Heidelberg & Rostock: Unser neuer Tagungsband erscheint

Am 17. Oktober erscheint unser neuer Doppelband. Er ist Teil unserer Reihe „Beiträge zur Studenten­geschichte“; enthalten ist eine ganze Reihe von Vorträgen der 83. deutschen Stu­dentenhistorikertagung in Rostock 2023 sowie der 84. deutschen Studentenhistorikertagung in Hei­delberg. Letztere Tagung weist dabei zwei Besonderheiten auf: Es handelte sich um unser Jahrhundertjubliläum, und zugleich war’s die zehnte Europäische Stu­dentenhistorikertagung.

Unsere heute mit großer Akribie und Sorgfalt betriebene Studentengeschichte ist eine Spezialwissenschaft unter dem Dach der Geschichtswissenschaft. Es zeichnet sie aus, daß hier auch Stu­dentenhistoriker forschen, deren ursprüngliches Examen in einer anderen Fakultät abgelegt wurde. Wer aus einer an­deren akade­mischen Disziplin kommt und dann in der Studen­tengeschichte forscht, hat als Forscher den klaren Blick von außen, er ist vor Be­triebsblindheit gefeit. Das ist eine besondere Stärke, nicht etwa ein Makel. Der Studentenhistoriker ist ein Spezialist seiner Zunft, auch wenn er in einer anderen Fakultät examiniert wurde, und eben kein weniger qualifizierter Quereinsteiger. Unsere Gegner, an denen es an deutschen Universitäten gewiß nicht man­gelt, sollten an dieser Stelle gut aufmerken – doch nicht nur sie. Es gibt auch Vertreter aus den eigenen korporierten Reihen, denen diese Er­kenntnis keine Selbstverständ­lichkeit zu sein scheint. Es ist, übertragen gesprochen, derzeit weniger denn je angebracht, auf einem hohen Roß zu sitzen.

Couleurkarte des AKSt zu seinem hundertjährigen Bestehen; abgebildet sind die beiden Gründer, Fritz Ullmer und Georg Schmidgall @ Wilstermann

Unter dem guten Stern der Wissenschaft beging der AKSt die festliche Tagung anlässlich des 100jährigen Bestehens viertägig, vom 10. bis 13. Oktober 2024. Für den 18. Oktober 1924 hatten Georg Schmidgall und Fritz Ullmer, die Gründer des AKSt, zur ersten Studentenhistorikertagung nach Stutt­gart geladen. Ein­drücke vom Jahrhundertjubiläum, das in Heidel­berg begangen wurde, stehen am Beginn des hier vorge­leg­ten Doppelbandes. Diese besondere Tagung wurde durch  ei­nen bescheidenen, aber durch die musikalische Begleitung erhe­benden Festakt in der Heiliggeistkirche Heidelberg unvergesslich; Prof. Dr. Klaus-Peter Schroeder, Frankonia Heidelberg, hielt im Talar seiner Fakultät eine Festrede rund um das studentische Leben am Vorabend des Ersten Weltkrieges – also so, wie es zu seiner Blü­tezeit war –, die noch lange in Erin­nerung bleiben wird.

Zwei Verstorbene verdienen eine gesonderte Erwähnung – zuerst Klaus Gerstein, der den AKSt von 1986 bis 2009 mit großem Geschick und einer noch größeren Vision von der Gemeinschaft aller Studentenhistoriker über alle trennenden Gräben hinweg lei­tete und die Grundlagen für eine gute Zukunft legte. Einer der größten Studentenhistoriker überhaupt, und so darf Prof. Dr. Dr. Harald Lönnecker wohl genannt werden, ist im sel­ben Atemzug zu nennen. Er gab zu Lebzeiten sein „imprimatur“ für einen Aufsatz über Rostock, die dortige Universität und die dor­tigen Verbindun­gen, der mehrfach verschoben werden mußte. Endlich kann dieses nachge­lassene Werk nun gedruckt werden – zugleich geschieht das zu seinem Andenken. Dieser Aufsatz ist zugleich der Eckstein der Erträge der 83. deutschen Studenten­historiker­tagung in Rostock. Zwar konnten diese aus ganz unter­schiedlichen Gründen für den hier vorgelegten Doppelband nicht vollständig zusammenge­stellt werden, doch soll an die Rostocker Tagung durchaus erinnert werden – auch in diesem Band. Dem Jahrhundertjubiläum des Jahres 2024 ist es dabei geschuldet, daß wir die umgekehrte Reihenfolge wählten und den Bericht über Rostock an den Schluß dieses Buches stellten.

Festakt des AKSt anläßlich seines 100jährigen Bestehens am 11. Oktober 2024 in der Heiliggeistkirche in Heidelberg

Der AKSt wird im kommenden Jahr sein Jubiläum wissenschaftlich begehen – auch 102 Jahre nach der Gründung ist es dafür keineswegs zu spät. Georg Schmidgall, einer der beiden Gründer, gehörte der Verbindung Normannia Tübingen an. Wie immer war es den Autoren freigestellt, die klassische Rechtschreibung nach Conrad Duden oder eine der verschiedenen reformierten Schreib­weisen zu ver­wen­den; Gendersprache lehnen wir indessen ab – wir sind so frei. Der Band kann ab dem 20. Oktober 2025 über die wohlbekannten Kanäle bezogen werden.

Sebastian Sigler, Michael Hacker: Karzer, Festakt, Wissenschaft – 100 Jahre Arbeitskreis der Studentenhistoriker

Fritz Ullmer †: Das Hanfrieds Ansprache an die Teilnehmer der 8. deutschen Studentenhistorikertagung, Jena 1931

Stefan Greiwe: „Vom Königstuhl zum heil’gen Berges Rücken“ – zur räumlichen Fiktionalisierung Heidelbergs in ausgewählten Studentenromanen

Oliver Mohr: Carl Joseph Anton Mittermaier, Präsident des Vorparlaments der Paulskirche 1848

Helma Brunck: „Im Geiste als ein Volk…“ – wie die Burschenschaft Heinrich von Gagern prägte

Benjamin D. Miller: Friedrich von Klinggräff, Alexander Spengler, Adolph Hirsch – drei Heidelberger Studenten in der Badischen Revolution 1848

Harald Lönnecker †: Älter, kleiner, zweite Wahl? – Rostocker Studentenvereinigungen von 1815 bis 1945

Christof Frey: Der Zofinger Martin Disteli – Zeichner, Maler und politischer Karikaturist im Vormärz

Christian Brändli: Das Paukwesen in der Schweiz

Renate Reimann: Der Triglav – eine slowenische Studentenverbindung in Graz

Reinhold Reimann: Karl Mullé – berühmter Sänger zur Gitarre, legendärer Wirt eines Grazer Studentencafés

Reinhard Prölß: „Im Westen und Osten viel Neues“ – die abenteuerliche Reise der Dr. Walter Prölß

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