Schreib’ mir ein Gedicht wo folgende Begriffe vorkommen: Heidelberg, Zwerg Perkeo, Karzer, Schloss, Studentenbuden.

Nach 4 (in Worten: vier!) Sekunden erhielt ich folgendes Gedicht:

In Heidelbergs Gassen, alt und weise, / Da thront ein Schloss, zur Ehr erweise,

Mit Türmen stolz, dem Himmel nah, / Ein Anblick, der die Herzen rührt, jaha!

In seinem Hof, ein Zwerg so klein, / Perkeo genannt, erhebt sich fein.

Ein Lächeln breit, ein Fass in Hand, / Der Wein, sein Freund, im ganzen Land.

Die Studenten ziehen froh vorbei, / Gelächter hallt im Sonnenschein,

Doch mancher endet in des Karzers Mauern, / Wo Regeln streng das Leben lehren.

Studentenbuden, schlicht und klein, / Wo Lachen, Lernen, Freundschaft sein.

In diesen Räumen, Tag und Nacht, / Wurden Träume und Pläne gemacht.

Heidelberg, du Perle am Neckarstrand, / Mit Schloss, Zwerg Perkeo, im Studentenland,

Die Karzermauern erzählen still, / Von einer Zeit, die nie verweilt.

Die Studentenbuden, so manch‘ ein Lied, / Vergangenheit und Zukunft knied,

In Heidelbergs Gassen, alt und weise, / Lebt die Geschichte auf leisen Reisen.“

Dieses Ergebnis versetzte mich sehr in Erstaunen. Natürlich ist da manche Zeile zu bemängeln, Metrum und Endreim passen nicht immer zusammen. Aber die Schnelligkeit, mit der diese Zeilen entstanden waren – die faszinierte mich enorm. Mit ChatGPT kann man offensichtlich in Sekunden Auskünfte über die eigentlich wichtigen Dinge im Leben erhalten, und da fiel mir gleich etwas ein. Ich ließ diese Anweisung unverzüglich folgen:

Komponiere ein Lied über Bier.

Die Antwort kam blitzschnell – und das Versmaß stammte überraschenderweise aus der Rockmusik. Soviel sei hier verraten. Aber mehr noch nicht. Wer mehr über Studentenlieder erfahren möchte, die mit ChatGPT erstellt wurden, der ordere den neuen Tagungsband der Arbeitskreises der Studentenhistoriker, der die Tagung in Würzburg, 2022, behandelt und in dem weitere amüsante Texte zu finden sind. Auch ein komplett in lateinischer Sprache verfasstes Lied, mit KI völlig neu erstellt, wird darin zu finden sein.

Den Tagungsband bestellen? Ganz einfach: akst@sebastiansigler.de!

Unseren Indexbild liegt eine Graphik von Gerd Altmann zugrunde, die der freundlicherweise über Pixabay kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Dankeschön!

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